Code Delta
mit schwerem Maschinengewehr kreuzte wachsam.
Dashkow blies sich in die Hände. »Die Zeiten sind hart, und ich war schon mehr als einmal gezwungen, einen eher zwielichtigen Auftrag anzunehmen. Ich vermute, aus diesem Grund hat Galya Sie zu mir geschickt.« Er warf ostentativ einen Blick zu dem Patrouillenboot hin. Rook hatte es etwas zu auffällig im Auge behalten.
»Ich würde Konflikte gerne vermeiden, wenn möglich.«
»Genau wie ich«, erwiderte Dashkow. »Und aus diesem Grund kann ich nicht tun, worum Sie mich bitten.«
Rook hatte ihm, ohne ins Detail zu gehen, erklärt, warum er Russland schnell und heimlich in Richtung Norwegen verlassen musste. Rook runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
Der große Mann seufzte. »Ich habe mein Boot bereits verchartert.«
Rook wusste, dass er viel von dem alten Fischer verlangte. Es war unübersehbar, dass Dashkow dringend Geld brauchte. Rook konnte ihm zwar versprechen, ihm seinen Lohn zu schicken, aber das war eben nicht mehr als ein Versprechen. Ohne Bargeld bat er sozusagen um einen Freifahrschein.
Dashkow wandte sich ab und sah auf den grauen Ozean hinaus. »Sie scheinen ein guter Mensch zu sein. Es tut mir leid.«
»Dann lassen Sie mich für Sie arbeiten«, schlug Rook vor. »Nehmen Sie mich als Crewmitglied.«
»Ich kann mir keine Crew leisten.«
»Weiß Ihr Charterkunde das?«
»Nein, aber …«
Rook trat vor Dashkow hin. »Wovor haben Sie Angst?«
Dashkow steckte sich eine Zigarette an, inhalierte tief und ließ den Rauch langsam entweichen. »Diese Männer sind anders als Sie. Es sind keine guten Menschen.«
Da musste noch mehr sein. Rook wartete.
»Manchmal sehe ich Dinge, schaue aber einfach in die andere Richtung. Verstanden?«
Rook verstand sehr gut. Das Schachteam hatte mehr als einmal im Dienst der guten Sache genauso gehandelt. Deals mit Drogenhändlern, Kriegsherren und Waffenschmugglern konnten notwendig werden, um einen mächtigeren Feind zu bekämpfen. »Dann werde auch ich in die andere Richtung sehen.«
Nach einem weiteren tiefen Lungenzug schüttelte Dashkow den Kopf. »Tut mir leid. Es geht einfach nicht.« Er wollte sich abwenden.
Rook packte ihn am Arm und hielt ihn fest. Er verlor langsam die Geduld. Wenn nur die nackte Wahrheit diesen Mann dazu bringen konnte, ihm zu helfen, dann sollte es eben so sein. »He, warten Sie«, sagte er beschwörend. Er zog sein Hemd hoch und präsentierte eine Reihe von mit roten Bluttupfern gefleckten Bandagen. Er wickelte einen Teil davon ab und zeigte auf eine blau verfärbte Stelle mit mehreren, mit Faden zugenähten Löchern. »Ihre Schwester hat mir das Leben gerettet.«
Dashkow beugte sich vor und studierte die Verletzungen. »Sie hat normalen Faden verwendet?«
»Sie hat ihr Bestes getan mit dem, was vorhanden war.«
»So war sie.« Dashkow wirkte gerührt, aber nicht überzeugt.
»Ich habe Ihnen nicht erzählt, wie sie gestorben ist.«
Daskow verlor die Lust auf Tabak und schnippte die Zigarette ins Meer. »Ich habe nicht danach gefragt.«
»Sie ist gestorben, um mich zu retten. Sie hat eine Kugel aufgefangen, die für mich bestimmt war, und noch vier weitere dazu.« Rook sah dem Mann in die Augen. »Ihr letzter Wunsch in diesem Leben war, dass Sie mir helfen.«
Mit einem tiefen Seufzer fragte der alte Fischer: »Wer hat sie erschossen?«
Rook blickte in Richtung des Patrouillenboots. Daskow verstand und nickte. »Ich setze Sie am ersten Hafen in Norwegen ab. Es ist kein Ort, an dem ich mich länger aufhalten würde, aber mehr kann ich nicht tun. Sie werden sich als mein erster Maat ausgeben und vorgeben, sie wären krank. Verstanden?«
»Keine Sorge«, sagte Rook. »Ich kann Befehle befolgen.«
Dashkow sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Da bin ich sicher.«
Eine Stunde später gingen Dashkow und Rook an Bord seines Fischerboots, der Singvogel . Während er Rook unter Deck brachte, flüsterte Dashkow mahnend: »Denken Sie dran. Reagieren Sie nicht auf das, was Sie sehen. Sprechen Sie nicht mit diesen Männern. Ich werde Sie lediglich kurz vorstellen, um Ihre Anwesenheit zu rechtfertigen. Wenn Sie die Männer auch nur schief ansehen, werfen sie uns glatt beide über Bord.«
Rook nickte und machte sich auf das Schlimmste gefasst – eine Ladung von Waffen, Drogen oder sonstige Konterbande. Daher war er, als er den Laderaum betrat, wo die beiden Passagiere mit ihrer Schmuggelware die meiste Zeit zubringen würden, völlig unvorbereitet auf das, was er sah. Seine Blicke
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