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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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tief aus ihrer Brust kam.
    Einen Augenblick starrte er sie verwirrt und sprachlos an und schob dann langsam sein Schwert wieder in die Scheide, wobei sein Blick sie keine Sekunde lang losließ. »Da ist etwas an deiner Stimme. Hast du dich schon mal als Sänger versucht? «
    »Ein wenig«, sagte sie mit irrlichternden Augen, und ihr Selbstvertrauen machte sich in jeder Silbe ihrer schlichten Erwiderung bemerkbar.
    Ohne noch ein Wort zu sagen, griff er mit der Hand zu seinem Köcher auf seinem Rücken, aus dem die gefiederten Pfeilenden hervorsahen, und zog eine Flöte hervor. Er fing an, eine schlichte, populäre Weise zu spielen, die Clarissa gut kannte. Einen Moment schloß sie die Augen und ließ die Musik auf sich einströmen. Seit sie vor zehn Jahren zum erstenmal auf der Laute des Troubadours gespielt hatte, hatte sie keinen Tag ohne Musik verbracht. Nur in den letzten Tagen mußte sie darauf verzichten. Als die Musik sie ausfüllte, sog sie ihre Lungen voll Luft und öffnete den Mund zum Singen.
    Nach den ersten vier Noten hörte der junge Mann zu spielen auf und gaffte sie mit offenem Mund und ungläubigen Augen an. Clarissa grinste, ohne ihr Singen zu unterbrechen, und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, mit dem Flötenspiel fortzufahren.
    Mit einem raschen dankbaren Blick zum Himmel und einem Lachen reiner Freude setzte der junge Mann die Flöte wieder an die Lippen.
    Clarissa begnügte sich lange Zeit damit, sich an seine Melodie zu halten, doch ihr schöpferischer Drang war zu groß, um sich damit begnügen zu können. Hier war jemand, der spielen konnte, und sie fragte sich, was für Fähigkeiten noch in ihm stecken mochten. Sie sah sich nach etwas um, dem sie noch andere Töne entlocken konnte, und entdeckte einen hohlen Baumstamm in ihrer Nähe. Immer noch singend, ohne einen Takt auszulassen, nahm sie das Rückenteil von dem Brustpanzer und den Schenkelschutz von Raines Rüstung und legte sie neben den Baumstamm. Ein paar Stöcke waren rasch gefunden, und einen Moment unterbrach sie den Gesang, um auf die Stahlplatten und den Baumstamm zu trommeln, um deren Tonlagen festzustellen. Als sie den Klang ihrer Instrumente geprüft hatte, begann sie die Melodie zu summen, die sie in ihrem Kopf hörte.
    Fasziniert sah ihr der junge Mann zu, und als sie zu singen begann — diesmal ein neues Lied —, begleitete er sie auf seiner flöte, langsam zunächst, bis er den Rhythmus und die Melodie begriffen hatte. Als er dann ihre eigene Melodie variierte, lachte sie, immer noch singend, und griff sie mühelos auf. Dann wurde eine Art von Wettbewerb daraus, wobei Clarissa ihre Melodie in die eine Richtung abwandelte, der Mann in eine andere, jedoch beide an die Variation des anderen anknüpften und sie wechselse it ig ihr Geschick auf die Probe stellten.
    Als der Mann schließlich die Flöte zu Boden warf und seine starke Stimme mit ihrer zu einem Kanon vereinigte, war es nun Clarissa, die einen Moment verblüfft war — wenigstens lange genug, um einen Takt auszulassen —, worüber sich der Mann sehr freute, wie sie seinem Gesicht ansah. Kniend faßten sie sich bei den Händen, das Gesicht zueinander gewendet, vereinigten ihre Stimmen und sandten sie zum Himmel empor. Endlich hörten sie auf, und das Schweigen um sie her war vollkommen, als hätten der Wind und die Vögel die Luft angehalten, um ihrer wunderschönen Musik zu lauschen. Die Hände noch ineinander verschränkt, sahen sie sich stumm an mit einer Mischung aus Liebe, Ehrfurcht, Überraschung, Entzücken und Verwandtschaft.
    »Jocelin Laing«, sagte der hübsche junge Mann schließlich, das Schweigen durchbrechend.
    »Clariss… Alexander Blackett«, stellte sie sich vor, wobei sie fast über ihren Namen gestolpert wäre.
    Eine von Jocelins perfekt geformten Augenbrauen wölbte sich, und als sie noch etwas hinzusetzen wollte, platzte Raines Stimme in ihr Gespräch hinein:
    »Joss, wie ich sehe, hast du meinen neuen Knappen getroffen. «
    Fast schuldbewußt ließ Jocelin Clarissas Hände fallen, und sie stand auf, um sogleich wieder auf ihrem wunden linken Bein einzuknicken.
    Grob faßte Raine sie am Arm. »Wenn ihr beide jetzt fertig seid, euch gegenseitig zu unterhalten, kannst du meine Rüstung in das Zelt zurückbringen und den Rost davon abkratzen. Joss, hast du ein Wild erbeutet? «
    Mit hochroten Wangen drehte sich Jocelin zu Raine um, sein schlanker, breitschultriger Körper wirkte zwergenhaft neben Raines massiger Gestalt. »Ich habe vier

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