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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Arm!«
    »Keineswegs! Und im übrigen glaube ich nicht, daß ich dir Rechenschaft schuldig bin.«
    Astrid überhörte den Satz. »Oder ist das ’ne Sekte?«
    »Nein«, schnauzte Christian, »es ist keine Sekte. Und es geht dich, verdammt noch mal, nichts an!«
    »Das finde ich auch«, sagte Gabi.
    Astrid zuckte zusammen, holte tief Luft und stand dann auf. »In Ordnung. Ich hole meine Jacke. Bist du dann auch fertig, Helmut?«
    Toppe wußte nicht, gegen wen er seine Wut richten sollte.
    Gabi schob ihren Stuhl zurück und folgte Astrid in die Halle. »Hör zu, ich hab das nicht so gemeint.«
    Astrid drehte sich zu ihr um. »Doch Gabi, ich glaube, das hast du so gemeint. Und du hast ja wohl auch recht.«
    »Komm, hör doch auf.« Gabi legte ihr die Hände auf die Schultern. »Es ist doch nur, weil ich wirklich froh bin, daß der Junge endlich von der schiefen Bahn runter ist und was Anständiges macht.«
    Astrid verzog skeptisch den Mund. »Was Anständiges? Na, das ist noch die Frage.«
    Aber dann nahm sie Gabi in den Arm. »Komm, laß uns nicht streiten. Wir reden noch mal drüber.«
    »Fahr nicht so schnell, es ist spiegelglatt«, meinte Toppe, als sie den hart gefrorenen Feldweg entlang schaukelten.
    »Wirklich, Helmut«, lachte Astrid, »manchmal führst du dich auf wie der letzte Macho.«
    Er antwortete nicht, war schon mit seinen Gedanken in Griethausen.
    »Bei Unfällen kommt es doch auch schon mal zu Milzrissen«, meinte sie nach einer Weile. »Stumpfer Aufprall.«
    Er nickte. »Und?«
    »Ach, ich frage mich nur, wieso Norbert so sicher sein kann, daß der Junge mißhandelt worden ist. Er könnte doch auch nur einen schweren Unfall mit seinem Motorrad gehabt haben, irgendwo am Rhein.«
    »Dann hätte aber eigentlich mittlerweile das Motorrad auftauchen müssen.«
    »Norbert hat nichts davon erzählt, wie lange der Junge im Wasser gewesen ist. Angenommen, es ist erst gestern abend passiert, an irgendeiner abgelegenen Stelle. Da gibt’s doch Hunderte von Wegen am Rhein, wo tagelang kein Mensch hinkommt.«
    »Hm, aber Arend hat auch was von Fußtritten gesagt.«
    »Mutmaßlich Fußtritte. Vielleicht ist er gegen ein Geländer geprallt und dann auf die spitzen Steinbrocken am Ufer. Das könnte doch die gleichen Male hervorrufen.«
    »Arend ist normalerweise eigentlich nicht vorschnell mit seinen Interpretationen. Laß uns seinen Bericht abwarten, dann wissen wir mehr. Mir wäre es wahrhaftig lieber, wenn es nur ein Unfall gewesen wäre.«
    »Oder er ist doch von der Brücke gesprungen und mehrfach aufgeschlagen.«
    »Und das Motorrad?«
    »Das hat er irgendwo im Gebüsch abgestellt.«
    Toppe sagte nichts mehr.
    »Ist schon in Ordnung«, meinte sie. »Ich frage mich halt nur, was wir den Eltern erzählen sollen.«
    Menschen reagierten verschieden auf Schreckensnachrichten, das hatte Toppe oft genug erlebt. Einige brachen laut zusammen, andere fielen in dumpfe Apathie, viele verhielten sich so wie diese beiden: sie waren zunächst sprachlos, funktionierten aber dann wie Automaten. Der Zusammenbruch, erst recht die Trauer würden später kommen, wenn die Polizei wieder aus dem Haus war.
    Sie hatten das Ehepaar offensichtlich aus einem gemütlichen Fernsehabend gerissen. Der Apparat lief noch mit voller Lautstärke – eine grelle Glitzershow.
    Wolfgang Poorten trug einen verwaschenen Trainingsanzug und braune Cordschlappen. Er saß vornübergebeugt im Sessel, die Ellbogen auf den Oberschenkeln, die Hände fest verschränkt. Er war noch nicht alt, Ende Vierzig vielleicht, aber man sah ihm an, daß er sein Leben lang körperlich gearbeitet hatte.
    »Ich hab mir den Toten nicht angeguckt«, sagte er so leise, daß Toppe ihn kaum verstehen konnte.
    »Was meinen Sie?« fragte er.
    Der Mann hob den Kopf. Eine schwarze Haarsträhne fiel ihm ins Gesicht. Er strich sie fahrig zurück. »Ich arbeite auf den Öl werken. Ich hab das mitgekriegt, heute morgen.«
    »Mein Gott«, raunte Astrid.
    Die Frau saß auf der Sofakante und hielt die Jacke ihres Sohnes auf dem Schoß fest. Sie waren beide sicher, daß die Kleider ihrem Kind gehörten.
    Astrid stand auf und schaltete den Fernseher aus. Die Frau schaute irritiert hoch. Sie war zierlich, mit einem herzförmigen Gesicht und kurzen braunen Locken. Adrett, hätte Heinrichs gesagt und »grundanständige Menschen«.
    »Wie ist es passiert?« Die Mutter suchte einen Anfang.
    »So ganz genau wissen wir das noch nicht«, antwortete Toppe. »Morgen können wir Ihnen mehr sagen, Frau

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