Cocktails und heiße Kuesse
Sie angekommen. Tut mir leid, dass ich es Ihnen nicht früher gegeben habe“, fing der Sicherheitsmann Bella ab, als sie früh am nächsten Tag das Theater betrat.
„Kein Problem“, sagte sie. Ihr Herz pochte wie wild, als sie die Handschrift erkannte. Sie hastete in ihre Garderobe und zerrte an der Schleife.
Ein weicher Plüschtiger fiel auf den Tisch. Sie hob ihn auf. Um seinen Hals trug er eine kleine Karte. „Hals- und Beinbruch!“
Auf beides konnte sie verzichten. Vielen Dank auch! Sie besaß bereits ein gebrochenes Herz. Bella drehte die Schachtel um, doch darin befand sich nichts mehr. Keine weitere Nachricht. Sie seufzte schwer.
Mistkerl! Sie warf das Plüschtier quer durch das Zimmer. Klar, sie hatte Owen gebeten, keinen Kontakt aufzunehmen, dabei hatte sie insgeheim gehofft, dass er genau das tun würde. Und jetzt meldete er sich und mit was? Mit einem verdammten Stofftiger! Es fühlte sich fast schlimmer an, als endlose Wochen gar nichts von ihm zu hören.
Fast. Sie runzelte die Stirn. Wie war sie nur jemals auf die Idee gekommen, er könne sie ernst nehmen? Doch für ungefähr fünf Minuten schien er wirklich an sie und ihr Party-Unternehmen zu glauben. Hatte er ihr nicht sogar angeboten, mit ihr zusammen ein Wandgemälde zu gestalten?
Der Tiger schien sie vorwurfsvoll anzusehen. Bella schnitt eine Grimasse. Er war doch nur ein Spielzeug. Nicht lebendig. Der tadelnde Blick wurde intensiver.
„Na schön.“ Sie trottete zu ihm hinüber. „Hör auf, mir Schuldgefühle einzureden.“ Sie hob ihn auf und fuhr automatisch mit den Fingern durch das weiche Fell. „Glaub ja nicht, dass du in meinem Bett schlafen darfst.“
Die Nächte wurden immer kürzer. Nach der Premiere, nachdem die Aufregung der ersten Kritiken abgeklungen war, kehrte Routine ein. Erst allmählich begriff Bella, für welches Leben sie sich da entschieden hatte.
Sie fühlte sich einsam. Die Show dauert über zwei Stunden, der Applaus ungefähr zehn Minuten. Einen echten Kontakt zum Publikum gab es nicht.
Die anderen Schauspieler und die Crew waren großartige Menschen. Alle zusammen bildeten eine wunderbare Familie. Doch wirklich zu Hause fühlte Bella sich nicht.
Woran lag das eigentlich, dass die Dinge nie so kamen, wie man sie sich vorgestellt hatte?
14. KAPITEL
Nach einigen Wochen ging das Ensemble auf Tournee, und Bella übernahm zum ersten Mal die Hauptrolle in der Nachmittagsvorstellung. Sie war so nervös, ihre Nerven flattern praktisch ununterbrochen. Dann fiel ihr Owens entschlossener Gesichtsausdruck ein, als er ihr gesagt hatte, sie müsse an sich glauben und Vertrauen in ihre Fähigkeiten setzen.
Als die Eröffnungsmusik einsetzte, schloss sie die Augen, flüsterte die Worte noch einmal und betrat die Bühne. Rückblickend konnte sie sich an nichts mehr erinnern. Doch hinter der Bühne gratulierten ihr die anderen Schauspieler überschwänglich. Sogar der Regisseur zeigte seine Begeisterung. Wenn sie so weitermachte, würde sie sich bald vor Angeboten nicht mehr retten können.
Auf dem Weg in ihre Garderobe blieb sie abrupt stehen.
Owen lehnte an der Wand neben der Tür.
Bella starrte ihn an. Ließ ihren Blick vom Kopf bis zu seinen Zehen und wieder zurück wandern. Mit einer Hand musste sie sich an der Wand abstützen, ihre Beine wollten sie nicht mehr tragen.
Er begegnete ihrer unverblümten Musterung mit einem schelmischen Grinsen. „Meine Mutter hat mir beigebracht, mich für einen Theaterbesuch richtig anzuziehen.“
„Auch für eine Vorstellung am frühen Nachmittag, wenn der Rest der Besucher entweder unter zehn oder über sechzig ist?“
„Es ist immer noch ein Theater“, erwiderte er.
Bella wagte sich einen Schritt vor. In dem Smoking sah er atemberaubend gut aus. Die schwarze Jacke schmiegte sich so perfekt an seine breiten Schultern, wie es nur ein maßgeschneidertes Stück konnte.
Endlich fing ihr Herz wieder an zu schlagen. Laut und schmerzhaft. „Was, um alles in der Welt, tust du denn hier?“
„Du warst großartig.“ Das Grinsen war verschwunden. Seine Stimme klang ernst, und er schaute ihr nicht mehr in die Augen.
„Was tust du hier?“, wiederholte sie.
„Du warst wirklich faszinierend auf der Bühne.“
Er sagte es ganz leise, sodass Bella sich schon fragte, ob er zu sich selbst oder zu ihr sprach.
„Hörst du mir überhaupt zu?“
„Du besitzt außergewöhnliches Talent.“
Länger hielt sie diesen Unsinn nicht mehr aus.
„Ich ziehe mich um.“ Sie marschierte
Weitere Kostenlose Bücher