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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zwischen den Palmen hervorkamen und am Strand nach oben spähten. Das Wasserflugzeug kreiste noch einmal, verlor an Tempo und schwebte auf die Wellen hinunter.
    »Setzen Sie mich an dem Steg ab«, sagte Dexter.
    »Wollen Sie sich nicht mal die Füße nass machen?« Der Pilot grinste.
    »Vielleicht später.«
    Dexter stieg aus, trat auf den Schwimmer und von dort auf den Anleger. Er duckte sich unter der Tragfläche hinweg und sah sich einem kerzengerade dastehenden Master Sergeant gegenüber. Hinter dem Bewacher der Insel stand ein Marineinfanterist. Beide trugen eine Pistole am Gürtel.
    »Was suchen Sie hier, Sir?«
    Seine Höflichkeit war einwandfrei, der Sinn seiner Worte unmissverständlich: Du hast hoffentlich einen guten Grund, hier zu sein, denn sonst gehst du keinen Schritt weiter auf diesem Anleger. Dexter zog einen zusammengefalteten Brief aus der Innentasche seiner Jacke.
    »Bitte lesen Sie das sehr aufmerksam, Master Sergeant, und achten Sie auch auf die Unterschrift.«
    Der erfahrene Soldat nahm Haltung an, während er las, und nur jahrelange Disziplin verhinderte, dass er sich sein Erstaunen anmerken ließ. Er hatte das Bild seines Oberkommandierenden schon oft gesehen, aber nie hätte er gedacht, dass ihm einmal die eigenhändige Unterschrift des Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgelegt werden würde. Dexter streckte die Hand nach dem Brief aus.
    »Sie sehen, Master Sergeant, wir haben beide denselben Vorgesetzten. Mein Name ist Dexter, und ich komme vom Pentagon. Aber egal. Dieser Brief hat Vorrang vor mir, vor Ihnen, ja, sogar vor dem Verteidigungsminister. Und er verlangt Ihre Kooperation. Werde ich sie bekommen?«
    Der Master Sergeant stand stramm und starrte über Dexters Kopf hinweg zum Horizont.
    »Jawohl, Sir«, bellte er.
    Der Pilot war für den ganzen Tag gechartert. Er ließ sich im Schatten der Tragfläche auf dem Anleger nieder und wartete. Dexter und der Master Sergeant gingen vom Anleger hinunter zum Strand. Dort standen zwölf harte, sonnengebräunte junge Männer, die hier wochenlang gefischt, geschwommen und Radio gehört, Taschenbücher gelesen und sich mit einem grimmigen täglichen Trainingsprogramm in Form gehalten hatten.
    Dexter sah die Benzinkanister, die im Schatten standen, und ging auf die Palmen zu. Das Wäldchen bedeckte höchstens einen knappen Hektar, und ein Weg führte mitten hindurch. Zu beiden Seiten lagerten die Ballen im Schatten der Palmen. Sie waren zu niedrigen, würfelförmigen Blöcken gestapelt, etwa einhundert Stück, je etwa anderthalb Tonnen schwer: die Beute von zwei getarnten Räuberschiffen, die neun Monate auf See verbracht hatten.
    »Wissen Sie, was das ist?«, fragte Dexter.
    »Nein, Sir«, sagte der Master Sergeant. Nichts fragen, nichts sagen.
    »Dokumente. Alte Akten. Aber höchst brisant. Deshalb möchte der Präsident nicht, dass sie jemals in die Hände der Feinde unseres Landes fallen. Das Oval Office hat entschieden, dass sie vernichtet werden sollen. Deshalb lagert hier das Benzin. Die Leute sollen die Kanister herbringen und jeden Stapel damit übergießen.«
    Die Erwähnung der Feinde seines Landes war mehr als genug für den Master Sergeant. »Jawohl, Sir«, brüllte er und marschierte zurück zum Strand.
    Dexter schlenderte langsam den Weg zwischen den Palmen entlang. Seit dem vergangenen Juli hatte er ein paar Ballen gesehen, aber so etwas noch nicht. Hinter ihm waren die Marines aufgetaucht; jeder schleppte einen großen Kanister, und sie fingen an, die Stapel mit Benzin zu übergießen. Dexter hatte Kokain noch nie brennen sehen, doch er hatte gehört, dass es ziemlich leicht entflammbar war, wenn man es mit einem Brandbeschleuniger anzündete.
    Seit vielen Jahren trug er ein kleines Schweizer Armeemesser am Schlüsselring mit sich herum, und da er mit einem offiziellen Regierungspass unterwegs war, hatte man es am Dulles International Airport nicht konfisziert. Aus Neugier klappte er die kleine Klinge auf und stieß sie in den nächsten Ballen. Warum nicht?, dachte er. Er hatte es noch nie probiert, und wahrscheinlich würde er es auch nie wieder tun.
    Die kurze Klinge durchbohrte die Juteumhüllung und das zähe Plastik und drang in das Pulver hinein. Als er sie herauszog, war sie weiß überstäubt. Den Marines weiter unten auf dem Weg wandte er den Rücken zu. Sie konnten nicht sehen, was für »Dokumente« in den Stapeln waren.
    Er leckte das weiße Pulver von der Messerklinge. Strich es mit der Zunge im Mund herum, bis es

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