Clone Wars 3 - Keine Gefangenen
worauf sie sich verließ. Es war nicht irgendein Fremder, den sie angespuckt hatte. Bei ihrer Art von Arbeit verließ man sich nicht so schnell auf etwas. Diese Form von Vertrauen konnte tödlich sein. Deshalb war die einzige Person, auf die sie sich voll und ganz verließ, auch sie selbst, und deshalb ruhte auch ihre Hand noch immer auf dem Blast er, der sich in den Falten ihres Umhangs versteckte. »Sie sollten es zu Ihrem eigenen Wohle sein.«
»Ich bin’s. Also habe ich mir die Hose zumindest von der richtigen Frau ruinieren lassen. Kommen Sie. Wir wollen nach drinnen gehen.« Mit einem leichten Nicken des Kopfes wies er zum anderen Ende der verlassenen Straße und nahm sodann den feuchten Fleck auf seinem Bein in Augenschein. »Eine wirklich originelle Art, sich zu erkennen zu geben. Agentin Devis.«
»Nein, ich habe wirklich danebengespuckt«, erwiderte sie. Jetzt beunruhigte es sie, dass sie gar nicht bemerkt hatte, von jemandem verfolgt und beobachtet zu werden. Das gehörte eigentlich zur Grundlage geheimdienstlicher Tätigkeit und sollte so selbstverständlich wie das Atmen sein: sich immer seiner Umgebung bewusst zu sein. »Wie lange haben Sie mich beobachtet?«
»Ein paar Minuten.«
Stang! Wäre er ein Scharfschütze gewesen…
Doch das war er nicht, und nach ihrem momentanen Aussetzer war sie jetzt wieder voll da und aufmerksam. Bei dem Gebäude am Ende der Straße handelte es sich um einen Komplex mit verschiedenen Läden und Tapcafés. Als sie hineingingen, war es, als würden sie in eine andere Welt treten. Eben noch die verlassenen Straßen vor Augen, wo der Staub wirbelte, sodass Athar wie eine Geisterstadt aussah, herrschte hinter geschlossenen Türen geschäftiges Treiben. Die Bürger Athars gingen während der windigen Monate im Spätherbst ihren Angelegenheiten im Schutze geschlossener Räume nach.
»Die Treppe hoch«, sagte Galdovar und deutete mit dem Daumen nach oben. »Erster Stock, Gewerkschaftsbüro.«
Hallena verschmolz übergangslos mit den Fathalianern, die die Gänge bevölkerten. Sie sprach Basic mit einem echt wirkenden Athari-Akzent, und sie hatte – wie die meisten hier – eine dunkle Haut und sauber geflochtene, eingerollte Zöpfe. Keiner hatte Anlass, auf die Idee zu kommen, dass sie eine Spionin der Republik war, die man hergeschickt hatte, um die Fathalianer zu infiltrieren.
Sie war noch nicht ganz eine Woche in Athar, und das Bild, das sich ihr hier bot, entsprach nicht unbedingt dem, was im Geheimdienstbericht gestanden hatte. Aber das war ohnehin selten der Fall.
»Hier rein?«, fragte Hallena mit einem Nicken, wobei ihre Hand immer noch tief in der Tasche vergraben war.
»Da rein«, bestätigte Galdovar.
»Nach Ihnen.«
Nein, so dumm war sie nicht.
Die Tür glitt auf und sie folgte ihm in ein ganz normal aussehendes Büro mit abgenutzten Tischen und Regalen aus Pleekholz, die schon bessere Tage gesehen hatten. Die Innentüren sahen allerdings so aus, als wären sie eingetreten und wieder repariert worden; zwei eingelassene Bretter wiesen einen helleren Farbton auf und waren weder nachgedunkelt noch wurmstichig.
»Einbrecher?«, fragte sie. »Oder ist man etwas träge, was Instandhaltungsarbeiten betrifft?«
»Es soll so aussehen als ob«, erwiderte Galdovar. »Und wir wissen genau, wie ein Gewerkschaftsbüro aussieht, nachdem es von der Obrigkeit gestürmt worden ist, nicht wahr?«
Er war einer von denen, die für gewöhnlich bei solchen Aktionen mitmachten. Also musste sie ihm schon zugestehen, dass er wusste, wie ein Raum aussah, nachdem er gestürmt worden war. Als sie hörte, dass sich hinter der reparierten Tür etwas bewegte, sah sie sich automatisch nach einer Fluchtmöglichkeit um – nur für den Fall, dass das Treffen nicht wie abgemacht verlaufen sollte. Dieser Tage fühlte sie sich eigentlich nur auf einem Kriegsschiff der Republik sicher und das nicht nur wegen Gilad. Die gesamte Galaxis befand sich in Aufruhr. Die Front verlief nicht an Planetengrenzen, sondern ging manchmal sogar quer durch Familien.
Hallena ging in einen kleinen Hinterraum, der fast zur Gänze von einem abgestoßenen Tisch eingenommen wurde. Hätten nicht zwei schwer bewaffnete Männer auf der einen Seite gesessen – die sich unter ihrer Kleidung abzeichnenden Waffen wären jedem aufgefallen –, hätte sie vielleicht die Geschichtegeschluckt, dass es sich bei den Räumlichkeiten tatsächlich um das Büro der Gewerkschaft für Handwerker, Plastoidgestalter und
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