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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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zu Glinka um. »Wo ist Lonneke?«
    »Ich glaube, oben bei den Kindern. Cleo hat ein bisschen Fieber, vielleicht eine kleine Grippe.«
    Cleo, dachte ich. Genannt nach ihrer Großmutter, die sich hier etwas Ernsteres zugezogen hatte als eine Grippe.
    »Sagen Sie ihr einfach, dass Max Winter hier ist.«
    Glinka lief schwerfällig zur Treppe und stieg die Stufen hinauf.
    Helene blieb bei mir stehen. Sie wirkte unsicher. Ich dachte schon, sie wolle mich etwas fragen, doch dann nickte sie mir kurz zu und kehrte in den Salon zurück.
    Ich stand in der großen Halle. Hier hatten Vater und Tochter getanzt, dort hatte die Kapelle gespielt. Jetzt herrschte bedrückende Stille. Durch die dicken Läufer hörte man noch nicht einmal, dass jemand die Treppe herunterkam.
    Lonneke war nervös. »Vielen Dank, Glinka. Du brauchst keinen Kaffee zu kochen, Herr Winter geht gleich wieder.«
    Glinka verschwand kommentarlos.
    Lonneke straffte den Rücken. »Was wollen Sie hier?«, fuhr sie mich an.
    Ihre Augen verrieten sie. »Sie haben mit Ihrem Vater gesprochen«, sagte ich.
    »Ich kann sprechen, mit wem ich will«, sagte sie herausfordernd, aber ihre Stimme zitterte.
    »Was haben Sie ihm erzählt?«
    Der Schuss fiel in dem Moment, als sie ihren Mund öffnete. Ich sah noch, wie sich ihr Gesicht verzerrte, bevor ich einen unterdrückten Fluch ausstieß und zur Treppe rannte.
    Ich riss wahllos eine Tür auf, die nur angelehnt war. Cleveringa hing zurückgeneigt in seinem schwarzen Ledersessel, die obere Hälfte seines Körpers außerhalb des gelblichen Lichtkegels seiner Bürolampe, so dass ich seinen Kopf nicht sofort sah, der unnatürlich nach hinten in den Nacken gekippt war. Eine doppelläufige Jagdbüchse lehnte zwischen seinen Beinen an seinem Unterleib.
    Als ich auf ihn zu lief, sah ich, dass der hintere Teil seines Schädels herausgeschlagen war. Es roch nach Blut, Knochensplittern und Gehirnmasse, die an das Glas des Bücherschranks hinter ihm gespritzt war und auf den Fußboden tropfte.
    Unten hörte ich Helene schreien: »Josef! Josef!«
    Ich drehte mich um. Lonneke stand schweigend in der Tür. Das Licht aus dem Flur fiel ihr ins Gesicht, aber ich konnte nicht erkennen, ob sich Mitleid darauf widerspiegelte oder Triumph oder beides. Sie zeigte keine Überraschung und plötzlich wurde mir klar, dass sie mit diesem Verlauf gerechnet hatte.
    Ich hörte die Frauen im Flur. »Mach die Tür zu!« Ich ging auf sie zu und muss bedrohlich gewirkt haben, denn sie drehte sich um. Ich schloss die schwere Tür, wodurch die panischen Stimmen von Glinka und Helene abrupt verstummten.
    An der Innenseite steckte ein Schlüssel und ich schloss ab, bevor ich wieder zum Schreibtisch zurückkehrte. Der Hörer lag neben dem Apparat. Ich nahm ihn auf und hörte das Besetztzeichen. Ich drückte auf die Gabel und anschließend auf Wahlwiederholung. Nummerntöne in meinem Ohr. Eine Frau nahm sofort ab.
    »Wibaudstiftung.«
    Ich zog die Stirn in Falten. Also nicht Scholte. »Hier spricht Max Winter«, sagte ich. »Erhielten Sie heute Abend einen Anruf von Meneer Cleveringa?«
    »Ja, vor ein paar Minuten erst.«
    »Für wen war das Gespräch?«
    »Darf ich erfahren, weshalb Sie das wissen möchten?«
    Ich erblickte einen Umschlag, der halb unter einem Buch verborgen auf dem Schreibtisch lag. Ich zog ihn zu mir und las die Adresse. »Ich arbeite für den Staatsanwalt in Amsterdam«, sagte ich. »Sie können ihn gerne anrufen, aber dadurch verlieren wir nur unnötig Zeit.«
    »Meneer Cleveringa wollte Frau Teulings sprechen …«
    Jetzt dämmerte mir etwas. »Die alte Frau Teulings?« »Ja, aber sie kann keine Telefongespräche mehr führen. Sie liegt … Wir bezweifeln, dass sie den Morgen noch erleben wird.«
    »Und das haben Sie ihm gesagt?«
    »Ja. Er wollte, dass wir ihr eine Botschaft übermitteln. Von Josef, dass es ihm Leid täte und ob sie ihm vergeben könne.«
    »Vielen Dank«, sagte ich und legte auf.
    Der Umschlag war nicht verschlossen. Er war an Oberstaatsanwalt Bremer adressiert. Ein Blatt Papier befand sich darin, beschrieben mit der kleinen, altmodischen und sauberen Handschrift des Exministers.
    Ich wählte die Nummer von Meulendijk. Er hob sofort ab.
    »Bernard, der Minister hat Selbstmord begangen. Ich habe hier sein vollständiges schriftliches Geständnis. Ich faxe es Bremer zu.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Er hat diesen Ausweg …«, sagte er dann. »Vielleicht …«
    Er war so durchschaubar wie Glas. »Ja, ja, die Herren unter

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