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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kaninchen am Ufer liegen. «
    »Kaninchen! « schnaubte Raine. »Ich werde später mal nachsehen, ob ich nicht ein oder zwei Rehe erlegen kann! Doch jetzt, Junge, kommst du mit mir zurück zum Lager, damit ich mir dein Bein anschauen kann. Als Krüppel bist du mir nicht von Nutzen. «
    Clarissa fügte sich und sammelte die verstreut herumliegenden Teile der Rüstung ein, und Jocelin lud sie ihr zusammen mit ihrem feuchten Unterhemd auf die Arme. Sie folgte Raine ins Lager zurück und fragte sich im stillen, wieviel von ihrem Gesang er mitgehört hatte.
    Wenn er sie überhaupt belauscht hatte, erwähnte er es nicht, als sie ins Zelt traten und er auf die Stelle deutete, wo Clarissa die Rüstung absetzen sollte.
    »Nun zieh dir die Hose aus, damit ich mir das Bein ansehen kann. «
    »Mein Bein heilt gut«, sagte sie und blieb stehen, wo sie stand.
    Er musterte sie mit dräuendem Blick und trat einen Schritt näher heran. »Du solltest dir von Anfang an darüber klar sein, daß jeder in diesem Lager eine Aufgabe zu erfüllen hat. Wir können es uns nicht leisten, kranke Leute zu pflegen. Zieh dich aus, während ich Rosamund hole«, sagte er und zog sich ein Hemd und ein Wams über die Hose, ehe er das Zelt verließ.
    Kaum war er gegangen, entledigte sich Clarissa rasch ihrer Hose, packte ein Tuch, band es um ihre Hüften, zog das eine Ende zwischen ihren Beinen hindurch und steckte es an dem unter ihrem Hemd versteckten Löwengürtel fest. Obwohl sie nun mit einem Lendentuch bedeckt war, blieb ein großer Teil ihrer Hüften und Schenkel entblößt. Sie sah an sich hinunter und dachte, daß sie so schlecht nun auch wieder nicht aussah, obwohl sie sich unter dem Aspekt ihrer Weiblichkeit betrachtete. Nun, seufzte sie, es war angenehm zu wissen, daß wenigstens ein Teil von ihr, wenn nicht ihr Gesicht, so hübsch war, daß er nur einer Frau gehören konnte.
    Ein Geräusch am Zelteingang ließ sie aufblicken. Dort stand gewißlich eine der schönsten Frauen, wie sie auf dieser Erde jemals erschaffen wurden. Wimpern so lang, daß sie fast unecht wirkten, wölbten sich über hübschen grünen Augen, und eine Perfekt geformte Nase und ein Mund mit wundervoll geformten Lippen — eine klassische Schönheit, von der die meisten Frauen nur träumen konnten. Und dahinter stand Raine. Kein Wunder, dachte sie, daß er seinen Knappen kaum beachtete! Wer von solchen Frauen umgeben war, wie sollte er dann so etwas Hausbackenes und Gewöhnliches wie sie betrachten?
    »Das ist Rosamund, eine Heilerin«, sagte Raine, und seine Stimme war so sanft und süß, daß Clarissa ihn staunend ansah. Was für eine Wohltat, ihm zuzuhören, wenn er mit dieser Stimme auch zu ihr gesprochen hätte. In diesem Moment drehte Rosamund ihr die Vorderseite des Gesichtes zu, und unwillkürlich stieß Clarissa ein leises Wimmern aus, denn die linke Hälfte von Rosamunds Antlitz war mit einem tiefroten, erdbeerfarbenen Muttermal bedeckt — dem Zeichen des Teufels. Sofort hob sie die Hand und schlug ein Kreuz vor der Brust, in der Hoffnung, diese böse Macht von sich abwehren zu können; doch dabei lenkte Raine ihren Blick auf sich, dessen blaue Augen warnend und drohend auf sie gerichtet waren.
    »Falls es dir nicht recht ist, daß ich dich anfasse… «, begann Rosamund mit einer Stimme, die bewies, wie sehr sie an den Abscheu fremder Leute gewohnt war.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Clarissa zögernd und fuhr dann mit wiedergewonnener Höflichkeit fort: »Meinem Bein fehlt nichts, nur dieses gewaltige Pferd von einem Mann glaubt, es könnte verkrüppelt sein. «
    Mit überraschten Augen sah Rosamund zu Raine empor, doch der schnaubte nur: »Der Junge hat keine Manieren — noch nicht«, fügte er mit drohendem Unterton hinzu. Er schien zufrieden, daß Clarissa Rosamund mit dem nötigen Respekt behandelte, und drehte sich von beiden fort, ohne einen einzigen Blick auf Clarissas Beine zu werfen, wie sie zu ihrem Bedauern feststellte.
    Rosamund sah sich vorsichtig Clarissas Bein an, drehte es hierhin und dorthin, da ihm äußerlich keine Verletzung anzusehen war.
    »Mein Name ist Raine Montgomery« sagte er, mit dem Rücken zu ihnen. »Ich möchte doch bitten, daß du meinen Namen verwendest, anstatt mich als… mit x-beliebigen Tieren zu vergleichen. «
    »Und sollte ich dem Namen >Eurer Majestät< voransetzen oder würde >Eure Lordschaft< genügen? « Sie wußte, daß sie mit dieser Rede ein großes Wagnis einging und hatte keine Ahnung, wie heftig er

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