Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Teams und noch häufiger von einzelnen Personen beansprucht. Sein voraussichtlicher zeitlicher Rahmen
kann trotz qualifiziertester Eingangsdiagnostik oft nur schwer prognostiziert werden.
Bei Einzelnen lässt sich manchmal bereits im Rahmen der Eingangsdiagnostik bzw. durch eine initiale Rekonstruktion des gesamten
Problemfeldes die Krise mildern oder gar beseitigen. Dies gelingt am ehesten dort, wo Klienten »nur« an verengten Perspektiven
der aktuellen Probleme »kranken«. Wenn allerdings, wie am obigen Beispiel von Uwe deutlich wurde, die Krise schon eine Zeit
lang besteht und eine ganze |319| Reihe von Personen in sie verstrickt sind, reicht eine einmalige Krisensitzung natürlich nicht aus. Dann ist sorgfältig zu
überlegen, in welchem zeitlichen Rahmen und mit welchen Anordnungen die Krise zu bewältigen wäre. Hier erweist es sich für
Klienten allerdings geradezu als ein Hoffnungsanker, wenn der Coach einen groben zeitlichen Rahmen vorschlägt. Damit signalisiert
er ja, dass die Krise zumindest auf ihn nicht ganz hoffnungslos wirkt. Wenn der Coach allerdings schon anlässlich des Eingangsinterviews
den Eindruck gewinnt, dass die Krise nicht zu überwinden ist, etwa im Sinne schwerer organisatorischer Strukturprobleme, die
sich de facto oder nach Angaben von Klienten als nicht korrigierbar erweisen, sollte er sich nicht scheuen, Hoffnungslosigkeit
zum Ausdruck zu bringen und den Auftrag eventuell gar nicht übernehmen.
In den ersten Stadien der Krisenarbeit mit Einzelnen sind je nach dem Grad der Beunruhigungen, die durch die Krise evoziert
wurden, erst einige Sitzungen in wöchentlichen oder zweiwöchentlichen Abständen empfehlenswert. Zur weiteren Stabilisierung
lässt sich dann auf einen monatlichen Rhythmus übergehen.
Als sehr viel schwerer kalkulierbar erweist sich der zeitliche Rahmen bei Krisen von Teams, denn hier können ja vielfältige
Faktoren für die Krise ausschlaggebend sein. Im Sinne einer groben Orientierung lässt sich aber sagen, dass Teamkrisen selten
unter fünf Sitzungen zu lindern oder zu bewältigen sind.
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2. Coaching-Kontrakte
Bereits das diagnostische Erstgespräch findet im Rahmen eines Vorkontraktes statt. Nach diesem wird dann ein regulärer Kontrakt
zwischen Coach und Klient und vielfach noch zwischen dem Coach und anderen Instanzen vereinbart. Ein Kontrakt ist ein Sicherungs-
und Schutzmuster für die Interaktionspartner in einem finanziellen, institutionellen, inhaltlichen und emotionalen Sinne (
Kallabis
1992). Kontrakte lassen sich in einen formalen und in einen sozialen Anteil differenzieren.
|320| 2.1 Der formale Anteil von Kontrakten
Bei formalen Kontrakten handelt es sich um Rechtsgeschäfte. Sie kommen durch ein Angebot und seine Annahme zustande. Sie stellen
Verträge dar, die man gegenseitig aushandelt und auf die man sich verständigt. Ihr Ziel ist es, formale Bedingungen zu klären
und einen rechtlich abgesicherten Rahmen für die Beratungsarbeit zu schaffen (ebd.). Der formale Anteil von Kontrakten ist
allerdings je nach den Rollenkonstellationen der Interaktionspartner unterschiedlich zu gestalten. Ein organisationsinterner
Coach hat den formalen Anteil des Kontraktes anders zu regeln als ein externer. Und der externe muss wiederum unterschiedliche
Gesichtspunkte beachten, je nachdem ob er nur mit dem Klienten selbst einen Vertrag abschließt oder ob noch dritte Instanzen
in Form organisationsinterner Finanzgeber und Mitarbeitervertreter beteiligt sind.
Formale Kontrakte beim organisationsinternen Coaching
Ein organisationsinterner Coach ist ja in dasselbe organisatorische Gesamtsystem eingebettet wie der Klient. Durch diese Gemeinsamkeit
besteht von Anbeginn eine höhere formale Verbindlichkeit für beide Parteien. Der Coach muss nicht um seine ökonomische Existenzsicherung
bangen, wenn der Klient ausbleibt. Und auch dem Klienten garantiert der organisatorische Kontext eine gewisse Sicherheit vor
der Willkür des Coach, dass dieser ihn z. B. nicht unvermutet vor die Tür setzt, die vereinbarten Termine nicht einhält und
dergleichen mehr. Kontrakte erhalten aber auch in dieser Konstellation den Stellenwert, die gemeinsamen Arbeitsbedingungen
zu institutionalisieren und eine professionelle Ausgangssituation für die Beratung zu sichern. Beim organisationsinternen
Coaching reichen meistens mündliche Absprachen über
die Sitzungsdauer,
die Sitzungszahl,
die Zeitabfolge der
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