Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
aber auch mit seinen realen Lebensvollzügen, den Unsicherheiten, in einem neuen beruflichen Umfeld Fuß zu fassen usw. Nachdem
er anfänglich noch sehr beklommen von der Veränderung sprach, begann er sich nun durch die Konkretisierung seiner Zukunftsvisionen
immer mehr für das Neue zu erwärmen.
Spiegeln
Beim »Spiegeln« kann der Klient sich selbst bzw. die von ihm thematisierte Rollenspielsequenz als Zuschauer beobachten.
(a) Konzept:
Nach einer Phase, während derer ein Protagonist zunächst als Mitspieler in eine Szene eingebunden war, übernimmt nun ein anderer
Teilnehmer seine Rolle. Der Protagonist beobachtet jetzt aus einer exzentrischen Position das Spiel bzw. sein eigenes Rollenhandeln.
Hier handelt es sich also um eine sehr intensive Feedback-Übung. Sie kann eingesetzt werden, um Handlungsmuster, die der Klient
an sich noch nicht realistisch eingeschätzt hatte, für ihn deutlicher beobachtbar zu machen. Sie dient also ganz wesentlich
der Rekonstruktion eigener Handlungsmuster (
Yablonsky
1976). Sie dient aber auch zur Förderung exzentrischer Haltungen bei Klienten, die zu bestimmten sozialen Konstellationen,
in die sie selbst eingebunden sind, noch keine Distanz gewinnen konnten. Spiegeln ermöglicht, im Sinne von »Observations-Katharsis«
(
Leutz
1974), oft auch spontane Umstrukturierungen von Deutungsmustern bei Klienten im Hinblick auf die Wirkungen eigener Aktivitäten.
(b) Einsatzmöglichkeiten:
Diese Arbeitsform ist bei Rekonstruktionen relevant, wo Klienten die Wirkung ihres Handelns auf ihre Interaktionspartner erkunden
und modifizieren wollen. Sie ist ausschließlich im gruppalen Setting zu realisieren.
In einer Coaching-Gruppe, die aus sechs Personen bestand, brachte ein Theologe, der in einer Klinik tätig war, folgendes Problem
vor: Wenn er Vierbettzimmer in der Klinik betrat, um die Patienten zu begrüßen und mit seiner Präsenz in der Klinik vertraut
zu machen, starteten ein oder zwei der Patienten meistens »Störmanöver«. Deshalb stieß er selten zu einem sinnvollen Gespräch
mit denjenigen vor, die sich für ihn interessierten. Der Theologe wurde gebeten, eine derartige real erlebte Sequenz mit vier
anwesenden Gruppenmitgliedern als Mitspielern zu spielen. Darauf übernahm ein weiteres Gruppenmitglied seine Rolle. Der Theologe |280| war entsetzt, wie linkisch und unentschieden er sich in dieser Situation verhielt. Er schlug von sich aus vor, es »einmal
anders zu probieren«. Sein erneuter Versuch wirkte schon entschiedener. Darauf erarbeitete er im Rollenspiel eine Reihe alternativer
Handlungsmöglichkeiten.
(c)
Effekte:
Durch Spiegeln gelingt es wie durch kaum eine andere methodische Maßnahme, die Klienten für eine exzentrische Position zu
gewinnen, aus der sie ihr eigenes Rollenhandeln untersuchen können. Es gelingt aber auch, ihnen eine soziale Situation sehr
facettenreich sichtbar zu machen. Für Klienten können also auf diese Weise die Wirkungen ihres eigenen Handelns in bestimmten
sozialen Situationen sehr transparent werden. Sie präzisieren damit ihre eigenen Deutungsmuster bezüglich bestimmter Interaktionsformen
und vollziehen so meistens schon eine Umstrukturierung. Bei einer Anwendung dieser Arbeitsform ist allerdings zu beachten,
dass es sich um eine sehr starke Feedback-Übung handelt, d. h. um eine Übung mit stark konfrontativem Charakter. Sie sollte
nur in einem gruppalen Setting angewandt werden, das schon relativ vertrauensvoll ist.
Rollentausch
(a)
Konzept:
Beim »Rollentausch« handelt es sich um eine genuin handlungsorientierte Arbeitsweise, die im Verlauf psychodramatischer Rollenspiele
eingesetzt wird. Beim Rollentausch wechselt der Protagonist mit einem Mitspieler die Rolle. Wenn etwa in einer Spielszene
die häusliche Situation des Protagonisten am Abendbrottisch gespielt wird, kann er gebeten werden, die Rolle des Vaters einzunehmen
und in dieser Rolle weiterzuspielen usw.
Im Psychodrama werden im Gegensatz zur Gestalttherapie die antagonistischen Rollen immer durch Hilfstherapeuten oder noch
häufiger durch Gruppenmitglieder besetzt. Die imaginative bzw. projektive Ausgestaltung einer Rolle durch den Protagonisten
selbst, wie sie in der Gestalttherapie die Regel ist, stellt im Psychodrama eher die Ausnahme dar. Dementsprechend werden
hier Projektionen durch Mitspieler kaum oder gar nicht als verzerrendes Moment antizipiert.
Den konzeptionellen Hintergrund für den
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