Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Observierung seines auserwählten Opfers konzentrierte.
„Hallo Karen, bitte nimm den Hörer ab, wenn du zu Hause bist.“ Paula Landon verkrampfte ihre Finger in der Sessellehne. Seit einer Woche versuchte sie, ihre beste Freundin zu erreichen. Der Anrufbeantworter hatte fast diesen Stellenwert eingenommen, so vertraut war ihr der Piepton.
„Okay, nun … ich dachte, ich könnte dich am Mittag in der Stadt auf einen Kaffee treffen, sobald ich vom Notar zurück bin.“ Für einen Moment lockerte sich Paulas Verkrampfung, dann überkam sie erneut die Hoffnungslosigkeit. Bilder ihrer vor zehn Jahren viel zu früh verstorbenen Eltern tanzten, ausgelöst durch den bevorstehenden Notartermin, an ihr vorbei. Sie entsann sich des Streits, der vor dieser letzten furchtbaren Autofahrt entbrannt war, und des Grolls, den sie wie Galle auf der Zunge schmeckte. Warum hatten sie ihr verschwiegen, dass sie ein Adoptivkind war? Sie hatte sie doch mehr als alles andere auf der Welt geliebt, und die Wahrheit über ihre Herkunft hätte nicht das Geringste geändert.
Allerdings wäre das Wissen um ihre Erzeuger jetzt möglicherweise ihr Rettungsanker, ihr Lebensretter. Paula entfuhr ein Seufzer. Sie bemerkte, dass sie nach wie vor das Telefon ans Ohr gepresst hielt, und erinnerte sich nicht, das Signal für das Ende der Aufzeichnung gehört zu haben.
„Bye, Liebes, ich melde mich später, wenn ich die Testamentsänderung besprochen habe. Vielleicht habe ich dann Glück.“ Langsam ließ sie den Apparat sinken und lehnte die Schläfe an die Sessellehne. Sie schloss die Augen und stellte sich im Geist in einen Regenbogen. Bevor sie innere Kraft daraus ziehen konnte, drang eine Stimme zu ihr durch.
„He Paula, träumst du? Bist du noch dran?“
Sie riss die Hand in die Höhe. „Karen. Endlich erreiche ich dich. Was war denn nur los die ganze Zeit?“
„Verzeih mir. Ich hatte so viel zu tun – du weißt doch, seitdem Henning mich im Geschäft hat sitzen lassen, geht bei mir alles drunter und drüber. Ich weiß kaum, wo mir der Kopf steht.“
„Kann ich dir helfen?“
Das Lachen am anderen Ende der Leitung klang höhnisch. Das lag am Gemütszustand ihrer Freundin. Paula hatte vollstes Verständnis, dass sich jemand in einer Ausnahmesituation nicht stets unter Kontrolle hatte – nur zu gut kannte sie dies aus eigener Erfahrung. Daher antwortete sie milde.
„Ich habe es dir mehrfach angeboten. Soll ich dir aushelfen?“
Der Hohn schwand und die Antwort troff vor Bitterkeit. „Sofern du ein Milliönchen locker hast, das ich dir nie wieder zurückzahlen werde?“
Paula schnappte nach Luft. Sie wusste, dass Karens Kompagnon sie mit nicht durch sie verursachten Schulden im Stich gelassen hatte, doch diese immense Summe war ihr neu.
„Oh, mein Gott. So schlimm ist es?“ Im Geiste trennte sie sich bereits von einer ihrer Immobilien und ging weitere Wege durch, wie sie helfen könnte. „Was ist mit deinem Haus?“
„Das ist bis zum Gehtnichtmehr belastet. Die Umbauarbeiten haben nahezu das Doppelte von dem verschlungen, was ursprünglich geplant war. Vergiss es. Ich schaffe das schon. Erzähl mir lieber, was mit dir ist. Du willst dein Testament ändern?“
„Ja. Seit der Trennung habe ich Owen die Verwaltung meines Vermögens entzogen. Ich habe noch keine Übersicht, aber er soll sich nicht an mir bereichern. Das fehlte gerade noch als Dank für diese Ehe. Ich werde mein Erbe einer gemeinnützigen Stiftung zur Verfügung stellen.“
„Hast du dir das gut überlegt?“
„Natürlich. Lass uns doch ein Treffen vereinbaren, vielleicht finden wir gemeinsam einen Weg aus deiner Misere.“ Paula dachte keine Sekunde an ihr eigenes Schicksal. Sie war so in Sorge um ihre Freundin, dass die Kränkung, trotz zahlreicher Anrufe vergeblich auf eine Rückmeldung gewartet zu haben, verflog wie ein flüchtiger schaler Geschmack.
„Ich kann heute nicht, es tut mir wahnsinnig leid. Ich muss später zur Bank. Wie wäre es nächste Woche?“
„Wenn deine Probleme so lange Zeit haben?“
„Es wird ohnehin nicht schlimmer kommen. Ich rufe dich an, okay? Mach dir um mich keinen Kummer.“
Lukas Geduld neigte sich dem Ende. Dieses sterbenslangweilige Geplapper … Ob er das Haus stürmen und das Weibsstück erledigen sollte?
Als sich das Garagentor öffnete, breitete er die Schwingen aus, um sich auf Paula zu stürzen, doch die Gelegenheit war ungünstig. Sie saß bereits in ihrem Wagen. Gemächlich legte er die Flügel an. Er
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