Coconut Caye - Insel der Lust
Stimmung, Tom Hanks als tapferen Astronauten zu bewundern?”, fragte sie und sah hinauf in den beeindruckenden Abendhimmel.
Er betrachtete sie eingehend, ihr bezauberndes Lächeln, ihren wunderschönen Hals, ihre fantastischen Brüste. Schließlich schüttelte er den Kopf und antwortete: “Nein, tut mir leid. Und sollte dir heute Abend der Sinn nach angenehmer Gesellschaft stehen, bin ich dafür bedauerlicherweise auch nicht der richtige Kandidat.”
Sie blickte ihn fragend an. “Was bedrückt dich?”
Warum sollte er ihr nicht die Wahrheit sagen? Er atmete einmal tief durch: “Ich wusste nicht, wie hart es sein würde, wieder hierherzukommen.”
Sie schien nicht zu verstehen, was er meinte. “Warum ist es hart, hierherzukommen?”
Er hatte gerade in sein Sandwich gebissen, womit er ein wenig Zeit gewann, ehe er antworten musste. Also konnte er sich in Ruhe überlegen, wie viel er preisgeben wollte.
Sie strich mit den Händen über das Geländer. “Bereust du, uns alle eingeladen zu haben? Oder trauerst du der entgangenen Segeltour nach? Ich kann mich nur dafür entschuldigen, dass aus der versprochenen Reise auf der 'Indiscreet' nichts geworden ist. Das Boot hatte von Anfang an kleine Macken. Kein Wunder, dass Nolan es wieder verkaufen will.”
Ray hatte zu Ende gekaut und trank einen Schluck Wasser. “Nein, mit der Yacht hat es nichts zu tun. Und ich freue mich, dass ihr alle hier seid. Besonders freue ich mich, dass du hier bist.”
“Warum versteckst du dich dann vor uns?”
“Ich musste plötzlich an Patrick denken”, sagte er, ohne lange zu überlegen.
Sie schloss für einen Moment die Augen und rieb sich die Stirn. “Oh Gott, das tut mir unendlich leid, Ray. Ich weiß nur wenig über Patricks Verschwinden. Habt ihr nie wieder von ihm gehört?”
Eigentlich wollte er mit ihr nicht über die Einzelheiten reden. Nicht solange es ihn derart belastete. Lieber wollte er sich von ihr von seinen Schuldgefühlen ablenken lassen. Dürfte er sich ausschließlich ihrem Körper widmen, könnte er alles andere für Augenblicke vergessen.
Andererseits wusste er, dass er sich dringend einmal aussprechen musste. Seit drei Jahren trug er seine Schuldgefühle und die Angst um seinen Bruder allein mit sich herum. Er hatte sich niemandem anvertraut. Aber bisher war Sydney ja auch nicht da gewesen, um ihm zuzuhören.
“Patrick, zwei Studienfreunde von mir und ich waren damals nach Barbados geflogen, um meinen Magisterabschluss zu feiern. Na ja, zumindest feierte ich den Abschluss, und die anderen feierten mit.”
Sydney staunte. “Hey, ich wusste gar nicht, dass du einen Titel hast.”
Er nickte lächelnd. Dieser Titel bedeutete ihm heute überhaupt nichts mehr. “Jedenfalls fand ich, nach sechs Jahren zwischen Bücherbergen und Buschfeuern brauchte ich dringend ein bisschen Party.”
“Wie konntest du dein Studium schaffen und nebenher als Feuerwehrmann arbeiten? Hast du denn nie geschlafen?”
Seine Studienzeit lag eine halbe Ewigkeit zurück. Klar war es damals ziemlich hart gewesen, aber wen kümmerte das heute noch? “Doch, habe ich. Außerdem hatte ich während der Bereitschaftsdienste genug Zeit, um mein Lesepensum zu bewältigen. Und die meisten meiner Professoren waren glühende Fans der neuen Kommunikationsmedien. An vielen Vorlesungen nahm ich ausschließlich via Internet teil.”
“Da komme ich mir wie eine echte Versagerin vor”, meinte Sydney und strich sich ein paar Locken aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatten. “Wie oft habe ich schon daran gedacht, meinen Studienabschluss nachzuholen, es aber nie in Angriff genommen. Wusstest du übrigens, dass Chloe sich für diesen Herbst wieder am College zurückgemeldet hat?”
Ray verneinte mit einem Kopfschütteln. Von den Frauen hinter
Girl Gear
nahm er eigentlich nur eine richtig wahr. “Na ja, im Grunde ist es nie schlecht, Dinge, die man angefangen hat, zu Ende zu bringen. Man beweist sich selbst sein Durchhaltevermögen. Das verschafft einem eine gewisse Befriedigung.”
“Aber Befriedigung müsstest du doch massenhaft in deiner Arbeit finden, oder?”
“Nicht direkt. Oder sagen wir mal, es ist auch eine Form von Befriedigung. Mir gefällt die Arbeit, weil sie mir das Gefühl gibt, etwas Sinnvolles mit meinem Leben anzufangen. Aber dieses Gefühl hatte ich während des Studiums auch.” Er war nicht sicher, ob sie ihn verstand. “Auf jeden Fall ist beides besser, als sich wie ein Versager zu
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