Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
noch verloren, als Rebecca sie gebeten hatte, sich im Badezimmer frisch zu machen und sich andere Kleidung anzuziehen. Nur widerwillig hatte Emily eingesehen, dass es notwendig war, dass sie ihr ramponiertes Äußeres so weit wie möglich in Ordnung brachte. In dem Zustand, in dem sie in Angels Manor angekommen war, würde sie weder eine der Straßensperren, die das Militär um London herum errichtet hatte, passieren können noch würde man sie im Krankenhaus bis zu Holly Winters vordringen lassen.
Sie betete, dass sie überhaupt dort ankämen, doch Lorenzo hatte ihr versichert, dass zumindest die Straßensperren kein Problem darstellten. Er fuhr nur einen kleinen Umweg, um dort in die Stadt zu gelangen, wo Freunde von ihm und Rebecca unter den Soldaten weilten.
Schneller, als sie geglaubt hatte, erreichten sie die Klinik. In einem weiten Kreis der Londoner Innenstadt war die Bevölkerung evakuiert worden, die Straßen mittlerweile geräumt und verwaist. Vereinzelt drangen Schüsse und Geräusche schwerer Räummaschinen an ihre Ohren. Das musste aus den von Parawesen besetzten Gebieten kommen, hatte Lorenzo erklärt. Hunderte Hubschrauber erleuchteten mit ihren Scheinwerfern den Himmel über der Stadt, sie knatterten mit ohrenbetäubendem Getöse teilweise im Tiefflug durch die Straßenschluchten.
„Seid ihr sicher, dass Holly überhaupt in der Klinik ist?“
„Ja.
„Warum seid ihr so sicher?“
„Maisie Waldgrave hat Holly seit gestern nicht aus den Augen gelassen.“
„Wer ist das?“ Vage kam ihr der Name bekannt vor, aber sie konnte ihn nicht zuordnen.
„Eine Hexe. Der bunte Paradiesvogel, bei der Dinnerparty, erinnerst du dich?“
Der Schmerz stach erneut in Emilys Seele, als sie an den unglückseligen Abend dachte, an dem alles begonnen hatte. Aber nein, war das wirklich der Anfang gewesen? Ihr war doch Daniel bereits vorher so merkwürdig erschienen …
Der Wagen stoppte.
„Von nun an liegt es an dir, Emily. Es ist Teil deiner Aufgabe.“
„Ja, ich weiß.“
„Du musst Holly dazu bringen, mit uns zum Jagdhaus zu fahren.“
„Das haben wir alles besprochen.“
„Natürlich. Entschuldige.“
„Ich geh dann mal …“ Emily strich sich über das Haar, das mittlerweile nicht nur grau, sondern auch dünn und strähnig geworden war. Sie stieg aus, fühlte bei jedem Schritt, den sie sich dem Eingang näherte, Rebeccas und Lorenzos Blicke in ihrem Rücken.
Ihr war nur allzu bewusst, dass sie Holly überzeugen musste. Ohne ihre Hilfe würde keiner von ihnen auch nur ansatzweise an Daniel herankommen. Wenn Holly unversehrt vor ihm stünde, könnte man ihn vielleicht aus seinem Wahn reißen, ihm klar machen, dass er einer Illusion erlegen war. Nur dann bestünde eine Chance, dass er zu sich kommen und die Dämonenbeschwörung abbrechen würde. Es war der einzige Weg, den ihr die Schicksalsgöttinnen aufgegeben hatten. Sie musste wieder gutmachen, was sie angerichtet hatte. Sie musste die beiden liebenden Seelenhälften zusammenführen.
„Sind Sie verletzt? Brauchen Sie Hilfe?“
Eine Krankenschwester sprach sie an, kaum, dass sie durch die Eingangstür getreten war.
„Ähm. Nein. Danke. Ich suche …“ Emily straffte die Schultern. „Ich suche Doktor Holly Winters.“
„Verzeihen Sie. Aber das Krankenhaus hat nur eine Notbesetzung. Die meisten Patienten sind evakuiert, bis auf die Fälle, die nicht transportfähig waren. Ich bin nicht sicher, ob Doktor Winters überhaupt im Haus ist und außerdem führen wir derzeit keine Patientenbehandlungen durch.“ Sie sah demonstrativ auf ihre Armbanduhr.
Ja, verdammt. Emily wusste selbst, dass es mitten in der Nacht war, beinahe vier Uhr.
„Es tut mir leid. Bitte kommen Sie wieder, wenn …“
Himmel! Wollte die nie aufhören, zu quatschen? Fast wäre sie der Schwester mit dem straßenköterblonden Haaransatz direkt an die Kehle gesprungen. Emily atmete durch und schnitt der Frau scharf das Wort ab. „Es geht um keine Behandlung. Es ist privat. Und es ist dringend.“
„Oh.“
Emily zischte durch die Zähne. „Könnten Sie freundlicherweise in Erfahrung bringen, wo ich Holly finden kann?“
„Ich … ich muss erst telefonieren.“
Emily spürte, wie sich die Spitzen ihrer Fangzähne in ihre Unterlippe bohrten. Ihr platzte der Kragen. Sie ließ ihre Hand vorschnellen und packte die Frau um den Hals. Ein erschrecktes Keuchen entwand sich deren Kehle. Emily würgte es mit festem Griff ab.
„Wo?“
Sie ließ lockerer. Panik blitzte
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