Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Vergangenheit, während der sie ebenso simpel zufriedenzustellen gewesen war wie das graue Fellknäuel.
Bis zum Bekanntwerden ihrer Nierenerkrankung hatte sie das Luxusleben in der Stadt genossen. Sie fühlte sich wie ein Schmetterling, der unbeschwert von Blüte zu Blüte flattert und sich nicht im Geringsten um irgendetwas sorgt. Sie hatte darauf vertraut, von ganz allein ihren Platz zu finden, träumte davon, Mutter zu werden und unterstützte den Aufstieg ihres Mannes zum Staatsanwalt nach Kräften. Es war ihr nicht schwergefallen, dafür in die Rolle des Luxusweibchens zu schlüpfen und an Owens Seite zu repräsentieren, wenn sie mit wichtigen Persönlichkeiten Theaterstücke oder Musicals besuchten – schließlich gab er ihr immer wieder das Versprechen, dass sie sich aufs Land zurückziehen würden, sobald seine Karriere gefestigt war. Sie hatte ihm geglaubt. Das Leben leicht genommen. Viel zu leicht.
Das Klingeln des Telefons schreckte Paula auf. Sie zitterte, als sie das Gespräch annahm. Rief etwa die Agentur an und sagte ab? Noch bevor sie ihren Namen nennen konnte, redete Owen ohne Punkt und Komma auf sie ein. Paula atmete tief durch.
„Ich werde keine Unterschriften leisten. Setz dich mit meinem Anwalt auseinander.“ Sie starrte auf ihre Finger, die wie von allein das Telefonkabel kneteten, und zwang sich, stillzuhalten. Kampflust und Resignation tobten in ihr. Im Geiste sah sie ihren Ehemann in seinem dunkelgrauen Maßanzug rastlos im Büro der Staatsanwaltschaft auf und ab marschieren, die Hände zu Fäusten geballt, die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Ihr fiel es schwer, sich seiner Autorität und seinem Willen zu entziehen. Von jeher war sie unfähig gewesen, Nein zu sagen, doch den Widerstand hatte sie im Stillen so oft geprobt, dass ihm mittlerweile nichts blieb, als sie ernst zu nehmen.So hoffte sie zumindest. Das fröhliche Zwitschern der Vögel und der strahlend blaue Himmel wollten nicht im Geringsten zu ihrer sich verfinsternden Stimmung passen. Daran trug nur er Schuld mit seinen ständigen Geldforderungen. Zum Teufel mit ihm! Musste er gerade jetzt anrufen? Heute, wo das Lampenfieber sie kaum atmen ließ, die Spannung Purzelbäume in ihrem Magen schlug?
Sie lauschte – weniger auf das wütende Schnauben am anderen Ende der Leitung als auf das Knirschen von Reifen auf der Kiesauffahrt.
„Owen, lass uns …“
„Das wirst du bitter bereuen, Paula.“
Vor dem Haus fiel eine Autotür ins Schloss. Für einen Augenblick bekam Paula nicht mit, dass ihr Mann das Gespräch beendet hatte. Arroganter Mistkerl, das war typisch für ihn. Hastig drückte sie die Aus-Taste und vermisste den guten alten Telefonhörer, den man so schön schwungvoll auf die Gabel hatte knallen können. Ihre Aufregung war nicht zu bändigen, ihr Gast erschien pünktlich auf die Minute. Die Dame aus der Agentur war am Telefon diskret und einfühlsam gewesen, dennoch war Paulas Unsicherheit schier ins Unendliche gewachsen.
Owens bösartige Drohung verfolgte sie auf dem Weg ins Badezimmer. Paula wischte sie beiseite und bürstete mit schnellen Strichen ihr ehemals honigfarbenes Haar, das mittlerweile fast stumpfem Stroh glich. Sie hätte gern Zeit geschunden, doch das Klopfen an der Tür trieb sie zur Eile an. Sie konnte die Begegnung nicht länger hinauszögern. Paula stäubte hastig Parfüm ins Dekolleté, griff nach ihren Sandaletten und eilte in die Diele. Mit angehaltenem Atem wartete sie, dass der Besucher ein weiteres Mal gegen die Schlagfläche an der Haustür pochte, und hielt ihre schwarze Labrador Retriever Hündin Tjara am Halsband fest. Paulas Handflächen waren feucht. Wie er wohl aussah? Was, wenn er ihr nicht gefiel?
Tjara knurrte. Verkrampft streichelte Paula ihr das erhobene Haupt mit den aufgerichteten Ohren. Als die fremde tiefe Stimme durch die Tür drang, ließ die Hündin sich auf den Pfoten nieder und winselte. Seltsam. Normalerweise begrüßte sie Gäste mit eindrucksvollem Gebell. Paula legte ihre eiskalten Finger für einen Moment auf ihre glühenden Wangen.
„Hallo, Paula, da bin ich.“
Der Mann verhielt sich, als wüsste er, dass sie ihn in höchster Erregung hinter der Tür erwartete. Sie schlich auf nackten Sohlen zu der marmornen Rundtreppe zurück, ging ein paar Stufen hinauf, schlüpfte in die Schuhe und gab sich keine Mühe, leisen Schrittes zur Tür zu laufen. Tjara lag noch immer in demütiger Haltung auf den Fliesen und wedelte mit der Rute.
Schwungvoll öffnete
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