Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
gegen Elizas Außenhaut gerannt. Milli nutzte die Gelegenheit, um zu demonstrieren, wie man die Sensoren benutzt, mit einer Einstellung, die alles, was sich bewegte, auf dem Monitor erscheinen ließ ...
„Tat nicht weh. Fühlt sich wie ein elastischer, magnetischer Zaun an“, sagte Chong beim reinkommen. „Dabei fällt mir ein, dass wir nicht miteinander reden können, wenn wir nachher getrennt sind. Handys funktionieren ja nicht, wenn Elizas in der Nähe ist ...“
Daran hatte Milli auch schon gedacht. Sie öffnete unter einer Konsole eine Schublade und zog eine perforierte flache Box hervor. Dann drückte sie, wie bei einer Tablettenpackung, zwei fleischfarbene runde Plättchen heraus und hielt eins Chong hin. „Die tragen wir im Ohr. Die Übertragung läuft über Eliza. Die Dinger sind permanent an.“
Chong wog das Plättchen in der Hand und guckte skeptisch. „Keine gute Idee. Es ist so leicht und in meinen Ohren hält sich nichts.“
Milli stand eine Weile still und horchte. Dann lächelte sie und sagte: „Eliza sagt, dass es sich an der Ohrmuschelhaut festsetzt. Du kannst damit hören und sprechen … es übersetzt die Vibration deiner Stimme. Aber wir können vorsichtshalber auch noch kleine Sprechgeräte mitnehmen“, wieder machte Milli eine Pause und lauschte. Dann öffnete sie dasselbe Fach unter der Konsole und entnahm zwei kleine broschenartige Sprechgeräte. „Die muss man anstecken“, sagte sie.
Bevor sie Potsdam ansteuerten, mussten sie noch Eliza auftanken. Sie nutzten die Zeit und ließen sich von ihr erklären, wie man die Stimulationswaffen einsetzte. Das waren Energiewaffen, die bei Menschen Glücks- oder Angstgefühle auslösten. Mit einer Hologrammsimulation zeigte Eliza, wie die Strahlung eingestellt und gemischt werden musste und welche Gehirnregionen davon stimuliert wurden, damit sie vermehrt körpereigenes Dopamin, Serotonin oder Noradrenalin ausschütteten. Im Hologramm war das gut zu erkennen und sogar mit Prozentangaben versehen. Chong kam das komisch vor, er hielt das für eine Täuschung, aber Ben war begeistert.
„Krass! Körpereigenes Doping! Wir dopen die Bullen. Können wir die Bestrahlung auch selbst mischen und regulieren?“
Milli wusste es nicht so genau und setzte sich mit Eliza in Verbindung. Wie es schien, verfügte sie über eine Datenbank mit Misch- und Fallbeispielen. „Ihr müsst ein wenig probieren“, erklärte sie und zeigte auf einen Gehirnbereich, der Belohnungszentrum hieß, „da sieht man, dass eine erhöhte Serotoninausschüttung die Leute total glücklich macht … das mit Dopamin, Oxytocin und Noradrenalin vermischt, erzeugt möglicherweise so abgefahrene Zustände als wärst du auf Ecstasy oder auf’m Trip ...“
„Aber wenn wir durch die Autowand strahlen, könnte Nouri auch was abkriegen“, sagte Anna, „was dann?“
„Dann ist er high!“, stieß Chong begeistert hervor. Er hatte inzwischen begriffen, wie das Programm funktionierte und war eifrig damit beschäftigt, Hormone zu mischen, um sich in der Simulation die Wirkung am Menschen anzusehen. „Voll cool!“, schwärmte er, „hier gebe ich einen Schuss Adrenalin drauf damit Nouri wie ein Olympiasprinter rennt … und wenn ich Oxytocin dazu gebe“ - das Hologramm zeigte sexuelle Stimulierung, Zärtlichkeit und Liebe an -, „dann würde er vermutlich die Bullen knutschen.“
„Chong, du bist ätzend“, zischte Anna und stieß ihn zur Seite.
„Ihr kriegt das schon irgendwie hin“, sagte Milli schnell, obwohl sie sich nicht sicher war, weil sie es noch nicht ausprobiert hatten. „Hauptsache die Leute kommen gut drauf oder schlafen ein. Für uns ist eigentlich nur wichtig, dass wir Nouri unauffällig und ohne Stress aus dem Auto holen können.“
Eliza hatte inzwischen fertig aufgetankt. Milli überließ das Steuer Anna und Ben und klinkte sich bei Eliza ein, um abzuchecken, ob sie etwas vergessen hatte. Aber das Wichtigste war gesagt. Anna und Ben waren nun mit den Grundfunktionen im Großen und Ganzen vertraut. Jetzt dürfte nichts mehr schief gehen.
Um halb drei schwebten sie über Potsdam. Sie vertrieben sich die Zeit mit Flugübungen in der Nähe von hohen Gebäuden und lernten die teleskopische Linse richtig zu gebrauchen. Dann hatte Anna eine Idee. Sie übernahm das Steuer und flog zu einer befahrenden Kreuzung: Hegelallee - Ecke Schopenhauerstraße. Vorsichtig näherte sie sich den Autos. Als die Ampel Hegelallee auf rot ging, schoss sie blitzartig auf einen
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