Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
Vom Netzwerk:
Rollentausch bilden vor allem rollentheoretische Überlegungen von
Moreno
. Hiernach gelten Rollen und Komplementärrollen als zirkuläre Interaktionsphänomene, |281| die sich in jeder sozialen Matrix ergeben. Dementsprechend können sie auch in einer neuen sozialen Matrix imaginativ reproduziert
     werden.
    Durch diese Arbeitsform kommt der Klient automatisch in die Lage, sich mit einer anderen Rolle als bisher, also etwa der des
     Vaters, zu identifizieren. Er gewinnt auf diese Weise nicht nur eine Rollendistanz zu seiner eigenen Rolle als Sohn, sondern
     er erfährt jetzt auch die interaktive Dynamik zwischen sich und dem Vater. Er kann darüber hinaus gebeten werden, eine wieder
     andere Rolle, z. B. die der Schwester oder die der Mutter usw., einzunehmen. Auf diese Weise gelingt es, die Dynamik innerhalb
     eines sozialen Systems erlebbar zu machen.
     
    (b)
Einsatzmöglichkeiten:
Rollentausch ist immer dann angezeigt, wenn es bei Rekonstruktionen und gezielter Veränderungsarbeit um das Erkunden der selbststeuernden
     Dynamik von Interaktionen oder sozialen Systemen geht. In anschließenden Sequenzen kann versucht werden, über den Klienten
     als aktiven Rollenpartner die Soziodynamik zu modifizieren.
     
    Ein Hochschullehrer, der gerade in die Position eines Dekans gewählt worden war, erlebte in manchen der Sitzungen, die er
     nun zu leiten hatte, eine nur schwer verstehbare Dynamik. Zwei der Fakultätsmitglieder entwickelten im Verlauf der Sitzungen
     jeweils eine unterschwellige Koalition gegen ihn. Dies verwunderte ihn sehr, denn genau zu diesen beiden Kollegen hatte er
     im Allgemeinen sehr freundliche Beziehungen. Als eine derartige Sitzung in einer Coaching-Gruppe nachgestellt wurde, erlebte
     der Hochschullehrer im Rollentausch mit den beiden, dass in diesem Zusammenhang eine dritte Person von Bedeutung war. Mit
     diesem dritten Kollegen hatte er in früheren Zeiten verschiedentlich heftige Kontroversen ausgetragen, die jetzt aber vordergründig
     beigelegt schienen. Im Rollentausch mit den beiden ersten Kollegen bemerkte er aber nun, dass diese für den dritten einen
     »Scheinkampf« gegen ihn führten. Als er die Sitzungsdynamik besser erfasste, entschied er sich, mit dieser dritten Person
     einen nochmaligen Klärungsversuch zu starten.
     
    (c)
Effekte:
Rollentausch dient also zur erlebnishaften Rekonstruktion von Rollen und Komplementärrollen, dem Erkunden ihrer gegenseitigen
     Einsteuerung und Determinierung durch ein soziales System. Klienten können auf diese Weise die eigenen Muster aus exzentrischer
     Position wahrnehmen. Durch diese Methodik werden Klienten ermutigt, autonome Handlungsmöglichkeiten zu mobilisieren und eingeschliffene
     Interaktionsdynamiken zu durchbrechen. Rollentausch führt oft zu einer |282| spontanen Umstrukturierung von Deutungs- und Handlungsmustern, aber auch zu ihrer Anreicherung. Beim psychodramatischen Rollentausch
     besteht allerdings die Gefahr, dass eigene Persönlichkeitsanteile von Mitspielern in die Interaktion hineingetragen werden.
     Wenn solche als störend wahrnehmbar sind, sollte der Coach bitten, dass die Mitspieler ausgewechselt werden.
    Rollenwechsel
    (a) Konzept:
Beim »Rollenwechsel« wird der Protagonist in einem Rollenspiel gebeten, eine andere Rolle aus seinem Rollenrepertoire als
     bisher zu verkörpern. Wenn er sich also im Spiel gerade als Familienvater darstellte, spielt er nun seine Rolle als berufstätiger
     Mann aus usw. Solche Rollen können auch von anderen Mitspielern verkörpert werden. Sie treten dann in einen Dialog ein, sodass
     sich also die Rollen des Vaters und des berufstätigen Mannes auseinander setzen. Da es hier um eigene Rollen geht, wird der
     Rollenwechsel wie in der Gestalttherapie manchmal auch imaginativ realisiert, d. h. der Klient nimmt mal den einen, mal den
     anderen Rollenpart auf einem leeren Stuhl ein (
Petzold
1979).
     
    (b) Einsatzmöglichkeiten:
Rollenwechsel kann immer dann eingesetzt werden, wenn sich Klienten mit unterschiedlichen Rollensegmenten auseinander setzen
     wollen, wenn diese in Konflikt oder Kollision geraten oder wenn externe/interne Rollenkonflikte auftreten. Auch das Phänomen
     der »Rollenüberlastung« (
Mayntz
1963) lässt sich auf diese Weise plastisch darstellen und bearbeiten. Ebenso lassen sich Rollendivergenzen präzisieren und
     ihre Integration befördern. Oder verschiedene Rollensegmente werden vom Klienten neu, nun in reflektierterer Form ausgestaltet.
     
    (c) Effekte:
Durch

Weitere Kostenlose Bücher