Coco - Ausbildung zur 0
von Ihrem Wohnort.“ Coco schüttelte den Kopf. Sie verstand immer noch nicht, was der Mann von ihr wollte.
„Haben Sie denn das Kleingedruckte in unserer Buchungsbestätigung nicht gelesen, Madame Mirabeau?“
Der Mann schien der Verzweiflung nahe, denn seine Stimme klang nun leicht hysterisch. Abermals schüttelte Coco den Kopf.
„Hätte ich das tun sollen?“ Der Mann ihr gegenüber nickte hektisch.
„Wir haben einige Besonderheiten, die sonst kein anderes Hotel bietet, und darauf sind wir sehr stolz.“
Coco zuckte mit den Schultern.
„Na gut, dann ist das mit dem Transfer jetzt schiefgegangen“, entgegnete sie lächelnd und stützte sich mit ihren Armen auf der Rezeption auf. „Kann ich jetzt trotzdem meine Zimmer beziehen?“
„Ja, natürlich.“ Ihr Gegenüber schien nervös wegen dieses Fauxpas zu sein und beeilte sich, die Formalitäten zu erledigen, um schlussendlich Coco ihren Schlüssel auszuhändigen. Dann winkte er einem Pagen, der sie zum Aufzug begleitete. Während sie warteten, sah sie sich noch einmal in der Halle um und bemerkte, wie der Angestellte an der Rezeption heftig gestikulierend telefonierte.
Coco war nicht wirklich über diesen kleinen Zwischenfall empört, im Gegenteil. Langsam siegte ihr Humor über dieses eigenartige Gehabe des Concierge. Ein Page nahm sie an der Rezeption in Empfang und begleitete sie hinüber zum Aufzug. Während sie wartete, fühlte sie die Blicke der Angestellten in ihrem Rücken. Doch bereits in der Glaskabine des Aufzugs hatte sie ihren kleinen Anflug von Paranoia wieder unter Kontrolle, und so konnte sie über diesen Vorfall nur lächeln.
Ihre Suite lag in einem der oberen Stockwerke und würde ihr eine wundervolle Aussicht auf das Meer und die Klippen bieten. Der Page schritt den langen, mit schwerem Teppich ausgelegten Flur vor ihr mit eiligen Schritten entlang. Coco hingegen ließ sich Zeit, um das Interieur zu bestaunen. Kleine Tischchen säumten den Gang, die alle – wie zu Königin Victorias Zeiten üblich – mit langen und schweren Decken verhüllt waren. Porträts in Öl blickten zu ihr herab, die von kleinen Leuchten flankiert waren. Dieser Gang erinnerte mehr an ein Museum als an den Zugang zu Hotelzimmern.
Sie war so mit Staunen beschäftigt, dass sie fast mit dem Pagen zusammengestoßen wäre, als dieser plötzlich vor einer Tür stehen blieb und auf sie wartete. Mit einem formvollendeten Diener verbeugte er sich vor ihr und schloss dann die Tür zu ihrem Zimmer auf.
Und wieder einmal stockte ihr vor Erstaunen der Atem. Mit einem Schritt über die Schwelle fühlte sie sich in ein anderes Jahrhundert versetzt. Im Gegensatz zu der Einrichtung des Hotels, die schon verdammt beeindruckend war, waren diese Räume im Art déco gehalten. Die klaren Linien mit den orientalisch anmutenden Ornamenten verziert, standen im krassen Gegensatz zu den farbenfrohen Teppichen in diesem Salon. Coco durchschritt gemächlich die Räume und strich mit ihren Fingern über die Möbel. Eine Puppenstube hätte nicht schöner eingerichtet sein können.
Der Page legte den Schlüssel auf eine kleine Anrichte und verließ leise den Raum. Coco hatte ihn gar nicht mehr wahrgenommen, denn sie war vor der großen Glastür stehen geblieben, die zu einem großen halbrunden Balkon führte. Sie öffnete langsam die zweiflüglige Tür und trat hinaus. Der Abendwind blies ihr eine sachte Brise um die Nase, und sie atmete die salzige Luft tief ein. Sie brauchte nur noch einen weiteren Schritt zu gehen, dann stand sie an der Balustrade. Ein atemberaubender Ausblick bot sich ihr. Zu ihren Füßen brodelte die Gischt des aufgewühlten Meeres, und die Wellen brachen sich an den Klippen. Sah man direkt hinunter, dann schien es, als wären die Mauern des Hotels aus den Felsen der Steinküste gehauen worden. Coco hob den Kopf und schloss für einen Moment die Augen. Beim Anblick der wellenumpeitschten Klippen und dem Rauschen des Meeres war ihr für einen Moment schwindlig geworden. Sie hob den Blick und sah über die Weiten des Meeres. Ein rosafarbener Abendhimmel versprach für den morgigen Tag wunderschönes Wetter.
Sie hielt sich an der Brüstung fest und genoss die Aussicht, die beinahe bis ins gegenüberliegende England zu reichen schien. Sie war fasziniert und konnte sich kaum abwenden, als es klopfte. Widerstrebend öffnete sie, und ein weiterer Page brachte auf einem kleinen Wagen ihre Koffer herein. Doch als Coco ihr Portemonnaie zücken wollte, damit sie die
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