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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Garderobenständer.
    »Schon bei irgendwelchen Theorien?« fragte er heiser, räusperte sich, sah sich um.
    »Falls ja, vergeßt alles, ich habe den endgültigen Bericht.« Er holte die Papiere vom Schrank, blätterte, hielt Toppe einen Umschlag hin: »Die Fingerabdrücke!«
    Dann machte er erst einmal eine ausgiebige Pause, kramte in seinen Hosentaschen, ging zum Garderobenständer zurück und holte ein Päckchen Zigaretten aus dem Mantel.
    Heinrichs verlor die Geduld. »Jetzt leg endlich los, Norbert! Wenn du’s schon so spannend machst, dann kann es eigentlich nur ein Unfall gewesen sein. Hab ich recht? Und damit ist für uns die Sache vom Tisch.«
    »Unfall?« Van Appeldorn war ehrlich erstaunt. »Wieso denn Unfall? Davon war doch nie die Rede, oder?«
    Bonhoeffer hatte keine Zweifel; ein Verkehrsunfall konnte nicht der Grund für die schweren, vor allem so verschiedenen Verletzungen sein. Besonders die Abwehrverletzungen an Händen und Armen sprachen dagegen.
    Van Appeldorn zeigte ihnen Fotos vom Leichnam. »Und diese Striemen hier, die sind nicht nur an einer Körperseite, sondern auch an den Oberschenkeln und auf dem Rücken. Er ist also nicht irgendwo draufgeknallt, sondern mit einem Knüppel oder einer Stange geschlagen worden. Von wegen Unfall! Nein, den hat sich jemand vorgeknöpft, und für mich sieht das ganz so aus, als wären das mehrere gewesen.«
    »Zeig mal her, was Bonhoeffer über die Wasserzeit sagt.« Heinrichs nahm sich den Bericht vor. »Also, hier steht es: ›Der Leichnam treibt ca. zwei bis drei Stunden an der Wasseroberfläche (möglicherweise da schon Verletzung durch Schiffsschraube). Danach sinkt der Körper ab und bleibt für zwei bis drei Tage (48 bis höchstens 60 Stunden) unter Wasser, und zwar bei weniger als 0,5 atü Druck, d. h. in weniger als fünf Metern Tiefe (Sandbank? Ufernähe?). Danach kommt er wieder an die Oberfläche und treibt an. Die Wassertemperatur lag am Fundtag und an den drei voraufgegangenen Tagen zwischen 3,0 und 3,5 Grad Celsius.‹ So, so.« Heinrichs kratzte sich hinterm Ohr. »Jetzt laßt uns mal rechnen. 48 bis 60 Stunden … Die genaue Fundzeit war?«
    »9.25 Uhr am Montag morgen«, antwortete van Appeldorn bereitwillig.
    »Das heißt 48 Stunden vorher wäre Samstag morgen gewesen und 60 Stunden Freitag abend um 21 Uhr. Wann ist der Junge eigentlich verschwunden?«
    »Auf jeden Fall nach 19.30 Uhr am Freitag«, sagte Toppe. »Ich tippe auf Freitag nacht. Es muß dunkel gewesen sein. Wenn der noch an die drei Stunden an der Oberfläche getrieben ist, müßte den sonst jemand gesehen haben.«
    Heinrichs nickte. »Wenn man bloß was über die Strömung wüßte.«
    Toppe ging nicht darauf ein. »Hör mal, Norbert, hast du schon mal was von einem Motorradclub in Kleve gehört?«
    Van Appeldorn guckte verblüfft. »Komisch, ich hatte genau denselben Einfall. Ich dachte, marodierende Skins haben wir bei uns ja Gott sei Dank noch nicht, aber vielleicht so was Ähnliches …«
    »Kann es sein, daß ich da bei euch so ein paar kleine Klischees raushöre?« amüsierte sich Astrid.
    Ein heftiger Niesanfall verhinderte van Appeldorns Erwiderung. Er holte ein buntes Taschentuch aus der Hosentasche und rieb sich die Nase. »Ich habe Look eben unten auf dem Parkplatz getroffen«, meinte er dann. »Es gibt tatsächlich so eine Art Motorradclub. Look geht da selbst schon mal hin. Muß aber ein ganz zahmer Haufen sein, wie er sagt. Die machen schon mal Reparaturkurse, organisieren gemeinsame Fahrten und so Sachen. Eine Gang ist das wohl kaum, aber wer weiß. Der Chef ist ein gewisser Eckard Gellings.« Er hielt erwartungsvoll inne, aber von den anderen kam keine Reaktion.
    »Sagt euch der Name wirklich nichts mehr?«
    »Sollte er denn?« fragte Toppe.
    Heinrichs starrte finster die Wand an und rieb sich die Nasenwurzel. »Doch, gebt mir eine Minute. Gelesen habe ich den Namen auf jeden Fall schon irgendwo.«
    »Arno Landmann, unser erschlagener Richter«, half ihnen van Appeldorn auf die Sprünge.
    »Ach Gott, ja, Ecki!« Toppe mußte grinsen. »Ecki und seine Mopedbande von der Annabergstraße. Das ist doch bestimmt schon fünf, sechs Jahre her.«
    »Siebeneinhalb«, korrigierte ihn Heinrichs, wie aus der Pistole geschossen. »Das war Ende August 88.«
    »Ja.« Auch Astrid erinnerte sich. »Und am 1. September habe ich dann bei euch als Praktikantin angefangen, und ihr habt mir den ganzen Aktenberg Landmann auf den Schreibtisch gelegt. Da hatte ich dann erst mal genug zu

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