Club Noir - 1
nicht die Absicht, ihn zu töten. Er vertraute darauf, dass er auch diesen Vampir unter Kontrolle halten konnte. Ganz langsam und mit einem letzten drohenden Blick erhob er sich von Pierre.
Ein zweiter Vampir trat vor und stellte sich an Pierres Seite. Auch Vincent hatte sich immer sehr mit Louis verbunden gefühlt. Louis war, was seine Unersättlichkeit in Bezug auf die Mädchen im Club anging, beinahe eine Art Vorbild für ihn gewesen und ebenso gierig nach den fleischlichen Genüssen und dem aufgeregt pochendem Blut war auch Vincent. In Andrews Gegenwart hingegen spürte er stets die Verachtung für sein Handeln.
„Was sind das für neue Sitten? Eine Gefährtin?“ Vincent schleuderte ihm seinen Spott direkt ins Gesicht.
„Wirst du am Ende schwach und wirst die Club-Geschäfte aufgeben? Ich werde mich nicht auf nur eine Frau beschränken!“
„Das habe ich auch nie von dir verlangt.“ Andrew war die Ruhe selbst. Er stand da wie in Stein gemeißelt. Sein ganzes Erscheinungsbild nahm immer mehr Ausdruck an. Stärke und Macht gingen von ihm aus und verströmten sich im Raum. Pascal hob überrascht eine Augenbraue, als er bemerkte, wie Andrew die Gedanken aller Anwesenden mit scheinbarer Leichtigkeit gefangen nahm. Etwas Ähnliches hatte er nie zuvor gesehen.
„Der Club wird bestehen bleiben wie zuvor. Die Geschäfte gehen weiter und die Mädchen werden hier nach wie vor ein- und ausgehen. Aber es gibt Regeln, an die sich jeder halten wird, der das Schicksal von Louis nicht teilen möchte.“
„Ich werde mich dir nicht unterwerfen – wie ein Sklave“, knurrte Pierre. Er richtete sich wieder auf. Seine Augen glühten vor Zorn.
„Es steht dir frei, zu gehen.“
Pierre warf Vincent einen auffordernden Blick zu. Doch der wandte sich ab. Er würde nicht gehen und er wusste auch, dass er es niemals mit Andrew aufnehmen konnte. Ihm genügte die Gewissheit, dass er seine Gelüste auch weiterhin im Club ausleben konnte. Mit einem weiteren Knurren quittierte Pierre die Ergebenheit von Vincent. Er war längst nicht besänftigt. Doch er fügte sich – für dieses Mal.
Die Vampire blieben noch lange zusammen, um ihre Gespräche über den Club und Verhandlungen über die Regeln fortzusetzen. Mit jeder weiteren Minute wuchs jedoch auch Andrews Verlangen nach Jesse. Er dachte ununterbrochen an sie und konnte sich am Ende kaum noch konzentrieren. Seine machtvolle Ausstrahlung versiegte allmählich. Pascal war es schließlich zu verdanken, dass sich die Zusammenkunft auflöste. Er kannte Andrew gut und ahnte um seinen Zustand, auch wenn er ihn nicht recht verstehen wollte.
Jesse sprang vom Bett, als sie die Tür aufgehen hörte. Sie hatte sich ein knielanges Trägerhemd aus Seide übergezogen, das ihre Kurven verführerisch betonte. Andrew grinste, als er sie sah.
„Ich habe mir Sorgen gemacht“, hauchte sie.
„Das musst du nicht.“ Er kam auf sie zu, nahm sie behutsam in die Arme. „Ich bin da. Ich werde immer da sein.“ Genau diese Tatsache beunruhigte Jesse noch um einiges mehr. Er war unsterblich. Sie allerdings nicht. Dennoch schaffte Andrew es, sie abzulenken. Ehe sie protestieren konnte, hatte er die Träger des Hemdes über ihre Schultern geschoben. Der Stoff fiel wie ein sanfter Hauch von ihrem Körper ab.
Während Andrew sie leidenschaftlich zu küssen begann, entledigte auch er sich seiner Kleidung. Jesse fühlte sich ihm hilflos ausgeliefert. Sie sank rückwärts auf das Bett und überließ ihm die Kontrolle. Die Haare fielen ihr wild ins Gesicht, als sie sich zurücklegte. Ruhig blieb sie liegen und wartete, bis Andrew sich auf ihre Höhe geschoben hatte.
Er strich ihr lächelnd das wirre Haar aus dem Gesicht. So friedlich und rein, wie sie unter ihm lag, sah sie tatsächlich aus wie ein Engel. Er musste sie einfach immer wieder berühren, ihre wundervoll weiche Haut streicheln. Seine Hände legten sich schließlich um ihre Brüste, umfassten sie Besitz ergreifend. Er beugte sich vor, küsste sie ein ums andere Mal.
„Wie ist sie?“, fragte Jesse plötzlich. Ihre Worte wehten wie ein samtener Hauch über seine Brust.
„Wer?“ Er nahm den Kopf zurück, legte ihn neben den ihren auf das Kissen und betrachtete sie aufmerksam.
„Die Ewigkeit.“
„Sie ist kalt und dunkel.“ Seine Finger spielten mit den Strähnen ihrer langen Haare. „Und schrecklich einsam ohne dich.“
„Aber wie konntest du das bisher aushalten? Es muss grausam gewesen sein – immer allein! Dazu die Dunkelheit!
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