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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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ganz gerne ein Mann sein würde, weil ihr dann die undankbaren häuslichen Plackereien einer Frau erspart blieben.
    Rasch, von ihr unbemerkt, beugte Raine sich vor, faßte sie mit einer seiner mächtigen Hände um die Hüfte und zog ihr das Bein unter dem Körper weg. Sie landete mit einem kräftigen Bums auf ihren bereits lädierten Pobacken.
    »Du brauchst nicht nur Muskeln, sondern auch Manieren. Geh jetzt, Blanche«, sagte er schroff zu der gaffenden Frau. Als sie alleine waren, wandte er sich wieder Clarissa zu. »Ich werde dir ein paar Tage Schonfrist geben, da du nicht von edler Geburt bist; aber wenn sich deine Manieren nicht bald bessern, versohle ich dir deinen kleinen Hintern, damit du lernst, dich zu betragen. Das Wasser wird kalt, also komm, säubere die Wunde und verbinde sie. «
    Widerwillig erhob sich Clarissa vom Boden, rieb sich die Kehrseite und hinkte ein bißchen auf ihrem linken Bein. Als sie zu Raine kam, streckte er ihr den Arm hin, diesen mächtigen braunen muskulösen Arm, der von der Schulter bis zum Ellenbogen mit Blut bedeckt war, damit sie ihn säubern sollte. Als sie ihn mit dem warmen Tuch berührte, merkte sie, wie kalt ihre Hände waren, wie warm seine Haut — und wie tief der Messerschnitt. Es war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, daß sie jemanden ernsthaft verletzt hatte.
    »Das erstemal, daß du fremdes Blut vergießt, wie? « fragte Raine mit sachlicher Stimme, während er sie, sein Gesicht dicht vor dem ihren, beobachtete.
    Sie nickte schwach und wagte nicht, ihm in die Augen zu blicken, während sie die Tränen niederkämpfte bei dem Gedanken, was für ein Leben sie noch vor zwei Tagen geführt hatte.
    »Wie hast du dir dein Bein verletzt? « fragte er.
    Sie blinzelte rasch, weil ihr die Augen naß wurden, und funkelte ihn an. »Als ich vor einem Mann Eures Standes flüchtete«, fauchte sie.
    »Tüchtiger Junge. « Er lächelte, und wieder zeigten sich diese Grübchen in den Wangen. »Laß dich von niemandem einschüchtern. Halte den Kopf hoch, egal, was passiert. «
    Sie spülte das blutige Leinen aus und begann, seinen Arm zu waschen.
    »Soll ich dir die Pflichten eines Knappen aufzählen? « fragte er.
    »Da ich nie das Privileg hatte, von Dienern wie Ihr betreut zu werden, habe ich leider keine Vorstellung von den Pflichten, die ein. fast hätte sie >eine< gesagt — »ein Mann gegenüber seinem Meister hat. «
    Ein Schnauben von Raine war die Antwort. »Du mußt meine Rüstung reinigen, für meine Pferde sorgen und mir persönlich in jeder Beziehung behilflich sein. »Und« —er zwinkerte ihr zu — »du mußt mich mit Kuchen verwöhnen. Glaubst du, du bist diesen Aufgaben gewachsen? «
    »Ist das alles? « höhnte sie.
    »Von einem richtigen Knappen verlangt man, daß er sich auf den Beruf des Ritters vorbereitet, sich im Schwertkampf übt, mit der Lanze und was sonst noch zum Waffenhandwerk gehört. Zudem muß er Briefe für seinen Herrn schreiben und jederzeit wichtige Meldungen überbringen können. So viel erwarte ich gar nicht von dir, da du… «
    Clarissa fiel ihm ins Wort: »Da ich nicht zu Eurem Stande gehöre und Ihr meint, ich besäße nicht die nötige Intelligenz und Gelehrigkeit? Mein Vater war Advokat, und ich kann besser schreiben und lesen als die meisten Edelmänner, möchte ich wetten. Denn ich beherrsche nicht nur meine Muttersprache, sondern auch Lateinisch und Französisch. «
    Raine prüfte einem Moment lang seinen Arm, ballte die Hand zur Faust, rollte mit seinem Bizeps, ein leises Lächeln in den Mundwinkeln, nicht im geringsten gekränkt von ihren Vorwürfen. Schließlich sah er zu ihr hoch. »Du bist noch zu schmächtig für anstrengende Waffenübungen«, sagte er, »und das hat kaum etwas mit deinem Geburtsstatus zu tun. Was das Lesen und Schreiben betrifft, mußt du tüchtiger sein als ich, denn ich lese nicht viel mehr als die Namen meiner Familie. Gut! « sagte er und stand auf. »Du hast eine sanfte Hand für Wunden. Vielleicht kann Rosamund deine Unterstützung gebrauchen. «
    »Noch eine von Euren Frauen? « meinte Clarissa abfällig, während sie mit dem Kopf zur Zeltplane hindeutete, wo Blanche gestanden hatte.
    »Bist du eifersüchtig? « fragte er, und ehe Clarissa sich aufplustern konnte, daß sie auf keine Frau eifersüchtig sein könne, fügte er hinzu: »Du wirst schon noch deinen Anteil an Frauen bekommen, sobald dir der erste Bart sprießt und wir dir ein bißchen Fleisch antrainiert haben. « Er legte den Kopf schief und

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