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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Seufzer begrüßte diesen Versuch. »Sie Narr! Als ich vor zwei Stunden nachgesehen habe, gab es Smaragde und Rubine in der Größe von Taubeneiern. Das langt für den Anfang.«
    Da seine beiden Ziele nun eng nebeneinander am anderen Ende des Raumes standen, ging Claude - die Waffe immer noch auf sie gerichtet - zu den drei Schatztruhen und klopfte auf den Deckel der mittleren. »Hier drin liegt ein riesiges Vermögen. Weit mehr als ich brauche, um meine Pläne zu vollenden.«
    »Tut mir Leid, alter Junge!«, spottete Edgar. »Das war vor zwei Stunden. Sie glauben doch wohl nicht, dass Ajit Singh einfach tatenlos zusieht, oder? In zwei Stunden kann eine Menge passieren. Das ganze Zeug wurde weggeschafft. Warum glauben Sie, hat man nur einen alten Mann als Wache zurückgelassen? Man hat Sie in eine Falle gelockt! Und hier sind Sie -gefangen! Seien Sie doch kein solch verdammter
    Narr und geben Sie nicht alles auf für einen unseligen Griff in eine leere Keksdose!«
    Claude grinste höhnisch, hob den Deckel mit der linken Hand und langte hinein. Joe und Edgar sahen wie in einen Bann gezogen zu, wie Claudes Hohnlächeln zu einer Grimasse des Erstaunens mutierte und dann zu einem Blick blanken Entsetzens. Er zog die Hand wieder heraus, voller Edelsteine, die sich in dem flackernden Licht spiegelten und in blendendem Farbglanz aufleuchteten. Mit einem grässlichen Schrei ließ Claude die Ketten zu Boden fallen. Etwas baumelte jedoch weiterhin an seiner Hand. Es funkelte nicht. Es spiegelte sich nicht im Licht. Eine zuckende, dunkle Form. Ungefähr dreißig Zentimeter lang.
    Der Knall einer kleinen Browning M dröhnte ohrenbetäubend in dem kleinen Raum. Joe, der Edgars schnellen Griff in den Hosenbund in seinem Rücken kaum bemerkt hatte, sah zu Claude. Die kleine, schwarze Waffe, die er zuletzt von Bahadurs Hand umklammert gesehen hatte, war in Edgars riesiger Faust kaum auszumachen, aber ihre Feuerkraft war unleugbar.
    Claudes ganzer Körper zitterte vor Entsetzen. Er war unfähig, seinen Blick von der linken Hand abzuwenden, die immer noch die Überreste des länglichen Objekts umklammert hielt, das von Edgars Schuss zerfetzt worden war. Schließlich fand er seine Stimme wieder. »Was zur Hölle war das?«
    »Ein Krait«, meinte Edgar ruhig. »Für mich sah es wie ein Krait aus. Ein Jungtier. Aber genauso tödlich.«
    »Helfen Sie mir, um Gottes willen.«
    »Niemand kann Ihnen mehr helfen, das wissen Sie genau.« Edgar sprach ausdruckslos. »Zehnmal so giftig wie eine Kobra. Sie sind voll in der Currysuppe gelandet, alter Knabe.«
    »Wie viel Zeit bleibt mir noch?«
    »Zehn Minuten? Eine Viertelstunde?«
    Claude schwankte zur Tür. Er hob den Revolver und feuerte dreimal in die Luft, hielt inne und schoss noch zweimal. Dann kam er in den Raum zurück und sah sie an, sorglos mit seiner Waffe wedelnd. Er lächelte sein schiefes, jungenhaftes Lächeln. »Eine Kugel ist noch übrig. Für wen soll sie sein?«, fragte er. Der Lauf zielte erst auf Joe, dann auf Edgar und schließlich auf seine eigene Stirn. »Noch fünfzehn Minuten in Ihrer Gesellschaft, meine Herren? Danke nein.«
    Mit einer Behendigkeit, die Joe Edgar nie zugetraut hatte, hechtete dieser auf Claude zu und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
    »Edgar! Verdammt noch mal«, entfuhr es Joe. »Lassen Sie ihn doch würdig abtreten.«
    »Tut mir Leid, Joe. Mir wäre es lieber, wenn sein Leichnam bei der Einlieferung in Delhi keine Einschusslöcher aufweisen würde. Tod durch natürliche Umstände oder durch einen Unglücksfall, wie immer Sie es nennen wollen. Hier draußen könnte jeder von einem Krait getötet werden. Keine Erklärungen nötig. Bleiben Sie ein paar Minuten, wo Sie sind. Wir warten, bis er tot ist.«
    Als Joe seinen unnachgiebigen Gesichtsausdruck sah, durchschaute er plötzlich das Spiel von Sir George. Er hatte Sandilands geschickt, um den Störenfried ausfindig zu machen, und Edgar, um dafür zu sorgen, dass der Übeltäter nicht in einem unordentlichen Zustand herumlag und den Raj in Verlegenheit brachte. Udai Singh hatte es vor seinem Tod angedeutet. »Wir planen unsere letzte Jagd, Edgar.«
    »Nein, warten Sie ruhig darauf, dass er stirbt!«, sagte Joe. »Die Schüsse, die er abgefeuert hat, waren ein Signal. Ich werde herausfinden, wem sie galten.«
    Joe rannte zusammen mit Ajit zurück zum Palast. Im Rennen keuchte er eine Erklärung. Es war ihm peinlich, dass er zwar zwanzig Jahre jünger war als der Rajpute, aber kaum mit dessen federnden

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