Coconut Caye - Insel der Lust
aufgehört hatten.
“Sydney? Ray? Seid ihr da oben?”, rief Jess vom unteren Ende der Treppe.
Sydney kicherte leise und tauchte unter Rays Arm hindurch. Er senkte den Kopf und starrte enttäuscht auf die Stelle, wo sie eben noch gestanden hatte. Wie konnte das Schicksal nur so grausam sein? Doch dann spürte er ihre Hand auf seinem Rücken.
“Ja, wir sind hier, Jess!”, rief sie, bevor sie ihm zuflüsterte: “Je länger man auf etwas Schönes wartet, umso besser wird's am Ende.”
“Ist das eine Frage oder eine Feststellung?”, fragte er, als sie schon zur Treppe ging.
“Weder noch”, antwortete sie lächelnd. Sie blieb stehen, bis Jess oben angekommen war. Dann sagte sie lächelnd: “Das ist ein Versprechen”, und verschwand.
Ray blickte ihr stumm hinterher. Dann ließ er sich in den Liegestuhl fallen und murmelte: “Frauen!” – gerade laut genug, dass der offensichtlich neugierige Jess es hören konnte.
5. KAPITEL
“Also, Sydney, erzähl mal, was man hier sonst noch unternehmen kann”, sagte Doug, der gerade genüsslich den letzten Bissen seines Käseomeletts zum Mund führte.
Sydney stand am Küchentresen und trank ihre erste Tasse Kaffee. “Langweilst du dich etwa jetzt schon?”
“Aber nein, absolut nicht. Ich wollte heute nur mal was anderes machen, als den ganzen Tag im Wasser zu planschen. Ich dachte an eine kleine Besichtigungstour oder irgendwas. Hauptsache, ich bleibe im Trockenen. Zumindest so lange, bis ich kein Wasser mehr in den Ohren habe.” Er steckte demonstrativ den Zeigefinger ins Ohr und schüttelte ihn dann aus.
“Wie ein Kind!”, meinte Kinsey, die neben ihm auf einem Stuhl hockte und mit beiden Händen ihren warmen Kaffeebecher umfasste. Die langen dünnen Zöpfe, die Poe ihr am Vorabend in mühevoller Kleinarbeit geflochten hatte, reichten ihr fast bis zur Taille. “Aus lauter Angst, etwas zu verpassen, musst du immer gleich übertreiben.”
“Ich
bin
ein Kind. Zumindest erlaube ich mir eine gewisse Kindlichkeit, wenn ich im Urlaub bin.” Doug schob seinen leeren Teller beiseite und lehnte sich entspannt zurück.
“Du bist auch außerhalb des Urlaubs ein Kind. Frag unsere Bauunternehmer”, sagte Anton, der in diesem Moment die Treppe hinunterkam. “Oder warum, glaubst du, heißt unsere Firma Neville & Storey und nicht Storey & Neville?”
Doug, der sich gerade genüsslich streckte, wandte den Kopf. “Na ja, weil ich der Kopf hinter deinen Muskeln bin, dachte ich. Außerdem weiß ich doch, wie viel es dir bedeutet, einmal an erster Stelle zu stehen. Die kleine Freude sei dir gegönnt.”
“Von wegen”, sagte Anton, packte mit beiden Händen die Lehne von Dougs Stuhl und riss ihn nach hinten.
Doug konnte sich im letzten Moment fangen – das heißt, Kinsey hielt ihn am Handgelenk fest, als er wild mit den Armen in der Luft fuchtelte. Als er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, warf er Anton einen empörten Blick zu und gab Kinsey einen Kuss.
Sie starrte ihm sprachlos und verwirrt nach, als er im nächsten Moment aufsprang und zum Küchentresen ging. “Mmh, Kaffee. Den kann ich jetzt brauchen.”
“Kaffee?”, rief Kinsey entsetzt. “Ich versuche seit Monaten, dich dazu zu bringen, mich zu küssen. Und nun, wo du es endlich getan hast, fällt dir nur 'Kaffee' ein?”
Doug blieb abrupt stehen. Sydney wartete gespannt ab, wie er reagieren würde. Aber er brauchte nicht einmal eine Sekunde, um sich zwischen Kinsey und Kaffee zu entscheiden. Wortlos machte er auf dem Absatz kehrt und ging zum Tisch. Dort angekommen, nahm er Kinsey den Kaffeebecher ab und fasste ihren Oberarm.
Dann zog er sie von ihrem Stuhl hoch und verschwand mit ihr durch die Terrassentür. Sydney blickte den beiden nach und seufzte leise, als sie daran dachte, wie Ray und sie sich gestern Abend geküsst hatten. Es war ein wunderbarer Kuss gewesen, der leider viel zu früh unterbrochen worden war. Sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, ihn richtig auszukosten. Dafür war sie viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihm das zu geben, was er offenbar dringend brauchte. Aber fantastisch war es trotzdem gewesen.
Und nun war sie wieder von Freunden umgeben, die sie am liebsten auf eine andere Insel verbannen würde. Ihr blieb nicht einmal genug Zeit, um in Ruhe über Ray nachzudenken, geschweige denn mit ihm allein zu sein. Wie wollte sie ihren Plan in die Tat umsetzen, wenn sie gar nicht dazu kam, ihn zu verführen? Und falls ihr das nicht gelang, würden ihre wilden Ray-Fantasien
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