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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Poorten. Wann haben Sie Ihren Sohn zuletzt gesehen?«
    »Am Freitag nachmittag. Er hat noch mit uns Kaffee getrunken, wie er von der Arbeit kam. Dann ist er duschen gegangen, und dann war er in seinem Zimmer. Ich habe seinen Fernseher laufen hören.« Ihre Stimme verlor sich.
    »Meine Frau und ich haben freitags Kegeln«, kam ihr Mann zu Hilfe. »Wir sind um halb acht gegangen.«
    »Ralf muß kurz nach uns weg sein«, erinnerte sich die Mutter. »Ich hatte ihm Schnittchen gemacht, aber die standen noch auf dem Küchentisch, als wir nach Hause gekommen sind.«
    »Wann war das?«
    »So zwölf, halb eins.«
    »Haben Sie noch mehr Kinder?« fragte Astrid. »Oder wohnt noch irgend jemand mit Ihnen hier, der Ralf gesehen haben könnte?«
    Wolfgang Poorten schüttelte den Kopf. »Wir haben noch eine Tochter. Aber die war Freitag gar nicht zu Hause. Die geht in Kleve aufs Gymnasium, die Sigrid, und wenn die am Wochenende was vorhat, dann bleibt sie schon mal über Nacht bei ihrer Freundin.« Er verzog das Gesicht. »Aber die wußte auch nicht, daß Ralf irgendwohin wollte. Wir haben auch alle Nachbarn gefragt, ob die ihn noch gesehen haben, aber … nix.«
    »Mir hat er gesagt, er wollte sich einen ruhigen Abend machen«, flüsterte die Mutter.
    »Bleibt Ihr Sohn öfter über Nacht weg?«
    »Nein, einfach so hat er das noch nie getan.«
    »Er ist ein guter Junge«, sagte der Vater.
    »Was hat er beruflich gemacht?« fragte Toppe.
    »Er ist Bootsbauer. gewesen. Im letzten Lehrjahr, bei Roeloffs in Niedermörmter. Da hab ich auch schon angerufen. Die wußten von nix.«
    »Könnte er sich mit Freunden getroffen haben?«
    »Ja, sicher, vielleicht, aber ich kann nicht sagen.«
    »Unsere Tochter«, unterbrach ihn seine Frau, »die weiß besser, mit wem Ralf so zusammenkam.«
    »Sie ist nicht zu Hause?«
    »Nein, die hat heute abend Segelkurs.«
    Toppe schälte sich umständlich aus seinem Parka. Das Zimmer war überheizt, und die Wärme vernebelte ihm den Kopf.
    »Können Sie uns das Motorrad beschreiben?«

    Wolfgang Poortens Augen blitzten kurz auf. »Es ist eine alte R 25, ein einmaliges Stück. Super gepflegt. Hat Ralf von seinem Opa geerbt, der Vater von meiner Frau. Ist selbst schon tot. Der Junge hat die Maschine gehütet wie seinen Augapfel und ist auch immer sehr vorsichtig gefahren. Deshalb kann ich auch nicht verstehen, wie.«
    Die Frau schluchzte auf.
    »Na ja«, meinte Astrid, »das Wetter im Moment.«
    »War Ihr Sohn vielleicht in einem Motorradclub?« fragte Toppe. »Ich meine, ich hätte mal gehört, daß es so was in Kleve jetzt auch gibt.«
    »Nicht, daß ich wüßte, oder Brigitte?«
    Sie zuckte die Achseln. »Doch, ich glaube, der hat sich schon mal mit so Leuten getroffen.«
    »Ach ja«, fiel es dem Vater wieder ein, »mit denen war er ja auch voriges Jahr auf dem Elefantentreffen.«
    »Können Sie sich an irgendwelche Namen erinnern?«
    »Nein.«
    Toppe stand auf. »Ich danke Ihnen für heute. Wir werden uns morgen im Laufe des Tages wieder bei Ihnen melden.«
    Astrid hängte sich ihre Tasche über die Schulter und ging zur Wohnzimmertür. »Können Sie uns bis dahin wohl ein Foto von Ihrem Sohn heraussuchen, und vielleicht haben Sie auch eins von dem Motorrad?«
    Die Frau starrte auf die Jacke in ihrem Schoß und bewegte sich nicht mehr, aber der Vater stand auf und nickte, brachte sie in den engen Flur hinaus, schüttelte beiden die Hand.
    »Das Motorrad«, sagte er unvermittelt. »Sie haben es nicht gefunden!«
    »Noch nicht«, antwortete Toppe. »Aber gleich morgen kümmern wir uns darum.«
    »Man hat uns schon 25.000 Mark dafür geboten …«
    »Ihr Sohn hatte keine Papiere bei sich«, fiel es Toppe ein.
    »Die hatte er immer im Tankrucksack.«
    Der Mann machte die Haustür auf und knipste die Außenlampe an. Sie stiegen die Stufen zur Oberstraße hinab.
    Astrid drehte sich noch einmal um. »Morgen würden wir uns gern Ralfs Zimmer anschauen. Es wäre gut, wenn Sie nichts verändern würden.«
    Wolfgang Poortens Gesicht war mit einem Mal schmerzverzerrt.
    »Ja«, sagte er tonlos, »in Ordnung.« Dann schloß er die Tür.
    Astrid verkroch sich in ihren Mantel. Aus der Kneipe weiter unten tönte Musik und Gelächter, sonst war alles still, kein Mensch auf der Straße. Man konnte den Altrhein riechen.
    »Laß uns irgendwo noch ein Bier trinken gehen«, sagte Toppe.

    Christian nahm die Milchpackung aus dem Kühlschrank. Er hatte kein Licht gemacht, der Mond schien hell genug. Ihm war heiß vom

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