Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
atemberaubend, mit ihr zu schlafen, es war schön, einfach nur neben ihr zu liegen.
Als wir uns am späten Nachmittag geduscht und umgezogen hatten, klopfte es an die Zimmertür. Ich öffnete die Tür einen Spalt. Es war Rana.
Diesmal war sie schneller als ich: Ehe ich reagieren konnte, hatte sie bereits ihren Fuß in der Tür und kam herein.
„ Hallo, ich bin Rana!“ Und schon stand sie mitten im Raum.
„ Grüß Gott, i bin die Devi. Mir wollten gerade a Brotzeit b‘stellen. Magst a was essen?“
Ich hatte ganz vergessen, dass Devi bayerisch sprach. Was sollte das jetzt?
Rana grinste mich an und nickte mit dem Kopf. „Gerne. Was gibt’s denn? Mattes, frag doch mal im Restaurant nach und bestell was Leckeres für uns, okay?“
Ich stand noch immer an der Tür und wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Offensichtlich wollte Rana mit Devi alleine sein. Aber warum? Und was, wenn Devi mit ihr genauso offen wäre wie mit mir? Sie wusste doch gar nicht, dass Rana Journalistin war. Dann wären ihre innersten Geheimnisse ab Montag überall zu lesen.
„ Ich habe eine bessere Idee. Lass uns das Boot am Strand nehmen und zum anderen Hotel rudern. Da gibt es sicher auch was zu essen. Und vor allem gibt es da was Richtiges zu trinken!“
Beide Frauen stimmten zu und wir verabredeten uns eine Viertelstunde später am Strand. Ich steckte dieses Mal sicherheitshalber Geld ein, sprühte noch etwas Rasierwasser auf und schnallte meine Sandalen am Gürtel fest. Rana blieb bei mir, offensichtlich gab es nichts, was sie aus ihrem Zimmer holen wollte.
„ Das ist also Rana. Sie ist hübsch!“
Was sollte das jetzt? Wenn eine Frau sagt, eine andere Frau sei hübsch, dann will sie doch hören, dass sie selbst noch viel hübscher ist. Oder nicht? Aber Devi hatte mich ja gewarnt, ihr keine Komplimente zu machen. Also sagte ich: „Ja, aber sie steht auf Frauen.“
„ Ach, wie interessant.“
„ Ja, und außerdem ist sie Journalistin.“
„ Dann haben wir ja einiges gemeinsam.“
Das verstand ich jetzt nicht. Devi war auch mal Journalistin gewesen, gut, das war eine Gemeinsamkeit. Aber galt das schon als „einiges“? Oder was meinte sie sonst?
Wir machten uns auf den Weg zum Strand und liefen dabei Brian und Irene über den Weg. Sie schlenderten Hand in Hand auf die Liegestühle zu. Als Brian uns sah, blieb er stehen, um „hi“ zu sagen. Auf die beiden hatte ich aber gerade so gar keinen Bock. Nicht, dass sie noch mitwollten. Nur gut, dass im Boot definitiv nicht genügend Platz war für fünf Personen. Außerdem würde Brian sich dann wieder volllaufen lassen.
„ So what’s your story? What is your addiction?” Mir war nicht ganz klar, wen er meinte. Bei mir hatte er ja schon eine Sexsucht ausgemacht, also wollte er wohl eher wissen, welche Sucht Devi hergetrieben hatte. Aber wusste er denn nicht, dass die gesamte deutsche Hotelgästeschaft wegen einer irreführenden Broschüre hier war und gar keine Entzugskur machen wollte? Hatte Irene ihm etwa den wahren Grund, weswegen sie hier war, verschwiegen? Oder war Brian einfach nur besessen von anderer Leute Süchten?
Devi wandte sich in perfektem Englisch an ihn und stellte eine Gegenfrage: „Aren’t we all addicted to love?“
Brian nickte und sagte: „Whether we know it or not”. Ich hätte zu gerne gewusst, was für eine Geschichte Irene ihm aufgetischt hatte. Sie benahm sich wie eine kichernde 12-Jährige und so gar nicht wie die verkniffene Furie, als die sie mir gestern erschienen war. Aber tatsächlich hatten die beiden ja einiges gemeinsam: eine gescheiterte Ehe, das schleichende Ende des Wohlstandes, und die selige Unwissenheit über die eigenen Schwächen. Darauf könnte man schon aufbauen.
Jetzt beugte sie sich zu Brian und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Ich konnte es aber ganz gut hören, sie sagte: „Let’s go, I think they want to be alone!“ Es war aber ziemlich offensichtlich, dass sie es war, die wieder alleine sein wollte.
Mich ritt der Teufel. „Ach was, ihr stört uns nicht! Brian und ich, wir hatten neulich einen so netten Abend zusammen, nicht wahr, Brian?“
Brian verstand mich zwar nicht, aber als er seinen Namen hörte, legte er freundschaftlich seinen Arm um mich. „Matt, you’re okay! You’re a good dude!“
„ Ja, thank you, du – du - du auch. You’re a good dad too!“
Brian ließ mich los. “Dad? No man, I said dude, not dad.”
Ich blickte mich hilflos um. Rana, die inzwischen zu uns gestoßen war, und Devi
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