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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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betrachtete sie. »Du bist hübsch genug, wenn du dir keine Narben auf dem Schlachtfeld einhandelst. Frauen mögen es, wenn ihre Männer hübsche Gesichter haben. «
    »So ein Gesicht wie Eures? « gab sie schnippisch zurück und hätte sich dafür auf die Zunge beißen können.
    »Ich kann nicht klagen«, sagte er und schien sich über ihre Bemerkung sehr zu erheitern. »Nun habe ich Arbeit für dich. Diese Rüstung muß gereinigt werden und danach poliert, damit sie nicht rostet. « Rasch suchte er ein paar Stücke aus Stahl zusammen, Vorder-und Rückenteile, die sich zu einer großen Schale vereinigten und mit Arm-und Beinschützern versehen waren. Obendrauf setzte er den Helm.
    Voller Selbstvertrauen, ja Arroganz streckte Clarissa ihm, beide Arme hin und taumelte im nächsten Moment nach hinten. Sie wäre zu Boden gestürzt, hätte Raine sie nicht an der Wirbelsäule über dem Gesäß gepackt.
    »Scheint ein bißchen schwer zu sein für einen Knaben deiner Größe. «
    »Meiner Größe! « keuchte sie und versuchte sich aufzurichten. »Wenn Ihr nicht so dick wäret wie zwei Ochsen, würdet Ihr auch mit einer kleineren Rüstung auskommen. «
    »Deine Unverschämtheit wird dir bald ein paar blaue Flecken eintragen, und ich würde dir raten, deinem Lehnsherrn ein bißchen mehr Respekt entgegenzubringen. « Ehe sie etwas darauf erwidern konnte, schob er sie aus dem Zelt. »Nördlich von hier ist ein Fluß«, sagte er, indem er noch ein paar Tücher der lehmverschmierten Rüstung hinzufügte. »Wasch alles gründlich, und bring es dann wieder zurück. Und wenn ich eine neue Delle im Panzer entdecke, schnitze ich dir fünf Kerben in deine Haut. Ist das klar, Junge? «
    Clarissa konnte kaum nicken, da sie sich darauf konzentrieren mußte, unter der gewaltigen Last nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie fragte sich, wie in aller Welt sie damit gehen konnte, und hatte keine Zeit, sich eine schlagfertige Antwort zu überlegen. Langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte sie sich vorwärts; ihr schmerzten die Arme, und der Nacken wurde steif, da sie um den hohen Berg aus Stahl herumsehen mußte, damit sie nicht mit einem Baum kollidierte. Als ihr Körper so weh tat, daß ihr die Tränen kamen, sah sie endlich den Fluß. Am Ufer war sie schon im Begriff, ihre stählerne Last einfach fallen zu lassen, als sie sich an Raines Drohung erinnerte, die Beine grätschte, sich vorbeugte und langsam siebzig Pfund Stahl auf dem Sand absetzte.
    Einen Moment lang saß sie dort mit ausgebreiteten Armen und fragte sich, ob sie nicht für immer gefühllos bleiben würden. Doch als die Betäubung nachließ und sie nichts als Schmerz spürte, tauchte sie ihre Arme samt Hemd und Wams in das kalte Wasser des Flusses.
    Ein paar Minuten später sah sie auf den Haufen aus Panzerplatten zurück und seufzte tief. Mit einem zweiten Seufzer nahm sie die Wäsche von der Rüstung und begann, die Krusten aus Lehm, Schweiß und Rost im Wasser abzuwaschen.
    Eine Stunde später war es ihr gelungen, auch den Schmutz von der Rüstung zu entfernen und ihn auf sich selbst zu übertragen. Noch nie hatte sie in ihrem Leben so sehr geschwitzt, und mit Jedem Schweißtropfen klebte der Dreck noch fester auf ihrer Haut. Sie zog ihr Unterhemd aus und benützte ein sauberes Tuch, um es vom Lehm zu reinigen. Dann legte sie es auf einen Felsblock zum Trocknen, während sie sich Gesicht und Arme wusch.
    Als sie nach dem Waschen nach einem trockenen Tuch griff, drückte es ihr jemand in die Hand. Sie rieb sich rasch das Gesicht ab, öffnete die Augen und sah einen erstaunlich hübschen Mann vor sich. Dunkles gewelltes Haar rahmte ein makellos geformtes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Heiße, dunkle Augen blitzten unter langen dichten Wimpern. Clarissa blinzelte zweimal, weil sie an die Existenz dieses dunklen Engels nicht glauben wollte. In ihrer Fassungslosigkeit bemerkte sie gar nicht, daß seine Schwertspitze auf ihren Bauch zielte.

Kapitel 4
    »Wer bist du? « fragte dieser Mann, der zu gut aussah, um echt zu sein.
    Da Clarissa nicht gewöhnt war an Gefahren, reagierte sie nicht energisch genug auf die Schwertspitze, doch auf die Musik in der Stimme des Mannes sprach sie sofort an. Sie hatte schon bei Raine das Empfinden gehabt, daß er singen könne, wenn er es versuchte; doch sie war sicher, daß dieser Mann wirklich singen konnte. »Ich bin Raines neuer Knappe«, sagte sie ruhig und setzte ihre jahrelang trainierte Atemtechnik ein, damit ihre Stimme

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