Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
verkaufen, oder?« Sie schüttelt den Kopf.
»Mein Traum ist es, hier mit euch zu leben. Eine eigene Kochschule mit einem kleinen aber feinen Bed & Breakfast Hotel zu eröffnen. Im Stil von Keitum Knut. Mit eigenem Obst und Gemüse aus dem Garten, Weinverkostungen in den Kellergewölben. Die alte Scheune bietet sich ideal für den Ausbau kleiner Gäste Suiten an.«
»Mimi, das kostet dich ein Vermögen.«
»Ja, das Haus in Hamburg würde ich dafür verkaufen.«
»Und wenn es nicht läuft? Wovon willst du leben?«
»Ich selber brauche nicht viel. Mit der Pacht für den Weinberg würde ich über die Runden kommen.«
»Das klingt aber alles schon sehr durchdacht.«
»Und? Was sagst du?«
»Dass wir langsam zurück gehen sollten.«
Wir kochen und bereiten ein Festessen für Jerome vor und haben bis zum späten Nachmittag alle Hände voll zu tun. Während Doro sich mit meinem Handy zum Telefonieren in den Garten verzieht, kümmert Mimi sich um ein perfektes Styling. Ihre Coolness ist gespielt. Insgeheim ist sie aufgeregt, wie ein junger Teenager und kann es kaum erwarten, ihre Jugendliebe wieder zu sehen. Sie trägt ein Kleid! Noch nie zuvor habe ich ihre Beine gesehen, denn eigentlich ist sie Hosenträgerin. Rund zwanzig verschiedene Jeans vom gleichen italienischen Designer Label in den Farben hellblau bis tief schwarz füllen ihren Kleiderschrank. Wir staunen über ihre Verwandlung und sind hellauf begeistert. Mein rückenfreies Kleid bleibt im Koffer. Ich entscheide mich für Rock und Twinset mit langen Ärmeln. In Unterwäsche stehe ich am offenen Fenster und blicke in den grünen Garten. Doro telefoniert noch immer und ich wundere mich, was sie so lange mit ihrem Bruder zu besprechen hat. Alain steht mit der Tube Gel hinter mir und bietet an, es leicht auf meinem Rücken zu verteilen.
»Das bringt gar nichts und stinkt widerlich.« Ich werfe die Tube in den Papierkorb und er nickt mir zustimmend zu.
»Ja, schmeiße es weg. Ich garantiere dir, du wirst es nie wieder brauchen.« Wir legen uns auf das gemachte Bett und er streichelt zärtlich über meine Beine. Er will wissen, ob es mir in der Provence gefällt.
»Ich war noch nie an einem schöneren Ort.« Am liebsten würde ich bis zu unserer Abreise so entspannt neben ihm liegen bleiben und mich von seinen Händen und Lippen verwöhnen lassen, aber ein lautes Motorengeräusch kündigt die Ankunft des Ehrengastes an. Ich schlüpfe in meine Sachen und Alain flüstert mir belustigt zu, dass Jerome mit einem Trecker vorfährt.
Wir betreten die Terrasse und wohnen ihrem ersten Zusammentreffen nach über 30 Jahren in gebotenem Abstand bei. Mimi erhält einen riesigen Blumenstrauß, eine Flasche Armagnac und zwei flüchtige Wangenküsse. Sie bedankt sich für die Geschenke und sein Kommen und stellt uns vor.
»Das sind meine Freunde Lea und Alain und dahinten kommt auch Doro, die Vierte in unserem Bunde.« Jerome ist ein gutaussehender Mittvierziger. Sein volles Haar ist silbergrau durchzogen, seine Figur ist schlank und lässt Rückschlüsse auf körperliche Arbeit zu. Er trägt kein weißes Unterhemd, sondern Jeans und ein schwarzes Poloshirt. Ich entdecke keinen Ring an seinem Finger. Weil ich selbst aber auch keinen Ehering trage, ist es kein verlässliches Indiz dafür, dass er ungebunden ist. Ich nehme mir vor, ihn später danach zu befragen. Mimi schenkt gut gekühlten Roséwein aus und kündigt als Vorspeise »Muscheln nach Art des Hauses« an. Für Doro gibt es die doppelte Portion, weil sie beim Hauptgang mit Fleisch, passen wird. Alain übersetzt unserem Gast, dass Doro Vegetarierin ist, obwohl sie in Hamburg einen Fleischereibetrieb besitzt.
»Fertigst du auch Pasteten?«, fragt er interessiert.
»Eher klassische, deutsche Wurstspezialitäten.« Unser Gast verrät, dass er sich neben dem Weinanbau auf die Herstellung von Pâtés und Terrinen spezialisiert hat und seine Köstlichkeiten auf hiesigen Wochenmärkten anbietet.
»Ich verarbeite Wild, Geflügel, Fisch und Gemüse. Mein Sortiment umfasst mittlerweile mehr als zwanzig Sorten.«
»Aber doch wohl keine Enten- und Gänsestopfleber?«, fragt die aktive Tierschützerin und ist im Begriff, sich unheimlich aufzuregen. Jerome lacht.
»Meine Verkaufsschlager sind Terrinen von Perlhuhn mit Äpfeln und Calvados, Wachteln mit Steinpilzen, Fasan mit Walnüssen, Kaninchen mit Kräutern der Provence und Ente mit
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