Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
meine Handtasche und ziehe ein Schlüsselbund heraus. Der rote Plastikanhänger ist mit der Adresse Herrengasse 17 beschriftet. Ich habe diese Eigentumswohnung schon seit acht Wochen im Bestand und sie diente uns schon viele Male für unsere Treffen. Im Wohnzimmer vor der offenen Küche steht unser aufblasbares Luftbett und im Kühlschrank der Eigentümer befindet sich unser Champagner, stilles Wasser und Saft. Ich fuchtel mit den Schlüsseln vor seiner Nase herum und berichte stolz, dass ich die Wohnung heute verkauft habe.
»Das heißt, wir müssen morgen wieder die Luft aus der Matratze lassen«, sagt er und lächelt mir zu. Ich küsse ihn noch einmal schnell auf die Wange und offenbare ihm, wie lieb ich ihn habe, bevor wir vor Mimis Haus einparken und für den Rest des Abends auf Abstand gehen müssen.
Doro öffnet uns die Tür und überfällt uns gleich mit der Frage nach dem richtigen Wein. Es stehen ein Weiß- und ein Grauburgunder zur Auswahl. Mimi ruft, dass wir beide Flaschen öffnen sollen. Ich stelle die Blumen, die ich ihr mitgebracht habe, selbst ins Wasser und wasche mir gründlich die Hände. Ich habe heute den Gemüseposten und schneide Zwiebeln und Lauch. Wir prosten uns zu und freuen uns, dass wir uns endlich wieder sehen. Mimi ist extrem gut drauf. Das ist nicht immer so. Seitdem ihre erwachsenen Töchter ausgezogen sind, leidet sie unter dem Empty Nest Syndrom. Der Vater ihrer Kinder verstarb schon vor zehn Jahren und seitdem ihre Mädchen in Berlin studieren, bewohnt sie das große Haus ganz allein. Halt findet sie in ihrem Beruf als Buchhändlerin. Zwar wurde ihre Stelle schon im letzten Herbst von Vollzeit auf Teilzeit gekürzt, aber Mimi kann es finanziell gut verkraften. Ihr Mann hat sie gut versorgt zurück gelassen. Doro lobt meine fangfrischen Barben, die bereits geschuppt und küchenfertig sind. Während der letzten zehn Minuten hat ihr Handy dreimal geklingelt und viermal gepiept.
»Stell dein Telefon endlich aus«, schimpft Mimi und ich gebe ihr den Rat, endlich zur Polizei zu gehen.
»Stalking ist eine Straftat. Du solltest ihn endlich anzeigen!« Aber Doro schüttelt nur mit dem Kopf. Sie hält es für die beste Lösung, Kai weiterhin zu ignorieren. Seit Monaten belästigt ihr Ex Freund sie mit ständigen Anrufen, Briefen und lauert ihr vor der Wohnung und vor dem Betrieb auf.
»Ich sollte ihn mir einmal vornehmen und mich mit ihm von Mann zu Mann unterhalten.« Mein starker Alain, denke ich, aber auch sein Vorschlag wird abgelehnt. Sie stellt ihr Handy aus und wir setzen uns an den langen Holztisch. Mittlerweile hat jeder seinen festen Platz.
»Wunderbar!«
»Einfach köstlich!«
»Ein Gedicht!«
»Bleibt es dabei, dass wir über Pfingsten wieder zu Knut nach Keitum fahren? Wenn ja, sollten wir unsere Reservierung langsam bestätigen«, sagt mein Liebster. Mimi erhebt sich und holt eine Mappe aus dem angrenzenden Wohnzimmer. Sie bittet um unsere Aufmerksamkeit.
»Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe geerbt. Meine Tante Louise hat mir ihr Haus in der Provence vermacht.«
»Wo in der Provence«, fragt Alain interessiert. Schließlich ist sein Vater auch Franzose und er kennt sich aus.
»Circa 30 km von Aix en Provence entfernt.« Sie öffnet die Mappe und reicht Fotos herum.
»Ein Haus?«, frage ich beeindruckt. Was ich auf den Bildern sehe, ist ein feudales Anwesen in Mitten von Weinbergen.
»Ich war als Kind zuletzt dort. Der Kontakt zur Schwester meiner Mutter ist schon früh abgebrochen. Ehrlich gesagt, habe ich schon lange nicht mehr an Louise gedacht.« Ich hätte auch gern eine reiche Erbtante, denke ich beim Betrachten der Fotos.
»Der Notar hat seinen Unterlagen bereits zahlreiche Anfragen von Maklern beigefügt. Es gibt wohl schon eine Menge Interessenten mit festen Kaufabsichten. Aber bevor ich verkaufe, möchte ich noch einmal hinreisen. Am liebsten zusammen mit euch. Was haltet ihr von der Idee, statt nach Sylt, über Pfingsten in den Süden zu fahren?«
»Für drei Tage nach Südfrankreich. Wird das nicht zu anstrengend?«, werfe ich ein. Aber Mimi ist fest entschlossen.
»Wir können fliegen oder alle zusammen in einem Auto fahren. Ich brauche deinen Rat als Immobilienfachfrau. Alain, du wirst dringend als mein Übersetzer benötigt und Doro, meine Liebe, du bist endlich mal außer Reichweite dieses Spinners.«
»Fliegen wird schwierig«, sagt er. »Es
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