Cleopatra
Gerrit ist noch zu jung. Da bleibt nur noch Joop übrig.«
Sie dachte kurz nach. »Joop ist mir zu gefährlich. Auf die Dauer.«
»Voilà.«
»Dann kaufe ich eben den verdammten Cherokee.« Sie legte ihren Kopf auf meinen Schoß und kniff mir in die Knie. »Fühlst du dich nie einsam? Ich meine so, dass du jemanden vermisst, nicht wegen Sex oder der besonderen Freundschaft, sondern einfach wegen der Nähe?«
»Doch«, gab ich zu. »Ich bin schließlich auch nur ein Mensch.«
Das Telefon klingelte. Marga stand auf und nahm den Hörer ab.
»Einen Augenblick bitte.« Sie legte die Hand auf die Muschel. »Deine Klientin. Wäre das nichts für dich? Sie ist dazu auch noch reich.«
»Aber einen Kopf größer als ich.« Ich nahm den Hörer. »Max Winter.«
»Max, ich versuche Sie schon seit Tagen zu erreichen!« »Ich habe sehr viel zu tun.«
Sie klang wütend. »Damit lasse ich mich nicht abspeisen! Ich will wissen, wie es mit der Sache steht!«
»Sie erhalten so bald wie möglich meinen Bericht. Sie werden ihn über die Firma Meulendijk bekommen.«
Ich hörte ihren Atem. »Wieso?«
»Wir brauchen Meulendijk, um den Fall vor Gericht zu bringen.«
Die Stille auf der anderen Seite dauerte jetzt ein wenig länger. »Haben Sie in der Schweiz mehr über das gebrochene Bein in Erfahrung bringen können?«
»Ich habe ein Röntgenbild ausfindig gemacht, aber es muss noch mit dem Bruch verglichen werden. Mehr kann ich im Moment noch nicht dazu sagen.«
»Also war es meine Mutter?«, beharrte sie.
Ihr Ton gefiel mir nicht im Geringsten. »Sind Sie auf Buchenstein?«
»Ja.« Sie wurde wütend. »Ich habe gedacht, Sie würden für mich arbeiten. Warum erhalte ich keine Antwort auf meine Fragen?«
»Lonneke«, begann ich, aber sie legte auf, noch bevor ich etwas hinzufügen konnte.
Das Telefon klingelte erneut, sobald ich den Hörer auf die Gabel gelegt hatte.
»Bist du allein?«, fragte Meulendijk.
Ich schaute zu Marga hinüber, die unsere Teller und Gläser vom Esstisch abräumte. Ich war nicht allein und ich spürte, dass ich froh darüber war. »Was gibt’s?«
»Wir haben eine Lösung gefunden, mit der Bremer leben kann«, sagte Meulendijk.
»Der Mann hat Angst, ins kalte Wasser zu springen.«
»Das muss er auch. Ich würde genauso reagieren …«
»Ich weiß.«
Bernard schwieg und der Vorwurf stand einen Moment zwischen uns. Vielleicht sollte ich irgendwann damit aufhören, wenn ich unser Verhältnis nicht endgültig zerstören wollte. Er räusperte sich. »Heute Abend wird der Buchhalter von Henkelman verhaftet. Man hat ihn durchleuchtet; er ist der beste Kandidat. Auch wenn er nicht sofort auspackt, können wir ihn zwei Tage lang festhalten. Was er nicht weiß, ist, dass wir morgen früh bei Henkelman eine Razzia durchführen werden …«
»Ihr wollt die beiden gegeneinander ausspielen«, sagte ich.
»Das ist das einzige Risiko, das Bremer einzugehen bereit ist«, sagte Bernard. »Das Betrugsdezernat ist auf die Idee gekommen und die Steuerfahndung arbeitet auch mit. Sie werden Henkelmans Akten konfiszieren aufgrund des Verdachts der Steuerhinterziehung, was gar nicht so abwegig ist, und Henkelman wird mitgenommen zum Verhör. Dem Buchhalter wird eine Kronzeugenregelung angeboten. Henkelman sagen wir, der Mann wäre bereit, auszupacken. Wenn diese Sache allerdings nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden funktioniert, stehen wir mit leeren Händen da.«
»Das ist ein alter Trick, auf den Henkelman bestimmt nicht hereinfällt.«
»Wir setzen auf den Buchhalter. Man kann es so einrichten, dass er sieht, wie Henkelman in Handschellen hereingeführt wird. Zu dem Zeitpunkt ist er durch das nächtliche Verhör bereits mürbe.«
»Ich hoffe, ihr habt euch auch etwas ausgedacht, um …«
Er unterbrach mich. »Scholte und Cleveringa werden morgen früh beide zur selben Zeit unter dem Verdacht auf Betrug verhaftet. Sie sind jetzt zu Hause und werden überwacht. Bei Scholte wird gleichzeitig auch eine Hausdurchsuchung durchgeführt, um diesen Computer sicherzustellen.«
»Also kein Mordverdacht?«
»Nein, auf dem Papier ist ausschließlich von illegalem Devisenhandel die Rede, und zwar nur gestützt auf die Daten, die diese Nel herausgefunden hat. Während des Verhörs kommt dann allerdings auch der Mord zur Sprache.«
»Scholte wird dich auslachen«, sagte ich.
»Das glaube ich auch. Aber Cleveringa?«
Mir dämmerte, was er damit meinte. Cleveringa stammte aus einer alten, angesehenen Familie. Der
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