Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Realitätsverständnisses verwendet; unter funktionalen Gesichtspunkten begleiten
sie andererseits den gesamten psychodramatischen Prozess. Die normative Bedeutung von Imaginationen liegt aus der Sicht des
Psychodramas darin, dass durch solche Arbeitsformen die aktuelle Realität immer in die
»surplus
reality
«, überschritten werden kann. Gerade in der Imaginationsfähigkeit des Menschen dokumentiert sich nach
Moreno
seine besondere Fähigkeit, bisherige Sichtweisen, also Deutungsmöglichkeiten, zu überschreiten (
Leutz
1974). Jede beliebige Fantasie in jeder beliebigen Zeitdimension und in jedem beliebigen Raum kann von der menschlichen Vorstellung
prinzipiell gegenwärtig gesetzt werden (
Leutz
1974;
Petzold
1979). Imaginationen kommt deshalb im Psychodrama eine besondere Bedeutung zu.
Imaginative Arbeitsformen als erlebnishafte Aktualisierung von inneren Mustern leiten den psychodramatischen Prozess ein,
begleiten ihn und runden ihn oft noch ab. In der »Anwärmphase«, in der es darum geht, die Spielbereitschaft der Gruppenmitglieder
zu fördern, der Gruppe zu mehr Kohäsion zu verhelfen und Themen für die anschließende »Aktions-« bzw. Handlungsphase zu evozieren,
setzt der Psychodramaleiter immer imaginative Arbeitsweisen ein.
So lässt sich etwa über kollektive Imaginationen (z. B. »Wir machen eine gemeinsame Reise«, oder »Wer von den Gruppenmitgliedern
könnte welches Tier im Urwald sein?«) eine Atmosphäre herstellen, die Spiellust |276| erzeugen soll. Auf diese Weise kann auch die Aufmerksamkeit der Mitglieder auf die jeweils anderen gezielt fokussiert werden.
Wenn eine solche Imagination zunächst sprachlich, bei fortgeschrittenem Prozess spielerisch ausgestaltet wird, ergeben sich
automatisch vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten. Zur gezielten Evokation problematischer Szenen lässt sich ein leerer
Stuhl in den Teilnehmerkreis stellen mit der Anweisung: »Wen siehst du da, wer rührt dich an?« Oder im Sinne einer thematisch
gezielteren Evokation lässt sich bitten: »Setzt doch mal euren Vater (Mutter usw.) auf diesen Stuhl.«
Und am Ende der Anwärmphase, wenn aus den vorgebrachten Imaginationen eine Spielszene aufgebaut wird, erfolgt dies immer mithilfe
imaginativer Arbeitsformen. Raum und Zeit, in der die Szene dann auf der Bühne »aufersteht«, werden ohne alle Requisiten auch
wieder nur über Imaginationen und ihre sprachliche Artikulation aufgebaut. Diese vom Protagonisten imaginativ ausgestaltete
Welt bildet dann auch die Basis zur Einstimmung für die Mitspieler und den Therapeuten. Daraus ergibt sich im Idealfall fließend
die Aktionsphase. Im Verlauf der Handlungsphase befinden sich die Protagonisten und idealerweise auch die Mitspieler laufend
in einem imaginativen Zustand, d. h. sie
sind
in der Szene bzw. der Realität, die der Protagonist vorher konstelliert hat.
In auslaufenden Stadien des Prozesses, vor Beendigung einer Therapiesitzung oder vor Beendigung eines Seminars, sind neuerlich
Imaginationen relevant. So kann als Vorbereitung auf häusliche oder berufliche Situationen wiederum eine Imagination eingesetzt
werden, z. B.: »Wenn du jetzt an zu Hause denkst, was taucht dann an Bildern in dir auf?« Imaginationen sind besonders für
den Transfer des Gelernten relevant. Dann wird der Protagonist gebeten, das soeben Erarbeitete in der neuerlich evozierten
Szene anders, in einer für ihn sinnvolleren Weise als bisher handelnd zu realisieren.
(b)
Einsatzmöglichkeiten:
Imaginationsübungen dienen im Coaching zur Vergegenwärtigung szenischer Elemente und szenischer Gestalten aus dem beruflichen
Erfahrungshintergrund der Klienten. Sie stellen als »gezielte« Imaginationen eine basale Methodik dar, mit der von Klienten
thematisierte Berufskonstellationen rekonstruiert werden. Sie dienen besonders in Anfangsstadien von Coaching als »unspezifische«
Imaginationen zur Fokussierung beruflicher Themen. Berufliche Erfahrungen werden bei Klienten bewusstseinsmäßig fokussiert.
Dies ist bedeutsam, um etwa |277| in Anfangsstadien die Aufmerksamkeit auf berufliche Themen zu lenken oder um bereits thematisierte Phänomene bei den Klienten
noch umfassender oder noch prägnanter in den Vordergrund treten zu lassen. Das imaginative Geschehen aufseiten des Klienten
und dessen Artikulation bildet aber auch die Basis für die »Teilhabe« des Coach an der aktuell dargestellten Situation.
(c)
Effekte:
Der Effekt imaginativer
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