Coconut Caye - Insel der Lust
dich außer dem Körper eigentlich nichts interessieren.”
Wenn sie es so betrachtete, fand Sydney ihren Plan mit einem Mal gar nicht mehr gut. Nein, was sie bislang für sexy und heiß gehalten hatte, klang plötzlich billig und abstoßend. Aber konnte sie Lauren gegenüber allen Ernstes aussprechen, was ihr auf dem Herzen lag?
“Was, wenn am Ende daraus mehr als ein heißer Urlaubsflirt wird?” Nun war es heraus.
“Wie? Du denkst an etwas Langfristiges? Mit Ray?” Lauren lehnte sich zurück und hielt das Gesicht in die Sonne. “Komisch, ich hatte bei dir eher vermutet, dass du dir jemanden wie Leo Redding angelst. Typ aufstrebender Unternehmensanwalt, du weißt schon. Auf Ray wäre ich im Leben nicht gekommen.”
Offensichtlich ging Lauren davon aus, dass Sydney Männer nach ihrem beruflichen Status beurteilte. Sollte das der Fall sein, war ihr Verführungsplan tatsächlich billig und abstoßend. “Ich habe Achtung vor Leuten wie Ray, die in ihrem Job täglich Kopf und Kragen für andere riskieren. Wusstest du übrigens, dass er letztes Jahr nach den Attentaten auf das World Trade Center in New York war?”
“Hör mal, Sydney, ich wollte nicht überheblich sein. Ich behaupte nicht, dass Leo etwas Besseres ist als Ray. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Ray sich auf Dauer in deiner Welt wohlfühlt. Erinnerst du dich an die letzte Wintermodenschau, zu der wir ihn mitgeschleppt haben? Er konnte kaum still sitzen. Der Mann ist auf körperlichen Einsatz rund um die Uhr getrimmt.”
Das ließ sich nicht leugnen. Sydney beobachtete, wie Ray auf seinem Surfbrett zu Dougs Jet-Ski paddelte und mit ihm die Plätze tauschte. Die Wendigkeit, mit der er sich bewegte, faszinierte sie jedes Mal aufs Neue. “Körperlicher Einsatz” war wirklich das, wofür Ray Coffey geschaffen war. Sein Körper war auffallend durchtrainiert, und Sydney genoss es, ihn anzusehen.
“Übrigens”, unterbrach Lauren ihre heimliche Schwärmerei, “nach der Modenschau fiel mir auf, dass er sich ziemlich lange mit deinem Vater unterhalten hat. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen. Weißt du, was sie zu bereden hatten?”
Sydney überlegte. “Meine erste Vermutung ist natürlich, dass es irgendetwas mit Geld zu tun hat. Bei Nolan dreht sich normalerweise alles ums Geld.”
“Meinst du, er wollte Ray für irgendwas kaufen?”
“Nein, das doch nicht!”, erwiderte Sydney empörter, als ihr lieb war. “Nein, ich denke eher an Spenden. Vielleicht sammelt Ray ja für einen Hilfsfonds der Feuerwehr.”
“Ach so.” Lauren drehte sich auf den Bauch und sah weiter aufs Meer hinaus. “Ich hatte schon geglaubt, er kauft ihn vielleicht für dich.”
“Für mich!” Auf den Gedanken wäre Sydney nie gekommen, und sie war entsprechend entsetzt. “Warum sollte Nolan einen Mann für mich kaufen?”
“Ich weiß nicht. Möglicherweise möchte er sicherstellen, dass er den richtigen Schwiegersohn kriegt. Andererseits passt das nicht zu Nolan, zumindest nicht zu dem Nolan, den ich kenne. Aber du kennst ihn selbstverständlich besser.”
“Schwiegersohn? Ich habe nicht mal Zeit, mit Männern auszugehen. Wo will ich die Zeit hernehmen, mich mit einem Ehemann zu beschäftigen? Genau genommen kann ich es mir nicht mal leisten, die anderthalb Wochen überhaupt hier zu sein. Wenn ich nicht wüsste, dass Macy, Chloe und Melanie in Houston die Stellung halten, hätten mich keine zehn Pferde von der Firma wegbekommen.”
Auf ihren Vater wollte Sydney lieber nicht näher eingehen. Bis vor einem Jahr war sie sicher gewesen, Nolan genau zu kennen. Doch seitdem hatte er gerade in Gelddingen Entscheidungen getroffen, die sie nicht verstehen konnte. Und er hatte Versprechen gebrochen, was er früher nie getan hatte.
Aber Ray für sie
kaufen?
So ein Geschäft traute sie weder Ray noch ihrem Vater zu. Außerdem war die Idee vollkommen absurd. Warum sollte ihr Vater ausgerechnet ihren ersten Liebhaber als Mann für sie wollen? Erst recht, wenn sie bedachte, dass sie damals mit Ray ins Bett gegangen war, weil sie wütend auf ihre Mutter war. Sie hatte sie praktisch dazu aufgefordert. “Sei doch nicht so verdammt steif! Amüsier dich! Und lass dich endlich mal flachlegen!” Das waren ihre Worte gewesen.
Unwillkürlich wanderte ihr Blick wieder zu Ray. Was würde ein netter und aufrichtiger Mann wie er wohl dazu sagen, wenn er erfuhr, dass er damals nur zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen war? Der bloße Gedanke verursachte ihr eine
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