Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
anfangen!“
„Eh - Philip! Nimm das fünfte Stück auf der CD!“, rief Irma, „das ist schneller.“
Den Kriegstanz hatte Tobi aus einer Kultursendung über China. Sie hatten die Aufnahme wieder und wieder angeguckt. Dann hatten sie die Bewegungen der Kämpfer auseinandergenommen und eine eigene Choreografie daraus entwickelt. Ihre Version war eher minimalistisch, die Schwünge der Arme und Körper weniger ausladend.
Inzwischen waren Anna und Ben eingetroffen. Sie standen zwischen den Zuschauern in Millis Nähe. Anna begegnete Millis Blick – und lächelte! Milli fiel ein Stein vom Herzen.
Wieder gab es reichlich Applaus.
Gleich nach der Aufführung stürmte Milli zu Anna.
„Toll, dass du da bist!
„Der Teller“, protestierte Anna schwach, „jetzt hast du mein Dressing am Pulli.“
Die Terrasse hatte sich schnell gefüllt und am Buffet gab es bereits Gedrängel. Sie setzten sich in ein paar Korbstühle, hinter einen Sonnenschirm, etwas abseits vom Pool.
Lucretia, von einer Schar älterer Jungen umgeben, tänzelte über die Terrasse Richtung Buffet. Sie tat noch affektierter als sonst. Ununterbrochen fuhr sie mit der Zunge über ihre Lippen und fummelte an ihrem Haar.
„Ihr Selbstbewusstsein sollte man haben“, murmelte Anna mit einem scheelen Blick in Lucretias Richtung, „aber wenn man so gut aussieht ...“
Milli konnte kaum einen Aufschrei unterdrücken. „Also hör mal! Hast du die Typen gesehen, die um sie herum scharwenzeln? Ich würde mir da keine Mühe geben.“
„Ich glaube nicht, dass es sie Mühe kostet, sie ist einfach nur selbstbewusst“, sagte Anna grüblerisch.
Ben produzierte ein seltsames Geräusch. „Das kann leicht in die Hose gehen“, sagte er leise und schob sich ein Tofubällchen in den Mund. „Wenn man ihr Benehmen missversteht.“
Milli und Anna sahen einander verdutzt an.
„Und was heißt das nun?“, wollte Milli wissen.
Ben grunzte missvergnügt und nahm ein weiteres Tofubällchen. „Das wisst ihr genau. Solange die Typen cool sind, an die sie gerät, bedeutet das nichts - aber nicht alle sind cool -“ Er brach ab. Etwas anderes hatte die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Lucretia hatte sie entdeckt und näherte sich energischen Schrittes. Milli hatte eine düstere Vorahnung, blieb aber ruhig.
Lucretia baute sich vor Milli auf und dann ging’s los: „Hier vor mir sitzt Emilie Fischer, die Tochter eines echten Betrügers.“ Sie warf sich in die Brust und einen Blick in die Runde und sprach so laut, dass alle gezwungen waren, mitzuhören. „Dein Vater, Tom Fischer, hat vor vier Jahren meinem Vater etwas gestohlen, das Millionen gekostet hat. Und dann hat er sich aus dem Staub gemacht!“
Lucretias Augen waren zu Schlitzen geworden und bohrten sich voller Wut in Millis Gesicht.
„Der Gauner Tom Fischer ist noch immer auf freiem Fuß. Und hier sitzt seine Tochter und amüsiert sich. Wo versteckt sich dein Vater? Hat er die Beute schon zu Geld gemacht? Du und deine verrückte Mutter - ihr lebt doch nur auf unsere Kosten!“
Milli schluckte. Der unerwartete Überfall hatte ihr die Kehle zugeschnürt.
Anna sah sie mit großen Augen an und verstand. Blitzartig fuhr sie hoch und rief mit vor Zorn zitternder Stimme: „Was maßt du dir an, Lucretia Ziggedorn! Das - das ist Verleumdung!“
Lucretia grinste geringschätzig und rührte sich nicht vom Fleck.
„Denkst du“, stammelte Anna, „Milli findet das gut, dass sie keinen Vater mehr hat. Ihre Mutter ist deshalb krank geworden, sie -“
Jetzt hatte Milli genug. Sie war so wütend, dass sie alle Vorsicht fallen ließ. Sie warf Anna einen Blick zu, der sie zum Verstummen brachte.
„Wie du willst, Lucretia Ziggedorn“, fauchte sie. Nun war sie so laut, dass jeder es hören musste. „Und jetzt die wahre Version der Geschichte. Dein Vater hat meinen entführt, weil die Maschine, die er gebaut hat, so genial war, dass dein Vater die Patente mit niemandem teilen wollte. Er will den Profit allein einstreichen und hat den Erfinder aus dem Wege geräumt. Vielleicht hat er ihn sogar umgebracht … oder besser, hat ihn umbringen lassen.“
Auf Lucretias Gesicht mischte sich Abneigung und Arroganz. Mit einer schnellen Kopfbewegung schmiss sie ihre Haare nach hinten.
„Das ist eine Lüge!“, sagte sie giftig, aber beherrscht, „wenn das wahr wäre, warum sucht mein Vater den Verbrecher Tom Fischer und den Satelliten dann immer noch?“
„Äh – ja – hallo. Ich hätte auch gern was dazu
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