Cleopatra
verstehen mich nicht falsch, aber ich würde gern mit Max Winter etwas unter vier Augen besprechen.«
Nel zog eine Augenbraue hoch.
»Vielleicht hat Mevrouw die Bouillabaisse fertig«, meinte ich.
Nel stand auf und beugte sich über Meulendijks Kopf. »Ist das noch die echte Elvis-Presley-Brillantine?«
Meulendijk schaute sie verwirrt an. Nel kicherte und nahm ihre Tasche mit.
»Ich hoffe, dass die Dame den Mund halten kann«, sagte Meulendijk, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.
»Mach dir darüber keine Sorgen. Was willst du von mir?«
Er zögerte. Die Sache lag ihm schwer im Magen. »Ich will keine großen Worte machen. Ich möchte, dass du deine Klientin wieder bei mir unterbringst.«
Ich lächelte. »Du meinst, dass es nie eine Unterbrechung gegeben hat und ich die ganze Zeit für das Büro Meulendijk gearbeitet habe?«
»Im Nachhinein betrachtet erscheint mir das als die beste Lösung«, sagte er.
»Du meinst, für dein Gewissen?«
Er lehnte sich zurück. »Ich gebe zu, dass ich mich geirrt habe, das muss ich ganz ehrlich sagen. Was kann ich sonst noch tun? Ja, natürlich habe ich an diesen Brief gedacht, als Lonneke Cleveringa uns einschaltete.«
»Und der Auftrag war dir unangenehm.«
»Ich konnte mich aber nicht weigern, ihn anzunehmen.«
»Also hast du ihn mir gegeben«, sagte ich bitter.
Er zögerte einen Augenblick und fragte dann: »Du hast den Fall doch gelöst?«
»Aber nicht mit deiner Hilfe.«
»Nein.« Er rieb sich über die Stirn. »Ich hoffte, ich würde mich irren. Dann kam die Polizei mit Hugo Balde. Der Mord entsprach seinem Modus Operandi und er legte ein Geständnis ab. Das war mein einziger Schwachpunkt oder mein Fehler, wenn du so willst, dass ich froh war, dass die Polizei den Fall mit Hilfe von Hugo Balde löste. Ich hoffe du kannst mir das verzeihen.«
Ich dachte an Cleopatra. Ich hatte Mitleid mit ihr, weil sie eine von Grund auf tragische Figur war. Verheiratet mit einem Mann, der nur ihr Geld wollte, ermordet, weil sie keine Einladung zu einem Fest vorweisen konnte, ihrer Rache beraubt, weil das, was sie an Beweisen hatte, im fantasielosen Gehirn von Meulendijk nur als haltlose Verleumdungen betrachtet wurde.
»Und warum sollte ich das tun?«
»Ich kann dir keinen einzigen Grund dafür nennen«, sagte er. »Du bist mir nichts schuldig.«
Ein bestechlicher Firmenchef hätte mir ein kleines Vermögen geboten, um seinen Ruf zu retten, doch Meulendijk wäre nie auf diese Idee gekommen. Er war ein Opfer seiner selbst geworden. Ich verspürte nicht das Bedürfnis, ihn zu ruinieren. Niemand war davor gefeit, irgendwann in seiner Laufbahn einmal etwas falsch zu beurteilen.
»Außerdem brauchst du mich«, sagte Meulendijk dann. »Jedenfalls, wenn du verhindern willst, dass die Täter Wind von der Sache bekommen und sich aus dem Staub machen. Ich bin der Einzige, der mit Oberstaatsanwalt Bremer regeln kann, dass der Fall mit der nötigen Diskretion abgewickelt wird.«
Ich musste beinahe darüber lachen. Er war nicht nur unbestechlich, sondern auch gewitzt. »In Ordnung, Bernard, ich arbeite für dich.« Ich fühlte mich übertrieben großherzig.
Er sah erleichtert aus und griff nach dem Telefon.
»Wen willst du anrufen?«
»Bremer. Vielleicht kann er uns heute Abend noch empfangen, sonst muss die Geschichte morgen zur Staatsanwaltschaft. Bei ihm zu Hause ist es sicherer.«
Der Sarg mit den sterblichen Überresten Cleopatras wurde in aller Stille exhumiert und nach Amsterdam gebracht. Der Knochenbruch stimmte mit der Röntgenaufnahme aus der Schweiz überein. Nach eingehender Beratung mit Dr. Grüber und einem Vergleich mit dem Originalmaterial war jeder Zweifel ausgeschlossen.
Meulendijk und ich sprachen stundenlang mit Oberstaatsanwalt Bremer und danach mit einer kleinen Gruppe von Leuten von der Leitstelle: Führungs- und Lagedienst, dem Mord- und dem Betrugsdezernat sowie einer etwas undurchsichtigen Figur aus dem Ministerium. Nel war auch dabei. Das Problem war, dass zwar alle Hinweise stimmten, aber der endgültige Beweis für den Mord ohne eine offizielle Untersuchung nicht erbracht werden konnte.
»Wenn ich ganz genau hinschaue«, sagte Bremer schließlich, »ist die Identität der Frau unter dem Tennisplatz das Einzige, was wir wirklich beweisen können. Niemand hat den oder die Mörder bei ihrer Tat beobachtet. Der fehlende Beweis kann nur durch Beschlagnahmungen erbracht werden. Und ohne ein Geständnis der Berufskiller bezweifle ich, dass die
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