Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
guckten sich an und lachten los. „Dude heißt einfach Typ. Er meinte, du bist ein cooler Typ. Und du hast ihm gesagt, er sei ein cooler Dad. Und das ist er ja wohl nicht, wenn man an die armen drei Kinder denkt. Und erst an das vierte.“ Während sie das sagte, hatte Rana bereits angefangen, das Boot umzudrehen und Devi half ihr dabei.
Irene, die unserem Gespräch irritiert gelauscht hatte, fragte leicht hysterisch: „Vier Kinder?“
Brian grinste. Zu dem Teil seiner Lebensgeschichte war er halt noch nicht gekommen. Aber hilfsbereit wie er war, half er uns noch, das Boot ins Wasser zu ziehen. Ich hielt es fest, bis die Frauen eingestiegen waren und hüpfte als letztes an Bord. Nur die Ruderbank war noch frei. Devi machte überhaupt keine Anstalten, das Ruder zu nehmen. Auch Rana sah mich erwartungsvoll an. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal gerudert war. Und dann auch noch bei solchem Wellengang! Die erste Welle war schon ins Boot geschwappt, während ich noch versuchte, die Ruder richtig in die Ringe einzulegen. Als ich endlich mit den Ruderbewegungen loslegte, waren wir weit abgetrieben, leider in die falsche Richtung. Aber ich musste irgendwie versuchen, hinter die Wellen ins ruhige Wasser zu kommen. Leider drehte sich das verflixte Boot im Kreis und jetzt hielten wir wieder ans Ufer zu. Brian stand noch immer da und sah mir zu. Endlich erinnerte ich mich, dass man da am kräftigsten rudern muss, wo man nicht hinwill und schließlich hatte ich die letzte Welle geschafft. Das Wasser stand im Boot bis an die Knöchel und ich hoffte inständig, dass das Boot nicht sinken würde. Devi lächelte mir aufmuntern zu und machte nicht den leisten Versuch, mir zu helfen.
„ Wie weit ist denn dieses Hotel?“ fragte Rana nach ungefähr einer halben Stunde.
„ Wir sind gleich da“, knurrte ich und Devi zwinkerte mir verschmitzt zu. Wir waren noch nicht einmal bei den Felsen angekommen. Zumindest langweilten sich die Frauen nicht, sie verstanden sich offensichtlich sehr gut, und ich hätte jetzt eine gute Gelegenheit gehabt, die beiden genauer zu beobachten. Leider hatte ich alle Hände voll zu tun, das Boot auf Kurs zu halten.
Nach einer weiteren halben Stunde sah man endlich das Hotel, das bereits erleuchtet war, obwohl die Sonne am Horizont noch zu sehen war. Es waren jede Menge Menschen am Strand und einige winkten uns zu. Zwei Männer, die gestern auch an der Bar gewesen waren, sprangen ins Wasser und zogen uns die letzten Meter an den Strand.
Es gab ein kleines Restaurant und wir suchten uns einen Tisch auf der Terrasse. Als der Kellner kam, erwartete ich eigentlich, dass Devi, die als einzige portugiesisch sprach, jetzt bestellen würde, aber sie sagte mir, was sie essen wollte, und ich bestellte dann für uns alle auf Englisch. Vor Rana wollte ich sie nicht bloßstellen, aber ich verstand überhaupt nicht, warum sie auf einmal so demütig und bescheiden wirken wollte. Als Rana sie gefragt hatte, was sie von Beruf sei, hatte sie geantwortet: „Hausfrau!“ Was sollte das denn? Dabei schien sie regelrecht mit Rana zu flirten. Ich wünschte, ich hätte ihr nichts von Rana erzählt.
Schließlich wollte ich auch mal was sagen. An Rana gewandt fragte ich: „Was wird denn jetzt aus dem Artikel? Schreibst du was über das Hotel?“
„ Ja, ich denke schon. Ich habe mich heute lange mit Michael unterhalten und er lässt mich etwas über ihn schreiben, unter anderem Namen natürlich.“
„ Und wie ziehst du den Artikel auf?“
„ Ein Mann, der schon seit Jahren unter Depressionen leidet, und auf der Suche ist nach einer Lösung. Der zwischen Therapien, Medikamenten und Selbstmordversuchen hin und her schwankt. Wie ist es mit dir, Devi? Du hast bestimmt auch einiges zu erzählen. Aber ich schreibe natürlich nur über Dinge, für die ich auch die Erlaubnis bekommen habe. Also wenn dir das unangenehm ist, dann sag mir Bescheid, und ich werde dich in dem Artikel gar nicht erwähnen.“
„ Na, iss scho recht“, sagte Devi. Ich starrte sie an und versuchte gerade, mir vorzustellen, was für einen Eindruck Rana von ihr hatte. Ganz sicherlich würde sie mir im Leben nicht glauben, wie ganz anders Devi war, wenn wir alleine waren. Und auch die Gäste von gestern Abend, die immer wieder in die Nähe unseres Tisches kamen, schienen zu spüren, dass Devi heute eine andere war und ließen uns in Ruhe.
Die Cockails waren wieder hervorragend, und auch das Essen war gut, wenn auch nicht so delikat
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