Club der Feinschmecker Eine spannende Liebesgeschichte (German Edition)
er den Lichtschalter sucht, greife ich nach meinem Shirt und ziehe es mir schnell über den Kopf. Nicht schnell genug. Er starrt auf meinen geschundenen Körper.
»Wie ist das passiert?« will er wissen und betrachtet meinen Rücken und die Arme. Es macht wenig Sinn, ihm zu sagen, dass ich gestürzt bin oder ich mich gestoßen habe. Die dicken Fingerabdrücke sind nicht zu übersehen. Ich schäme mich und stehe auch auf.
»Seit wann prügelt er dich?«, fragt er mich, aber ich schaue nicht auf.
»Seit wann verprügelt dich dieses Schwein«, schreit er nun lauter. Ich halte meinen Finger auf die Lippen und zeige an, dass er leise sein muss. Es ist ihm egal. Aufgebracht zieht er sich wieder an und droht in voller Lautstärke, meinem Mann den Hals umzudrehen.
»Warum hast du es mir nie gesagt!«
»Alain, bitte sei doch still, du weckst noch das ganze Haus auf.«
»Du empfiehlst Doro, zur Polizei zu gehen und du unternimmst selber nichts gegen deinen prügelnden Mann? Lea, Liebling, warum hast du es mir verheimlicht? Ich will jetzt wissen, seit wann das geht.« Nun ist es soweit. Die Tür öffnet sich und Mimi und Doro stehen mitten im Zimmer.
»Was ist denn hier los?«
»Hast du gewusst, dass Lea von ihrem Mann geschlagen wird?« Ich möchte im Erdboden versinken.
»Sie ist grün und blau. Seht euch ihren Rücken an!« Ich schlüpfe in meine Jeans und greife meine Strickjacke. Ich muss hier dringend raus. Diese Demütigung ist kaum zu ertragen. Schnell laufe ich die Treppe herunter und renne ziellos durch den dunklen Garten. Meine verheulten Augen sehen, wie das Licht im Erdgeschoss angeht. Ich beobachte ihn, wie er wild gestikulierend meinen Freundinnen von seiner Entdeckung berichtet. Mimi tritt heraus auf die Terrasse und ruft nach mir. Sie hat die Tür hinter sich verschlossen und entdeckt meine Umrisse vor dem Kräuterhochbeet.
»Lea Süße, nicht du musst dich schämen. Du hättest dich mir gleich anvertrauen sollen. Wir sind doch Freundinnen!« Vorsichtig nimmt sie mich in den Arm und tröstet mich.
»Das mit dir und Alain überrascht mich nicht. Ich habe es schon lange im Gefühl, dass euch mehr verbindet. Seit wann geht das mit euch?« Die Antwort erstaunt sie nicht.
»Ist er der Grund für Rolfs Attacke?« Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber der Verdacht liegt nahe.
»Es ist die Hölle seit einem halben Jahr. Er ist ständig betrunken und aggressiv.«
»Du wirst dich doch wohl von ihm trennen?«
»Ja, ganz sicher. Sag, habt ihr den Rotwein ausgetrunken?« Mimi greift nach meiner Hand und zieht mich zurück ins Haus. Wir gehen durch die Küche und sie öffnet eine Flasche Wein. Wir stoßen an und sie sagt:
»Schieß ihn ab! Gut Schuss, meine Liebe.«
»Ja, darauf trinke ich.« Doro und Alain kommen zu uns. Er zieht mich vorsichtig auf seinen Schoß und schaut mich mitleidig an. Ich spüre Doros ungläubige Blicke, als ich immer wieder zärtlich von ihm geküsst werde.
»Seit wann, Alain?«, fragt sie.
»Seit wann ich Lea liebe? Seit 1821 Tagen und jeden Tag ein bisschen mehr. Seine Worte verursachen mir eine Gänsehaut und lösen bei Doro verständnisloses Kopfschütteln aus. Wir stellen unsere Gläser in die Spüle und gehen zusammen in den ersten Stock. Wie selbstverständlich begleitet er mich in mein Zimmer und ich verbringe das erste Mal seit unserem Zusammensein eine ganze Nacht mit ihm. In seinem Arm schlafe ich fest wie ein Stein.
Als ich am Morgen erwache, blicke ich in seine geöffneten Augen. Wie lange er mich schon beobachtet, will ich wissen, aber er küsst mich auf die Stirn und sagt, dass alles anders wird, wenn wir wieder in Hamburg sind.
»Es ist wunderbar, neben dir aufzuwachen.« Damit hat er absolut Recht. Nach dem Frühstück schnappe ich mir meinen Fotoapparat und spaziere mit Mimi über das Anwesen. Sie zeigt auf verschiedene Obstbäume und zählt auf. Pfirsich, Nektarine, Renekloden, Mirabellen, Kirsche und Pflaume. In Richtung Süden stehen Citrus- und Olivenbäume. Ich frage sie, nach den haushohen Laubbäumen mit den silbrigen Blättern.
»Das ist Eukalyptus. Nach einem kurzen Regenschauer verbreitet sich sein Duft über den ganzen Hügel. In diesem Garten blüht es von Februar bis Ende Oktober«, erklärt sie wehmütig und mir wird schlagartig klar, dass unser Rundgang nicht der besseren Wertermittlung gilt.
»Du willst das Haus gar nicht
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