Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
Traum bedeutet. In Träumen sind übrigens Personen oft nicht die, als die sie erscheinen. Letztlich sind alle Personen auch Teile vom Träumenden selbst. Denken Sie mal darüber nach! Also, wir sehen uns dann morgen um zehn, einverstanden?“
Nachdenklich legte ich den Hörer hin und setzte mich wieder nach draußen. Natürlich ging es in dem Traum um mich. Und um meine Angst. Die Angst, Devi nicht retten zu können. Oder meinte Dr. Rosenblatt, ich hätte Angst, mich selbst nicht retten zu können? Wo ich doch im Traum so viel Kraft entwickelt und am Ende überlebt hatte.
Je mehr ich darüber nachdachte, umso deutlicher spürte ich die Kraft, die ich im Traum an den Tag gelegt hatte. Sie hatte nicht gereicht, aber der Wille war da gewesen. Ich würde härter trainieren müssen! Als mir das klar war, sprang ich auf, zog mich an, und spurtete in den Fitnessraum.
Nach einigen Aufwärmübungen setzte ich mich in die Rudermaschine. Meine Hände hatten Blasen vom gestrigen Abend, aber merkwürdigerweise taten sie nicht weh und ich kam nach einigen Minuten so richtig in den Rhythmus. So ging das! Mit jedem Schlag fühlte ich mich stärker und unschlagbarer.
„ Nice going! A lot easier in here than out there, isn’t it?”
Brian! Der hatte mir gefehlt. Und Irene war auch nicht weit, stand mit verschränkten Armen neben ihm und betrachtete mich schadenfroh.
Dann erkannte ich, dass er es gar nicht hämisch meinte. Seine Bemerkung war keine Anspielung auf meine schwache Leistung gestern, sondern eine gutgemeinte Beobachtung, dass so eine Rudermaschine halt doch einfacher zu bedienen sei als ein Boot auf dem Meer. Aber ich, und anscheinend auch Irene, suchten immer gleich das Boshafte.
„ Thanks. It’s just beginning to make fun. Maybe that’s the secret. You seem to be really good at working out.”
Irene, die wahrscheinlich eine schnippische Antwort erwartet hatte, guckte erst erstaunt und dann misstrauisch. Wahrscheinlich überlegte sie gerade fieberhaft, ob ich Brian verarschte oder nicht.
Dem kam das aber gar nicht in den Sinn. “Yeah! If you like, I’ll show you a few tricks.”
Und so kam es, dass ich und Brian zusammen ein Workout machten. Er zeigte mir seine Lieblingsgeräte und holte auch noch den Personal Trainer dazu, und zusammen überlegten sie sich ein kleines Programm für mich.
Währenddessen lief Irene auf dem Stepper und tat so, als beachte sie uns gar nicht. Sie war ja nun offensichtlich nicht zurück nach Deutschland geflogen. Setzte hier ihre Hoffnungen in eine neue Beziehung. Und war schon am zweiten Tag sauer auf ihren Geliebten, weil der Spaß im Fitnessraum hatte. Sie macht sich ihr Unglück doch selbst, dachte ich. Aber dann kam mir ihr leerer Blick, mit dem sie auf die Anzeige ihres Steppers guckte, vertraut vor. Stand ich nicht auch oft so abseits, beobachtete die Anderen aus den Augenwinkeln und unterstellte ihnen alle möglichen böswilligen Absichten, bloß weil sie mich nicht beachteten?
Da machte ich mir nun Gedanken über anderer Leute Beziehungen. Dabei war es doch so viel schöner, über Devi nachzudenken. Ich bedankte mich bei Brian und zeigte auf den Pool.
„ I need to do some swimming now. And you need to cheer up your girlfriend. She looks so sober.”
Brian guckte mich ganz erstaunt an. „Sober? Shouldn’t she be?” Dann lachte er erleichtert: “You mean somber, right?”
“ Ja! Sure.”
Ein paar Runden im Pool, dann ein Gang in die Sauna, und zum Abschluss eine Massage. Daran könnte man sich schon gewöhnen.
Als ich den Wellnessbereich verließ, war es schon später Nachmittag. In der Lobby traf ich Henry, der gerade leise vor sich hin summend frische Blumen auf den Tischen verteilte.
„ Hallo Henry. Floriert das Geschäft?“
Henry freute sich, mich zu sehen. Er sah auf die Blumen in seinen Händen und nickte. „Kann man so sagen. Das Komische ist, wenn die Leute hören, dass wir im Moment keine Sterbehilfe durchführen können wegen der ungeklärten gesetzlichen Lage, buchen sie trotzdem. Ich wünschte, ich käme an die Webseite ran. Fürs Wochenende kommen fünf Leute. Jetzt gleich kommen aber erst mal drei reguläre Gäste aus den USA. Das heißt wir werden am Wochenende ziemlich voll!“
„ Na, das hört sich doch wirklich gut an! Was hat Devi eigentlich für eine Zimmernummer?“
„ Oh, die ist nicht auf ihrem Zimmer. Sie macht heute eine Inseltour.“
„ Ach so, na dann!“
Henry sah mich mitleidig an. Aber ich wollte nicht, dass er
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