Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
in den Augen ihres Gegenübers.
„Wo?“ Diesmal bleckte Emily die Zähne und stieß ein bedrohliches Fauchen aus.
„D… d… dritte Et… Et… Eta…“
Emily war schon auf dem Weg, ehe die Schwester ihr Gestotter zu Ende gebracht hatte. Sie stürmte das Treppenhaus hinauf, riss die Tür zu der Etage auf. Der Gang – rechts und links von ihr, leer. Emily fegte hinauf und hinab, riss wahllos Türen auf und starrte hinein. Leere.
„Holly“, brüllte sie endlich durch den langen Flur.
Das schwere Futter einer Stahltür krachte gegen eine Wand. Holly Winters eilte mit fliegendem Kittel heran. „Was ist los? Wer schreit hier so herum, in Gottes Namen. Sind Sie verrückt gew…“ Sie brach abrupt ab, als sie wenige Schritte vor Emily zum Stehen kam. „Heiliger Bimbam. Emily? Oh Gott, kommen Sie. Was ist mit Ihnen passiert?“ Holly fasste nach ihrem Ellbogen und versuchte, sie in ein Zimmer zu lenken.
„Warten Sie, Holly. Bitte.“
Holly hielt inne. Ihr fragender Blick bohrte sich voll Unverständnis in Emilys Augen.
„Würden Sie mich zu Daniel begleiten?“
„Sie zu was?“ Holly schien zu überrumpelt, um schnell genug zu begreifen, um was es ging.
Emily riss erneut der Geduldsfaden. Sie hatten keine Zeit mehr. Keine einzige Minute durften sie versäumen, nicht einmal eine Sekunde.
„Verdammt! Holly! So hören Sie doch. Wir müssen zu Daniel. Wir müssen dafür sorgen, dass er die Dämonenbeschwörung aufgibt. Wir müssen dafür sorgen, dass der Sonnensturm nachlässt.“
Im selben Maße, wie das Blut aus Hollys Gesicht wich, spürte Emily, wie ihre Felle davonschwammen. Gütiger Himmel, was war nur in sie gefahren. Sie hatte verspielt, dazu brauchte sie nicht die Gabe des Gedankenlesens, um es im Gesicht der Ärztin zu erkennen. Diese fasste sich erstaunlich schnell.
„Emily. Kommen Sie. Trinken Sie ein Glas Wasser und beruhigen Sie sich.“
„Nein!“
Kaum, dass Emily bewusst wurde, wer da aus einer Tür vor ihr in den Gang trat, sackte Holly wie vom Blitz getroffen in sich zusammen. Maisie Waldgrave fing sie auf.
„Wir müssen sie eben gegen ihren Willen mitnehmen. Komm, Emily.“
Holly träumte. Sie wusste, dass es ein Traum war, weil sie sich mit dem Moped durch die verstopften Straßen Londons fahren sah, die Straßenkarte im Gepäck.
Sie hatte den Wasserturm gefunden, aber Daniel nicht. Bis zu Angels Manor mit dem Roller traute sie sich nicht. Also fuhr sie enttäuscht nach Hause. Sie duschte, verbrachte eine unruhige Nacht zwischen Bett, Sofa und dem Dielenfenster, dem einzigen in ihrer Wohnung, das zur Straße mit dem Hauseingang hinausging. Bei jedem Geräusch schreckte sie auf, hoffte und betete, dass Daniel käme. Am frühen Morgen war sie wieder ins Krankenhaus gefahren, entschlossen, dort zu bleiben, bis der letzte Patient transportfähig war oder die Stromversorgung wieder funktionierte und sich die Lage normalisierte. Doch jetzt war sie schon wieder auf der Suche nach Daniel, oder?
„Würden Sie mich zu Daniel begleiten?“
Holly riss die Augen auf. Jetzt war sie wach. Zuerst sah sie eine dunkle Glasscheibe vor sich, dann erkannte sie, dass sie in dem Rolls-Royce auf der Rückbank saß. Der Wagen, der sie ins Schloss gebracht hatte. Verwirrt wandte sie den Kopf. Rechts von ihr saß Emily. Ihr gegenüber dieser bunte Wirbelwind, die junge Frau, die sie auf der Dinnerparty kennengelernt hatte. Sie hatten nur wenige Sätze miteinander gesprochen, aber Holly hatte sie nett und witzig gefunden – trotz oder wegen ihres schrillen Auftritts.
Wer den Wagen lenkte, erkannte sie durch die dunkle Scheibe nicht, aber sie nahm an, dass Lorenzo hinter dem Steuer saß.
„Emily.“ Sie haben mich gegen meinen Willen in dieses Auto verschleppt. Wie bin ich hierher gekommen? Haben sie mich k. o. geschlagen? Nein. Falscher Ansatz. Sie betrachtete Emily eingehend. War sie das wirklich?Welch einen krassen Unterschied bot dieses Häufchen Elend zu dem blonden Engel, der ihr im Schloss begegnet war. Was war mit ihr passiert? Holly konnte nicht dagegen an, dass sich ihr Herz vor Mitleid zusammenzukrampfen schien. Sie setzte zu einem neuen Versuch an, obwohl sie registrierte, dass ihre Sitznachbarin auf die Anrede überhaupt nicht reagiert hatte. Nur Maisie stieß eine Art kurzes Brummen aus.
„Emily. Bitte klären Sie mich auf, was sich hier abspielt. Warum bin ich hier? Warum haben Sie mich entführt?“
Jetzt war es raus, und Holly wartete gespannt auf Emilys Reaktion. Es kam
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