Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
Provence. Wir fliegen bis Nizza und fahren dann wohl noch zwei Stunden mit dem Auto.«
»Die Reise wird ohne dich stattfinden! Ruf deine Kochspinner an und sage ab. Meine Geduld hast du ausreichend strapaziert. Jetzt ist Schluss mit deinen Alleingängen.« Fassungslos sehe ich ihn an.
»Ich hoffe, das war ein missglückter Scherz, Rolf.« Ich zeige mich unbeeindruckt und packe weiter, als er meinen Koffer mit einer Handbewegung vom Bett wirft.
»Bist du taub? Ich habe gesagt, dass du nicht fährst. Du wirst das lange Wochenende mit deinem Mann verbringen, wie es sich für eine Ehefrau gehört«, brüllt er mich an. Er hat wieder getrunken, aber diesmal stecke ich nicht zurück.
»Du vergreifst dich im Ton! Überhaupt, lässt dein ganzes Benehmen zu wünschen übrig.« Ich hebe meine Sachen vom Boden auf und erhalte ohne Vorwarnung einen kräftigen Tritt gegen meine Schulter. Reflexartig halte ich meine Hände vor das Gesicht und schreie: »Nicht ins Gesicht. Schlägst du mir noch einmal ins Gesicht, zeige ich dich an!« Er greift mich an den Oberarmen und drückt so fest zu, dass der Schmerz kaum noch zu ertragen ist. Mit einem Stoß schleudert er mich gegen den Schrank und verlässt das Zimmer. Es war nicht das erste Mal, dass er gewalttätig wurde, aber bestimmt das letzte Mal. Mit einem lauten Türknallen verlässt er die Wohnung und rast mit seinem Wagen davon. Weinend packe ich meinen Koffer wieder neu. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir feuerrote Stellen an Armen und Rücken, die langsam ins Violett übergehen. Ich verschließe die Tür zu unserem Schlafzimmer und liege noch Stunden wach im Bett. Einzuschlafen, traue ich mich nicht. Zu groß ist die Angst vor seiner Rückkehr.
Um sieben Uhr trete ich geduscht und fertig angezogen in den Flur. Die tief blauen Flecken habe ich mit einer leichten Strickjacke überdeckt. Rolf steht in der Küche und hat Kaffee gekocht.
»Willst du noch eine Tasse bevor du fährst?«, fragt er mich, als ob nichts vorgefallen wäre. Wortlos nehme ich meine Handtasche und verlasse die Wohnung. Meine Schulter schmerzt beim aufrechten Sitzen im Auto. Das kann ja heiter werden, denke ich angesichts der über zweistündigen Flugzeit und dem anschließenden Transfer bis zum Ziel. Ich halte noch an der Apotheke und kaufe mir eine Packung Schmerzmittel und ein Gel zur Behandlung von Prellungen. Wegen meinem kurzen Zwischenstopp komme ich als Letzte am Flughafen an.
»Wie immer auf den letzten Drücker«, lacht Mimi und ich widerspreche ihr nicht. Sie hakt sich bei mir unter und ich stoße einen kurzen Schmerzschrei aus.
»Hab irgendwie blöd gelegen heute Nacht, aber alles halb so schlimm.« Ich lasse Doro, Mimi und Alain den Vortritt. Sie haben Sitzplätze nebeneinander ergattert. Meine Platzkarte weist mir einen Sitz vier Reihen hinter meinen Freunden am Fenster zu. Neben mir reist ein junger Mann, der ununterbrochen in die Tasten seines Notebooks hämmert. Ich bin total müde und versuche den versäumten Schlaf der Nacht während des Fluges wieder nachzuholen. Mit der Einbildung, neben Alain zu sitzen und mit ihm allein auf Urlaubsreise zu sein, schlafe ich ein und werde erst wieder wach, als der Flieger zur Landung aufsetzt. Doro und Mimi machen sich auf den Weg zur Autovermietung und wir stehen unbemerkt von ihren Blicken allein beim Gepäck.
»Was ist mit dir? Du wirkst so niedergeschlagen. Du wirst doch hoffentlich nicht krank.« Ich erhasche einen kurzen Kuss und seine Hand streichelt zärtlich über mein Gesicht.
Mimi fährt mit einem roten Renault Kangoo vor. Wir verstauen unser Gepäck und ich setze mich zu Doro auf die Rückbank. Es ist schon recht warm und meine Begleiter entledigen sich ihrer Jacken. Ich behalte meine an. Alain fährt rund 170 km auf der Autobahn 8 in Richtung Marseille. Die Stimmung ist ausgelassen. Allerdings haben wir alle einen unbändigen Hunger. Noch bevor wir zum Haus fahren, kehren wir in einem kleinen Ort zum späten Frühstück ein. Das Bistro mit Blick auf den kleinen Marktplatz bietet dreierlei petit déjeuner an. Ich wähle das Mittlere mit Saft und Croissant und ergötze mich an der Melonenmarmelade. Alain lässt uns wissen, dass diese Konfitüre aus Cavaillon Melonen eine Spezialität der Region ist und ich stibitze mit meinem Löffel eine weitere Delikatesse von seinem Tablett. Lavendelhonig! Ich kann mich an den pastellfarbenen Häuserfassaden mit ihren türkisfarbenen und hellblauen
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