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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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geschleppt.
    »Astrid!«
    Oben wurde die Bohrmaschine abgestellt, und Gabi beugte sich über das Treppengeländer. »Die füttert mal eben die Hühner. Kann ich dir helfen?«
    »Das wär noch schöner«, brummelte er.
    »Was hast du gesagt?«
    »Nein, danke!«
    »Muffkopp!« Damit verschwand sie und schmiß den Bohrer wieder an.
    Muffkopp? Er setzte sich auf die Treppenleiter und zündete sich eine Zigarette an. Nein, muffig war er nicht. Eher immer noch ein bißchen durcheinander. Vor anderthalb Jahren hatten Astrid und seine Exfrau nicht nur ihre Sympathie füreinander, sondern auch dieses Haus hier entdeckt. Ein prächtiges Haus, zugegeben, ein alter Bauernhof mit dreihundert Quadratmetern Wohnfläche, mehreren tausend Quadratmetern Obstwiese und Nutzgarten, und dann auch noch ziemlich zentral gelegen. Die beiden Frauen hatten sich in den Kopf gesetzt, daß eine Wohngemeinschaft die Lösung aller Probleme sein konnte: Astrid und Toppe mußten nicht mehr in der kleinen Wohnung allzu dicht aufeinanderhocken, Gabi konnte endlich aus dem ungeliebten Eigenheim gleich neben ihren Eltern raus, und Toppe würde wieder mehr Einfluß auf die Erziehung seiner beiden Söhne haben, die, so Gabi und Astrid, gerade mit vierzehn und siebzehn die väterliche Zuwendung brauchten. Toppe hatte sich gegen die Idee gewehrt, allerdings etwas halbherzig, wie er sich eingestehen mußte. Zunächst hatten sie das Haus nur mieten wollen, aber dann war der Besitzer gestorben und der Hof war an eine Erbengemeinschaft gefallen, die sich nicht einig wurde, was denn passieren sollte. Helmut Toppe hatte das als göttliche Fügung verstanden und erleichtert einen Makler beauftragt, ein kleines Haus zu suchen, nur für Astrid und sich. Er hatte sich einfach nicht vorstellen können, wie das funktionieren sollte mit ihm, der quirligen Astrid, die nicht nur seine Geliebte sondern auch Kollegin war, und Gabi, die er immer noch furchtbar gern hatte. Aber die beiden Frauen hatten nicht locker gelassen, und das Endergebnis war, daß sie das Haus schließlich zu drei gleichen Teilen gekauft hatten. Immer wenn er darüber nachdachte, wurden ihm die Knie weich. Die Hypothek lief über fünfzehn Jahre. Fünfzehn Jahre auf Gedeih und Verderb …
    Astrid hatte sich wegen der ganzen Geschichte sogar mit ihren Eltern überworfen. Zwar hatte ihr Vater zähneknirschend einen Vorschuß auf ihr beachtliches Erbe gezahlt, sich dabei allerdings mit seiner Meinung über fragwürdige Moral nicht zurückgehalten. Und so was ließ sich Astrid nicht sagen, schon gar nicht von ihrem Vater.
    Toppe ging in die Küche und suchte einen Aschenbecher. Seit sechs Wochen wohnten sie jetzt hier, hatten sogar, wenn auch ziemlich provisorisch, zusammen Weihnachten gefeiert.
    So schlecht lief es bisher eigentlich gar nicht. Gabi wohnte oben mit den Jungen, Astrid und er hatten die untere Etage für sich. Nur die große Wohnküche und das Bad mußten sie sich teilen. Hin und wieder saßen sie alle, Astrid, er, die Jungs, Gabi, womöglich noch deren Freund, gemeinsam beim Abendbrot. Dann kam er sich immer noch vor wie im falschen Film, und er mußte an die Kollegen denken. Ackermann war derjenige gewesen, der ausgesprochen hatte, was allen anderen nur als Grinsen in den Augenwinkeln hockte: »Meine Fresse, Chef, zwei schöne Weiber und Sie als Hahn im Korb – traumhaft! Wenn ich da meine Phantasie loslaß, da läuft die aber Galopp.«
    Immerhin hatte Toppe zum ersten Mal in seinem Leben ein eigenes Zimmer.
    Auf dem Herd köchelte die Spaghettisauce, die er vorhin gemacht hatte. Er holte einen Löffel aus der Schublade und probierte noch mal – gut, genau die richtige Menge Knoblauch. Astrid hatte den Topf für die Nudeln schon aufgesetzt, aber das Wasser kochte noch nicht.
    In der Halle roch es warm nach Wachs. Sie hatten den Kunststoffbelag rausgerissen und darunter einen schönen alten Steinboden gefunden, taubenblau gesprenkelt, mit einer gemusterten Kachelreihe an den Rändern. Ein ganzes Wochenende lang hatte Toppe auf den Knien gelegen, die Fliesen gesäuert und gewachst.
    Es dämmerte. Wenn er den Leuchter nicht langsam aufhängte und anschloß, würden sie heute abend mit Taschenlampen durch die Halle schleichen.
    Aus dem Verschlag unter der Treppe holte er den Besen und kehrte die Putzbrocken und den Staub zusammen. Das Kehrblech konnte er nicht finden, bestimmt hatte Gabi es mit nach oben genommen.
    Die Hände in den Taschen seiner Jeans schlenderte er zum Fenster hinüber. Es

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