Code Delta
ließen nach. Ihre Gedanken klärten sich.
Und dann wurde ihr eine Feldflasche Wasser gereicht.
Sie nahm sie und trank. Erst brannte die kühle Flüssigkeit in ihrer Kehle, aber dann absorbierte ihr Körper sie unnatürlich schnell. Als die Flasche leer war, stand Fiona auf und war vollständig wiederhergestellt. Sie hatte dem Tod ins Auge gesehen, doch Alpha hatte sie zurückgeholt.
Er hatte sie gerettet.
»Gelobt sei Alpha«, sagte sie und kniete vor ihm nieder.
74 Washington, D. C.
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war Duncan im Frieden mit sich selbst. Manche Menschen empfanden dieses Gefühl, wenn sie einen stressigen Job gekündigt oder die Beziehung mit einem dominanten Partner beendet hatten. In jedem Fall war das Resultat dasselbe: Freiheit.
»Ich glaube es immer noch nicht, dass wir das tatsächlich durchgezogen haben«, sagte Boucher mit Blick auf den Flachbildschirm. Die beiden hatten sich im Lagezentrum verbarrikadiert, weil sie nicht mehr zusammen gesehen werden durften. Nicht jetzt. Für lange Zeit nicht. Für den Rest der Welt waren sie politische Feinde.
Nachdem Marrs die Pressekonferenz einberufen hatte, war Boucher heimlich ins Weiße Haus zurückgekehrt, um den Beginn des Feuerwerks nicht zu verpassen.
Duncan sah den CIA -Chef an. »Wir haben getan, was getan werden musste. Es wird sich alles zum Besten fügen.«
Dagegen ließ sich nichts einwenden. Duncan hatte an alles gedacht. Und die Welt würde so besser dran sein.
Beim letzten Teil ihres Plans verbot sich jeglicher Papierkram. Keine Unterschriften. Keine Spuren.
Auf diese Weise verliefen schwarze Operationen.
Und das Schachteam würde zur schwärzesten aller schwarzen Operationen werden. Mit einem kleineren, aber immer noch beachtlichen Budget, das zu hundert Prozent inoffiziell war. Der Blankoscheck für militärische Unterstützung würde natürlich wegfallen, dafür konnte es in völliger Anonymität und Freiheit operieren. Ohne Amtsschimmel. Ohne politische Erschütterungen. Eine Flugcrew der Nightstalker würde dem Team erhalten bleiben, zwei Stealth-Blackhawks, die Crescent und ein handverlesener Stab aus Wissenschaftlern, Waffenexperten und Geheimdienstanalysten. Zukünftiger Stützpunkt sollte die ehemalige Manifold-Alpha-Anlage sein, die unter einem Berg in der White-Mountain-Region in New Hampshire versteckt lag.
Und niemand, nicht einmal der zukünftige Präsident der Vereinigten Staaten, würde von seiner Existenz erfahren. Außerhalb des erweiterten Schachteams kannten nur Boucher und Keasling die Wahrheit.
Nur noch eines blieb zu tun. Duncan musste seine Rolle als Deep Blue auf Dauer übernehmen und von seiner Position als Oberkommandierender zurücktreten. Damit das geschehen konnte, musste Marrs seinen Part in dieser Farce spielen.
Boucher schaltete den Wandbildschirm ein und setzte sich auf eines der Sofas. Die Pressekonferenz fing soeben an. Dieselben Menschenmassen wie bei den Kundgebungen der vergangenen Tage jubelten Marrs frenetisch zu. Vor allem, als er wieder seine Anschuldigungen vorbrachte. Doch als er Beweise in Form von authentischen Dokumenten und die bevorstehende Zeugenaussage von Domenick Boucher ankündigte, verstummte die Menge. Dass Duncan so jämmerlich versagt hatte, schien sie betroffen zu machen und dämpfte ihre Begeisterung. Selbst Marrs wirkte bedrückt.
»Er hat das nicht verdient«, sagte Boucher. »Er ist ein Scharlatan. Das wissen Sie doch.«
Duncan nickte. »Aber er dient einem guten Zweck, wenn auch unwissentlich.«
»Pawn? Ein Bauer?«
Duncan lächelte. »Exakt.«
75 Sewerodwinsk, Russland
Die Docks lagen verlassen da. Dafür war Rook dankbar. Sein Gesprächspartner gab sich wortkarg. Maxim Dashkow befand sich nicht in geselliger Stimmung, nachdem er vom Tod seiner Schwester erfahren hatte. Er war ein alter Fischer mit roter Nase und der Statur eines sibirischen Braunbären, doch wie seine Schwester besaß er ein weiches Herz. Trotz Rooks Gegenwart hatte er ohne Scheu geweint und dann alles über Galya wissen wollen, wie sie die Winter überstanden hatte und ob sie glücklich gewesen war. Er bedauerte zutiefst, sie seit dem Tod ihres Mannes nicht mehr besucht zu haben, und rechtfertigte sich mit harten Wintern und schlechten Fängen.
Sie standen am alten Fischereidock. Der U -Boot-Stützpunkt lag etwa anderthalb Kilometer entfernt. Rook konnte ein U -Boot der Borei-Klasse erkennen, das wahrscheinlich eine neue Mannschaft und Vorräte an Bord nahm. Ein Patrouillenboot
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