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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Weihwasserbecken, bekreuzigte sich und ging auf den Altar zu. In der ersten Bank kniete er nieder, senkte den Kopf und betete.
    Als er sich aufrichtete, hörte er das Knarren der alten Tür hinter sich, ein Schwall heißer Luft wehte herein, und die Tür schloss sich mit einem dumpfen Geräusch. Er wusste, dass in den Schatten Männer mit gezogener Waffe lauerten. Das war ein Sakrileg, doch er konnte es beichten, und es würde ihm verziehen werden. Ein Toter konnte nicht beichten.
    Der Besucher kam von hinten heran und kniete sich ebenfalls in die vorderste Reihe, zwei Schritte weit entfernt. Er bekreuzigte sich. Der Don warf einen Blick zu ihm hinüber. Ein Yanqui, schlank, ungefähr so alt wie er selbst, mit ruhigem, asketischem Gesicht. Er trug einen makellosen cremefarbenen Anzug.
    »Señor?«
    »Don Diego Esteban?«
    »Das bin ich.«
    »Paul Devereaux aus Washington. Danke, dass Sie mich empfangen.«
    »Ich habe Gerüchte gehört. Unbestimmtes Gerede, nichts weiter. Aber hartnäckig. Gerüchte über einen Mann namens Cobra.«
    »Ein alberner Spitzname. Aber ich muss mich dazu bekennen.«
    »Ihr Spanisch ist ausgezeichnet. Gestatten Sie mir eine Frage?«
    »Selbstverständlich.«
    »Warum soll ich Sie nicht umbringen lassen? Ich habe hundert Mann draußen.«
    »Ah, und ich nur meinen Hubschrauberpiloten. Doch ich glaube, ich habe etwas, das Ihnen gehört und das ich Ihnen vielleicht zurückgeben kann. Wenn wir uns einigen können. Was nicht möglich ist, wenn ich tot bin.«
    »Ich weiß, was Sie mit mir gemacht haben, Señor Cobra. Sie haben mir ungeheuren Schaden zugefügt. Ich habe Ihnen jedoch nichts getan. Warum also?«
    »Weil mein Land mich darum gebeten hat.«
    »Und jetzt?«
    »Mein Leben lang habe ich zwei Herren gedient. Meinem Gott und meinem Land. Mein Gott hat mich nie verraten.«
    »Aber Ihr Land?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil es nicht mehr das Land ist, dem ich als junger Mann Treue geschworen habe. Es ist korrupt und käuflich geworden, schwach und zugleich arrogant, den Fetten und den Dummen zugetan. Es ist nicht mehr mein Land. Das Band ist zerrissen, die Treue dahin.«
    »Ich war nie einem Land so treu, nicht einmal diesem. Denn Länder werden von Menschen regiert, und oftmals von denen, die es am wenigsten verdienen. Ich habe auch zwei Herren. Meinen Gott und meinen Reichtum.«
    »Und für den zweiten, Don Diego, haben Sie viele Male getötet.«
    Devereaux zweifelte nicht daran, dass der Mann, der da zwei Schritte neben ihm kniete, hinter der höflichen Fassade ein über alle Maßen gefährlicher Psychopath war.
    »Und Sie, Señor Cobra? Haben Sie für Ihr Land getötet? Viele Male?«
    »Natürlich. Also sind wir einander vielleicht sogar ähnlich.«
    Psychopathen muss man schmeicheln. Devereaux wusste, dass dieser Vergleich dem Kokainbaron schmeicheln würde. Der Vergleich zwischen Geldgier und Patriotismus konnte keinen Anstoß erregen.
    »Vielleicht sind wir das, Señor. Wie viel von meinem Eigentum haben Sie?«
    »Einhundertfünfzig Tonnen.«
    »Was fehlt, ist das Dreifache.«
    »Das meiste haben Zoll, Küstenwache und Marine beschlagnahmt und inzwischen verbrannt. Einiges liegt auch auf dem Meeresgrund. Das letzte Viertel habe ich.«
    »Und es ist in Sicherheit?«
    »Absolut. Und der Krieg gegen Sie ist zu Ende.«
    »Ah. Das war der Verrat.«
    »Sie haben einen scharfen Blick, Don Diego.«
    Der Don dachte über die genannte Menge nach. Die Produktion im Dschungel war in vollem Gang, die Verluste auf See waren nicht mehr der Rede wert, die Flugzeugtransporte konnten wiederaufgenommen werden, und er konnte von vorn anfangen. Zur Überbrückung brauchte er eine bestimmte Menge sofort – um die Wölfe zu beschwichtigen und den Krieg zu beenden. Hundertfünfzig Tonnen wären da gerade genug.
    »Und Ihr Preis, Señor?«
    »Ich werde mich endlich zur Ruhe setzen müssen. Aber weit weg. Eine Villa am Meer. In der Sonne. Mit meinen Büchern. Und offiziell tot. So etwas ist nicht billig. Eine Milliarde Dollar, wenn es recht ist.«
    »Mein Eigentum ist auf einem Schiff?«
    »Ja.«
    »Sie können mir die Nummern der Bankkonten nennen?«
    »Ja. Und Sie nennen mir den Bestimmungshafen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und wie lautet Ihre Antwort, Don Diego?«
    »Ich glaube, Señor, wir sind uns einig. Sie werden unversehrt von hier fortgehen. Regeln Sie die Einzelheiten draußen mit meinem Sekretär. Und jetzt möchte ich allein beten. Vaya con dios, señor .«
    Paul Devereaux stand auf, bekreuzigte

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