Clancy, Tom
schlechte internationale Presse, nicht nach all dem
PR-Rummel, den er derzeit veranstaltet. Der URC hat sich doch hier seit acht
oder neun Monaten sehr ruhig verhalten. Tatsächlich läuft auf der Straße sogar
das Gerücht um, dass der URC für die Sache in der schwedischen Botschaft gar
nicht verantwortlich war.«
»Zumindest
war sie nicht genehmigt«, sagte Dominic.
»Ah, ich
verstehe. Ein abgeschnittener Kopf und abgetrennte Füße sind doch ein ziemlich
drastisches Exempel, nicht wahr? Aber es könnte noch schlimmer sein.
Normalerweise säbeln sie solchen Typen auch das Gemächt ab. Das Apartment, in
dem euer Bursche auf klein getrimmt wurde, liegt in der Nähe der Al Khums Road.
Ziemlich verschworene Gemeinschaft in der Gegend. Und wie ich gehört habe,
stand die Wohnung zum Tatzeitpunkt leer.«
»Von wem
hast du das alles erfahren?«
»Kenne da
ein paar französische Expats, die mit Polizisten befreundet sind.«
»Sie
benutzten das Apartment also nur, weil es günstig gelegen war, denkst du?«,
fragte Dominic. »Als Fotostudio?«
»Ja. Das
arme Schwein wurde wahrscheinlich woanders abgemurkst. Ihr habt es im Internet
gesehen? URC oder UFG?«, sagte Archie und meinte mit UFG die Libyan Islamic
Fighting Group.
»URC«,
bestätigte Brian. »Gibt es noch andere, die vom URC mit dem Job beauftragt
worden sein könnten?«
»Viele.
Muss sich nicht mal um eine Gruppe handeln. In der Medina - der Altstadt - gibt
es Kriminelle, die dir für zwanzig US-Dollar die Kehle durchschneiden. Und
damit meine ich nicht einen Raubüberfall, sondern einen Auftragsmord, versteht
ihr? Aber die Fotos - das wirkt nun doch ein bisschen aufgemotzt für einen
Routinekill.«
»Warum
haben sie dann die Sache nicht einfach in der Medina durchgezogen?«, fragte
Brian. »Sie töten ihn, fotografieren alles und werfen die Leiche auf der Straße
aus dem Auto.«
»Dann
hätten die Bullen doch in die Medina gehen müssen, verstehst du? So, wie es
jetzt gemacht wurde, können alle so tun, als hätte sich die Sache woanders abgespielt,
und das natürliche Gleichgewicht bleibt erhalten. Auf wie viele Homepages sind
die Fotos gestellt worden?«
»Wir haben
sie auf sechs Websites gefunden«, sagte Dominic.
»Na gut,
es gibt hier sehr viele kleine Internet-Dienstleister, aber die Gruppen, die
solche Websites managen, übernehmen normalerweise auch das Webhosting mit einem
obskuren Server, sodass sie jederzeit einpacken und weiterziehen können -
physisch und elektronisch. Wenn der URC den Mord extern in Auftrag gegeben hat,
werdet ihr wenig Glück haben. Wenn sie den Mord selbst ausführten, bedeutet es,
dass der Befehl von weiter oben in der Hierarchie kam. Bei dieser Art von Job
überlassen sie nichts dem Zufall. Wenn das der Fall ist, wird es wahrscheinlich
eine Überlappung geben — irgendein örtlicher URC-Hauptmann, der in Verbindung
mit einem der mobilen Hosts steht.«
»Ich
vermute mal, den Auftragnehmer werden wir nicht in den Gelben Seiten finden?«
»Du
vermutest richtig. Vielleicht kenne ich den Mann. Lasst mich mal ein paar
Anrufe führen. Wo seid ihr abgestiegen?«
»Im Al
Mehari.«
Archie
blickte auf die Armbanduhr. »Treffen wir uns dort um fünf. Auf einen Drink.«
Er kam eine Stunde früher in seinem eigenen Auto. Es war ein
forstgrüner Opel, Baujahr Mitte der Achtziger, und wie fast alles in Tripolis
war auch der Wagen mit einer dünnen Schicht von rotbraunem Staub bedeckt.
»Habt ihr
einen Mietwagen?«, fragte Archie, während er in westlicher Richtung in die Al
Fatah Street einbog, begleitet von wildem Gehupe und kreischenden Bremsen.
»Wow!«, brüllte Brian auf dem Rücksitz. »Hier gibt's keine
Verkehrsregeln«, erklärte Archie gelassen. »Man könnte es als einfachste Form
von Darwinismus bezeichnen. Es überleben nur die fittesten Fahrer. Also:
Mietwagen?«
»Nein, wir
haben noch keinen.«
»Wenn wir
für heute fertig sind, könnt ihr diesen Wagen hier nehmen und mich an der
Botschaft absetzen. Aber achtet auf den zweiten Gang, der springt manchmal
raus.«
»Nehmen
wir gern an, aber nur, wenn du den Wagen nicht heil zurückhaben willst.«
»Das hier
ist der Feierabendverkehr. In ein paar Stunden wird es viel ruhiger zugehen.«
Die Medina von Tripolis hat zwar eine moderne Umfassungsmauer,
wurde aber während der osmanischen Herrschaft erbaut. Sie ist ein wahres
Labyrinth und diente über Jahrhunderte hinweg nicht nur dem Handel, sondern
auch dazu, Eindringlinge abzuschrecken. Die Medina liegt
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