Clone Wars 3 - Keine Gefangenen
sehr schwer sein, Hallena.
Trotz des Stimmengewirrs im Tapcafé hatte sie den Klang seiner Worte noch im Ohr.
Du bist nicht immun gegen Gut und Böse. Du bist nicht auf der falschen Seite. Du gehst nur über kleinere Komplikationen hinweg, die dem großen Plan im Wege stehen.
Gil Pellaeon nannte das Kollateralschäden. Manchmal wollte sie mit ihm darüber reden, wie er damit umging, dass er Schmerz und Tod über Leute brachte, die ihm in die Quere kamen, wenn sein Schiff auf dem Weg zu größeren Zielen war. Doch sie hatte nie den rechten Moment gefunden, um ihre Gründe zu nennen und all die Dinge zu enthüllen, die sie getan hatte.
Bin ich ein schlechter Mensch? Warum kann ich diese Frage nicht beantworten?
»Und was haben sie Ihnen angetan?«, fragte Merish schließlich.
Hallena sah sie nicht an. »Das, was mich am schnellsten in den Wahnsinn treibt. Sie haben mich in Einzelhaft gesetzt.«
Sie konnte nicht behaupten, dass man sie körperlich gefoltert hätte. Sie saß hier neben Leuten mit echten Narben, und wenn irgendetwas schiefging, konnte man ihr schnell nachweisen, dass sie gelogen hatte, wenn man sie untersuchte. Aber Wahnsinn – Wahnsinn war unsichtbar. Wahnsinn konnte sie spielen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie den Anschein aufrechterhalten musste, aber sie war sicher, es eine sehr lange Zeit zu schaffen.
»Sie werden uns wohl erst vertrauen, wenn wir uns Ihnen gezeigt haben, nicht wahr?«
Es war so schrecklich einfach. Am Anfang war das Schuldgefühl und dann, wenn ein Spion Gefallen daran fand, clever zu sein, wurde es von gefühlloser Selbstgefälligkeit abgelöst. Und wenn dann das Alter und bittere Erfahrungen diese Schicht wieder abgetragen hatten, kehrten Schuldgefühle und Abscheu zurück.
»Nein«, sagte Hallena und nutzte die Wahrheit, um ihre Lüge glaubwürdig klingen zu lassen. »Schauen Sie doch mal… Ich kenne Sie überhaupt nicht, und Sie kennen mich nicht. Warum sollten wir einander überhaupt trauen?«
»Ach, wir wissen viel über Sie. Der Bürodroide ist sehr kooperativ bei der Weitergabe von Ausweisinformationen, wenn man weiß, wie man ihn nett und freundlich fragt.«
Die auf der gefälschten Chipkarte zur Person gespeicherten Informationen hatten auf Hallena ziemlich langweilig gewirkt – eine längst vergessene Person aus einer Stadt, die von der Landkarte getilgt worden war –, aber für Merish und Shil waren sie wohl wichtig.
»Dann beweisen Sie mir, dass Sie nicht die sind, die mich zum Narren halten, um mich wieder einzubuchten.«
»Warum sollten die das tun wollen?«
»Weil die Abschaum sind«, erklärte Hallena, »und weil es das ist, was kleine Leute mit zu viel Macht tun.«
Merish sah ihr einen Moment lang ins Gesicht, als würde sie nach Ungereimtheiten in der Geschichte suchen. »In einem Tag oder so wird das eh keine Rolle mehr spielen.«
Aha. Es gibt also einen Zeitplan. Für was?
Die Tür des Tapcafés ging wieder mit einem leisen Seufzer auf, sodass weitere schäbig gekleidete Fabrikarbeiter und ein Schwall feuchter Nachtluft, der mit Abgasen veralteter Landgleiter vermischt war, hereinkam. Die alle Frau hatte mit ihrer Regenwettervoraussage Recht gehabt. Hallena fragte nicht, warum ein Tag einen so großen Unterschied bedeutete. Sie wartete darauf, dass man es ihr sagte.
»Varti«, rief Merish plötzlich und reckte den Hals. »Sieh mal, da ist Varti.«
Ein kleiner Mann mit Glatze, der so aussah, als stünde er kurz davor, in Ruhestand zu gehen, schob sich an den anderen Gästen vorbei und kam auf den Tisch zu. Hallena dachte zuerst, dass sein Schädel einfach nur glänzte, doch als er unter einer Deckenlampe hindurchging, konnte sie sehen, dass seine dunkle Haut vom Ohr bis zum früheren Haaransatz mit weißen Mustern tätowiert war. Wenn es außer Dreck und beiläufiger Brutalität einen weiteren bleibenden Eindruck gab, den sie von diesem Ort mitnehmen würde, dann war es das Gefühl der Umkehr, von negativen Holo-Bildern, wo die hellen und dunklen Bereiche vertauscht waren.
Nun, das passt ja bemerkenswert gut, denn ich kann wirklich nichts eindeutig Weißes und Schwarzes in dieser Situation erkennen.
Varti lächelte sie an und wirkte leicht verwirrt. Er legte den Kopf zur Seite. Draußen auf der Straße heulten die Hörner, als mehr als nur ein Polizeigleiter vorbeiraste. Mehrere Männer, die an der Bar standen, hielten inne und schauten aus den Fenstern.
»Ich erinnere mich nicht an Sie, Orla«, sagte er und hielt Hallena eine
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