Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Arbeitsformen liegt grundsätzlich darin, dass Deutungsmuster präzisiert und dadurch bereits spontane
Umstrukturierungen befördert werden (
Meichenbaum
1986). Darüber hinaus reichern sich, besonders bei kollektiv applizierter Imaginationsarbeit, die Deutungsmuster aller Teilnehmer
an. Die Effekte gezielter Imaginationen liegen vorrangig darin, dass Berufserfahrungen weit über jede sprachliche Darstellungsmöglichkeit
hinaus im Erleben des Klienten an Plastizität gewinnen. Auf dem Hintergrund von Imaginationen erhält dann die sprachliche
Artikulation mehr Fülle und Qualität. Das ergibt oft wichtige Hinweise zur Strukturierung von Problemen. Durch diese Form
der Vergegenwärtigung von Berufserfahrungen stellen sich meistens Präzisierungen der prärationalen Deutungen von Supervisanden
ein. Manchmal ergeben sich auch spontane Umstrukturierungen von Mustern.
Eine Klientin eröffnete die erste Stunde, die sie zum Coaching kam, mit einem oberflächlich wirkenden Redeschwall. Sie hatte
einen Tag zuvor mit ihrem Stellvertreter eine für sie völlig überraschende Fehde anlässlich einer Teamsitzung erlebt. Als
sie gebeten wurde, sich diese Sitzungssituation in allen Teilen vorzustellen, wurde sie ruhiger und konnte nun eine Reihe
von Wahrnehmungen im Detail artikulieren, die sie vorher gar nicht beachtet hatte. Jetzt hellte sich ihr Gesicht auf, und
sie meinte: »Ja klar, den hat mein guter Kontakt zu dem neuen Mitarbeiter irritiert. Der ist besorgt, dass er an Einfluss
verliert.«
Zukunftsexplorationen
Bei »Zukunftsexplorationen« handelt es sich im Prinzip um eine Sonderform von Imaginationen, d. h. um solche, die in die Zukunft
gerichtet sind (
Yablonsky
1954;
Petzold
1979). Da sie in konkreten Arbeitszusammenhängen besondere Bedeutung erlangten, führen wir sie hier als gesonderte methodische
Maßnahmen auf.
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(a) Konzept:
Den Hintergrund für diese Arbeitsformen bildet der Zeitbegriff
Morenos
bzw. auch wieder das Konzept der
»surplus reality«
. Wie schon oben erläutert, propagierte
Moreno
, dass sich der Mensch über seine Fantasie ein »Mehr« an Realität erschließen kann. Dies gilt auch für zukünftige Ereignisse
(
Moreno
1972). Bei Zukunftsexplorationen kann Zukünftiges entweder im Sinne einer »Zukunftsprobe« oder im Sinne von »Zukunftsprojektionen«
thematisiert werden. Bei der Zukunftsprobe geht es darum, ein zukünftiges konkretes Ereignis als »Szenario« zu fantasieren
oder sogar auszuspielen. Bei Zukunftsprojektionen geht es allgemeiner um zukünftiges Leben und eventuell sogar um den Tod,
der von den Klienten ebenfalls erlebnishaft thematisiert werden kann (
Petzold
1979). Diese Arbeitsform eignet sich besonders dazu, Ängste vor speziellen Ereignissen im Leben oder vor dem Tod (ebd.) zu
konkretisieren und zu bearbeiten. Beide Imaginationsformen werden auch häufig eingesetzt, um zukünftige Handlungsformen angemessen
auszumodellieren.
(b) Einsatzmöglichkeiten:
Alle Themen von Klienten, die um Zukünftiges kreisen, lassen sich mithilfe dieser Maßnahmen bearbeiten. So sind manifeste
Ereignisse als »Zukunftsprobe«, aber auch allgemeine Zukunftsvisionen oder -ängste über solche Arbeitsformen zu verhandeln.
Es sind dann z. B. Fragestellungen wie: »Was tue ich idealerweise in einer kommenden Situation?« oder: »Welche beruflichen
Aussichten habe ich in dieser Organisation?« oder: »Welche Entwicklung nimmt unser System?« In die Zukunft gerichtete Imaginationen
sind eine unverzichtbare Methodik, wenn es um die »Karriereberatung« von Einzelnen geht oder wenn Neuentwicklungen in Systemen
im Sinne von Szenarien zu verhandeln sind.
(c) Effekte:
Die Effekte dieser Maßnahmen liegen darin, dass auf die Zukunft gerichtete innere Ahnungen, Ängste, Hoffnungen usw., also
prospektive Deutungsmuster, präzisiert werden. Wie bei allen Imaginationen können dadurch Umstrukturierungen eingeleitet werden.
Die Effekte liegen aber ganz besonders darin, dass sich durch diese Methodik oft gezielt Deutungs- und Handlungsmuster modifizieren
lassen.
In der Karriereberatung eines jungen Wissenschaftlers spielte die Frage, ob er einen längeren Auslandsaufenthalt in einem
anderen europäischen Land machen wollte, eine zentrale Rolle. Er wurde gebeten, sich diesen Aufenthalt mit allen |279| relevanten Parametern seines Lebens vorzustellen, also mit den Konsequenzen für seine Frau, seine Kinder, seine Eltern, Freunde,
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