©Frieda Lamberti
Cover: istock/Lamberti
Korrektorat Dorothea Seifert
1. Auflage
2013
[email protected] ISBN-13: 978-1483902739
ISBN-10: 1483902730
Sämtliche Handlungen und Figuren in diesem Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen und Ereignissen wären rein zufällig.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf auch nur auszugsweise ohne vorherige Genehmigung durch die Autorin gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt, verbreitet oder veröffentlicht werden.
Club der Feinschmecker
S eit einer halben Stunde schaue ich abwechselnd auf die Uhr und aus dem Fenster. Rolf ist mal wieder unpünktlich. Ich bereue zutiefst, ihm heute meinen Wagen überlassen zu haben. Er weiß genau, wie wichtig mir das Treffen mit meinen Kochfreunden ist. Mittlerweile hege ich den Verdacht, dass sich mein Mann absichtlich verspätet. Meine Freunde Mimi, Doro und Alain sind ihm schon lange ein Dorn im Auge. Er kann unsere Leidenschaft, fein und lecker zu Kochen, nicht nachvollziehen und hält uns für übertriebene Spinner. Früher habe ich auch eher deftig gekocht. Klassische Hausmannskost war im Hause Papenburg angesagt und wenn es mal schnell gehen musste, habe ich zu Maggi und Knorr gegriffen. Das änderte sich schlagartig, als meine Schwester mir vor fünf Jahren einen Gutschein zur Teilnahme an einem Gourmet Kochkurs zum Geburtstag schenkte. Ich reiste mit dem Zug nach Sylt und lernte drei Tage beim Sternekoch, Knut Storbeck in Keitum, wie man aus Fonds echte Soßen zubereitet, einen Fisch richtig filetiert und woran man ein gutes Stück Fleisch erkennt. Seither habe ich alle Fertigsoßen aus meiner Küche verbannt und treffe mich einmal im Monat mit den Teilnehmern aus dem Kurs zum gemeinsamen Kochen und Klönen. Wir alle wohnen in und um Hamburg und sind mittlerweile enge Vertraute geworden. Mimi hat die größte Küche von uns allen. Seitdem ihre erwachsenen Kinder ausgezogen sind, treffen wir uns immer bei ihr im Haus. Wir bereiten vorzugsweise Fischgerichte zu, weil Doro kein Fleisch isst. Und das, obwohl sie mit ihrem jüngeren Bruder eine eigene Wurstwarenfabrikation betreibt. Ihre Bockwurst, Krakauer, Schinken und Thüringer sind über die Landesgrenze hinaus als die besten Würste bekannt. Darüber hinaus ist sie aktive Tierschützerin und kümmert sich mit Hingabe, um ausgesetzte Hunde und Katzen. Bestimmt wird sie mich heute Abend wieder anbetteln, einen ihrer neuen Schützlinge aufzunehmen. Dann werde ich wieder lang und breit erklären müssen, dass ich in meinem Job als Immobilien Maklerin keine Zeit finde, mich adäquat um ein Haustier zu kümmern. Meiner Meinung nach passen Hunde und Großstadt sowieso nicht zusammen. Vor einem Jahr hatte sie Alain erfolgreich bequatscht. Er fuhr nach dem Kochen mit einem kurzhaarigen Mischlingsrüden nach Hause. Seine Kinder gaben dem spanischen Straßenhund den Namen »Senior«.
Heute soll es Rotbarben auf Lauchlinsen geben. Für den Fisch habe ich eine halbe Stunde im Alsterhaus angestanden. Ohne mich, kann das Kochen nicht beginnen und ich gebe langsam die Hoffnung auf, dass Rolf noch rechtzeitig kommt. Zornig nehme ich das Telefon in die Hand und rufe bei Mimi an.
»Mein Mann ist immer noch nicht da. Kann mich einer von euch abholen?« Alain bietet sich an, sofort loszufahren und ich hab schon wieder Schmetterlinge im Bauch. Schon als wir uns das erste Mal trafen, war es um uns geschehen. Dennoch habe ich mich lange dagegen gewehrt, aber seit einem Jahr führen wir eine heimliche Liebesbeziehung. Wir treffen uns einmal in der Woche. Meistens in leeren Wohnungen und Häusern, die ich in der Vermittlung habe. Doro und Mimi wissen nichts davon und so soll es auch bleiben. Nach sechs Monaten habe ich versucht, die Beziehung zu beenden. Aber schon beim nächsten Kochtreffen, musste ich mir eingestehen, dass ich nicht mehr ohne ihn leben will und auch nicht kann. Er liebt mich auch aufrichtig, doch ich weiß, dass er seine Frau und seine achtjährigen Zwillinge nie verlassen wird.
»Lea, Liebling, wo ist dein Wagen?«, fragt er mich und fährt hundert Meter weiter in die Seitenstraße, um mich ungestört küssen zu können. Ich kann mich nicht von seinen Lippen trennen und antworte erst, als sich sein Wagen wieder in Bewegung setzt.
»Rolfs BMW ist zur Inspektion. Er hat meinen Golf genommen.« Ich öffne