Clementines verrückte Woche
einmal ein Kompliment sein. »Wie heißt er denn?«
Maria bückte sich und presste dort, wo ihre Eidechse klebte, ihr Gesicht an das Glas. Sie streckte ebenfalls immer wieder ganz schnell die Zunge heraus. »Das gefällt ihm«, sagte sie. »Wir unterhalten uns. Ich weiß nicht, wie er heißt … das habe ich noch nicht herausgefunden.« Maria klimperte ganz schnell mit den Augen, und ihr Eidechserich tat das auch. Er war wirklich ein tolles Haustier.
»Oh, dabei kann ich dir helfen!«, rief ich. »Haustiere benennen ist meine Spezialität!«
Und das war keine Angeberei. Ich habe nämlich eine Entdeckung gemacht – die besten Namen der Welt stehen auf Etiketten im Badezimmer. Das schönste Wort, das je erfunden worden ist, habe ich für meinen kleinen Kater genommen, aber es sind immer noch massenhaft gute Namen übrig.
Also sagte ich: »Zeig mir mal euer Badezimmer, Maria.« Und es war für uns alle drei ein Glückstag – für mich, für Maria und für ihre Eidechse –, denn meine Augäpfel trafen sofort auf das perfekte Wort, als ob sie aus Stahl wären und die Packung oben im Regal ein Magnet.
»Maria«, sagte ich. »Deine Eidechse heißt Flomax.«
Da war sie vielleicht glücklich! Sie konnte kaum aufhören, mir zu danken.
»Kein Problem«, sagte ich. Und dann fügte ich hinzu: »Das war nur einer meiner einzigartigen und wertvollen Beiträge.«
Das sicherte mir immerhin eine gute Seite in meinem Freundschaftsbuch.
Was aber nicht der Grund war, warum ich ihr geholfen hatte.
Okay, meinetwegen, es war nicht der einzige Grund, warum ich ihr geholfen hatte.
Als Nächstes zeigte Maria mir ihr Fahrrad.
»Wie willst du es denn für die Radtour schmücken?«, fragte ich.
Maria lachte. »Du bist witzig, Clementine! Das ist doch schon geschmückt!« Sie schwenkte die Arme über ihrem Rad und ich sah genauer hin. Sie hatte Spielkarten zwischen die Speichen geschoben und am Lenker hingen ein paar Luftschlangen. Das war alles.
Maria stieg auf das Rad und fuhr einige Male um mich herum. »Wie sieht das aus?«, fragte sie, als sie wieder abgestiegen war. »Super, was?«
Maria leidet schon genug darunter, dass sie die Einzige in der Klasse ist, die nicht fernsehen darf, deshalb sagte ich ihr nicht, dass nur das Zicklein, das in einem Busch Beeren frisst, gut ausgesehen hatte, als sie an mir vorbeigeflitzt war.
Und ich freute mich, weil mein Rad auf der Tour so wunderbar aussehen würde. Aber Maria tat mir auch ein bisschen leid.
Und dann kam mir die Idee – für ein noch besseres Geschenk an alle als die Tattoos!
7. KAPITEL
Es war gut, dass ich diese spektakulärmäßige Idee hatte, denn am Donnerstagmorgen waren meine Tattoogeschenke schon so gut wie vergessen.
»Ich hab es wohl einfach abgewaschen«, sagte Lilly.
»Ich auch«, sagte Willy. »Du hättest wasserfeste Stifte nehmen sollen.«
So unfair ist die Welt. Als ich Margret und mir die Haare ein bisschen gefärbt hatte, hatte ich Ärger gekriegt, weil ich wasserfeste Stifte benutzt hatte. Und jetzt kriegte ich Ärger, weil ich das nicht getan hatte. Obwohl …
»Äh … niemand ist sauer auf mich, oder?«, fragte ich.
»Mein Onkel vielleicht«, sagte Charlie nach einer Weile. »Ich hab meiner Mom gezeigt, dass ich so ein Tattoo hatte wie er, und sie hat ihn angerufen und so laut geschrien, dass sie gar kein Telefon gebraucht hätte. Er darf nie wieder zu Besuch kommen, außer wenn er lange Ärmel hat und sie unten zuklebt.«
Ich fand, dass Charlies Onkel nicht zählte, weil er nichts in mein Buch schreiben würde. Wichtig war, dass niemand aus meiner Klasse sauer auf mich war. Norris-Boris war ein bisschen enttäuscht, weil sein Tattoo nicht gewirkt hatte, aber das war alles.
»Zwei Stunden und fünfzehn Minuten habe ich gestern im Park auf dem Weg gelegen«, seufzte er.
»Und keine Tauben?«
Er schüttelte den Kopf. »Keine einzige. Aber immerhin drei Ameisen – ziemlich große sogar. Es war also nicht ganz umsonst.«
Danach wurden meine Tattoos nicht mehr erwähnt, weil alle über den Fahrradschmuck für Samstag redeten, und bei allen war er so langweilig wie bei Maria: Spielkarten, Luftschlangen und ein paar Ballons.
Es war also der perfekte Moment, ihnen meine neue Geschenkidee zu erzählen.
»Kommt ganz früh zur Radtour«, sagte ich. »Und macht euch gar nicht erst die Mühe, eure Räder zu Hause zu schmücken.« Und dann erzählte ich von dem ganzen Kram, den mein Dad herumliegen hatte, und dass ich
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