Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
greller Strahl der aufgehenden Sonne in die Augen stach.
Oh nein, das war nicht die Sonne. Emily kniff die Augen zusammen, blinzelte erneut. Aus Lorenzos Fingern lösten sich grellblaue Blitze, trafen einen Dämon, der zu einer stinkenden, schleimigen Masse zusammenfiel.
Sie wollte aufspringen, weiterkämpfen, doch die Schwäche übermannte sie. Ermattet schloss sie die Augen, ihr Körper gehorchte nicht mehr. Ein sanfter Wind raschelte in den Bäumen, schluckte das Kampfgeschrei, bis nur noch Stille herrschte. Wenn sie doch für immer Ruhe und Frieden genießen könnte, sich leicht und losgelöst fühlen. Dem Himmel entgegenschweben.
„Emily!“
Jemand rüttelte an ihrer Schulter, wühlte die Wogen auf, die sich gerade so schön geglättet hatten. Es riss sie zurück in die unbarmherzige Wirklichkeit, brachte die Erinnerung an den Angriff der Dämonen, die den Rolls-Royce wie ein Spielzeug benutzt hatten, bis er wie ein zerknitterter Ball aus Aluminiumfolie an einem Baum klebte. Wie sie mit Maisie aus dem Wagen gekrochen war, der furchtbare Schrei, als die junge Hexe von der Höllenbrut erfasst worden war. Was war aus Maisie geworden? Lorenzo, der seine Blitze schleuderte. Wo war Rebecca? Holly?
„Emily!“
Sie hob ihre flatternden Lider, blickte in das zerfurchte Gesicht des Verwalters.
„Emily, sei stark. Du musst jetzt zur Jagdhütte. Bitte.“
Daniel! Der Pakt mit den Göttinnen. Wenn sie ihn retten wollte, musste sie den Handel erfüllen. Sie musste los. Sie musste den geliebten Mann finden, ihn aus seinem Wahn reißen.
„Wo ist Holly?“ Emily erschrak. Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder, so schwach und brüchig klang sie.
Nie hatte sich Lorenzos Stimme so traurig und hoffnungslos angehört. „Sie ist sehr schwer verletzt. Ich fürchte, es gibt wenig Hoffnung.“
Emily stöhnte. Tränen rannen heiß ihre Wangen hinab.
„Umso schneller musst du dafür sorgen, dass Daniel herkommt. Holly braucht umgehend Hilfe. Ich habe bereits Luka und Paula gerufen.“
„Wird sie es überstehen?“
„Dafür müsste ein Wunder geschehen.“
Emily erhob ächzend den Oberkörper. Die Anstrengung ließ sie schwanken, ohne Lorenzos Stütze wäre sie zurückgesackt. Hätte sich kraftlos dem Niedergang hingegeben. „Macht das alles überhaupt noch Sinn?“
„Nichts geschieht ohne Sinn. Die …“
Lorenzos Worte verblassten unter Paulas Stimme, die in ihrem Kopf erklang. „Liebes, auch wenn im Moment dafür der verdammt ungeeignetste Zeitpunkt ist. Hör mir zu.
,
Hoffnung
Doch solcher Grenze, solcher ehrnen Mauer
Höchst widerwärtge Pforte wird entriegelt
,
Sie stehe nur mit alter Felsendauer!
Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt:
Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer
Erhebt sie uns, mit ihr, durch sie beflügelt
,
Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen -
Ein Flügelschlag – und hinter uns Äonen!“
„Ich verstehe, was du mir sagen willst. Hoffnung.“ Emily fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen.
„Ja, Liebes. Hoffnung. Sie liegt allein in dir.“
„Ich weiß.“ Emily konzentrierte ihre Kraftreserven, rappelte sich auf. Alles war ihr Verschulden. Es gab nur eines, das sie noch tun konnte, um ihre Schuld zu sühnen. „Ich werde euch nicht enttäuschen.“
„Das wissen wir.“
„Paula?“
„Ja?“
„Ich liebe euch alle.“
„Und wir lieben dich, Emily.“
Maisies Haare fielen Emily ins Gesicht. „Komm, Emily.“
Starke Arme schoben sich um ihre Schultern und ihre Hüften. Maisie hob Emily hoch und ihr Gewicht schien die junge Hexe nicht mehr zu belasten als hielte sie ein Baby in den Armen.
„Kannst du kurz stehen, Emily?“
Sie nickte. „Ja.“
Die Knie wackelten, Emily musste sich an Maisies Schulter festhalten.
„Schling deine Arme von hinten um meinen Hals.“
Emily gehorchte.
„Und jetzt gut festhalten.“ Maisie beugte sich nach vorn, Emilys Brust drückte sich an ihren Rücken. Die Hexe griff nach ihren Kniekehlen und nahm Emily huckepack. Und dann flogen sie. Emily riss die Augen auf und klammerte sich noch stärker an Maisie fest. Wenn sie abstürzten, würde sie nicht die Kraft haben, sich in eine Krähe zu verwandeln. Sie würde ihre Aufgabe nicht erfüllen können, wieder nur ihr Versagen demonstrieren …
„Vertrau mir, wir stürzen nicht ab.“
„Und wo ist dein Besen?“ Emily biss sich auf die Lippe. Beißende Ironie war im Moment wohl das Falscheste, was sie an die Frau bringen konnte, doch Maisie
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