Code Delta

ihn mit seinem gesamten Körpergewicht nach hinten. Der Golem hob die Arme und versuchte, King zu fassen, doch die Bewegung brachte ihn aus dem Gleichgewicht.
    Während die Statue rücklings umkippte, stieß King sich mit beiden Füßen kräftig ab.
    Zu kräftig.
    Das Elixier hatte seine Schnelligkeit und Stärke gesteigert, seinen Körper jedoch nicht widerstandsfähiger gemacht. Der Sprung trug ihn weiter, als er je zu träumen gewagt hätte, während der Abstoß so heftig geriet, dass sein Knöchel brach.
    Der scharfe Schmerz ließ King zusammenzucken und brachte ihn aus der Richtung. Er prallte mit einem teufelsköpfigen Golem zusammen und fiel vor dessen Füßen zu Boden. Halb betäubt registrierte er nur unbewusst, wie dessen riesiger Fuß sich über ihm erhob. Doch selbst das schien seinem auf Hochtouren laufenden Verstand zu genügen. Sein Körper rollte sich im selben Moment zur Seite, als der gigantische Fuß neben ihm auf den Steinboden krachte.
    Queen setzte ihren Sturmangriff auf den versiegelten Ausgang fort. Sie hatte keine Ahnung, wie weit die anderen zurück waren und ob der Golem sie schon erwischt hatte. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf die Aufgabe, ein Loch in die Felswand zu schießen. Der Schacht war inzwischen so voller Staub und Trümmer, dass sie die Wand selbst nicht mehr erkennen konnte, nur das Aufblitzen der Geschosse aus ihrem XM 25 .
    Dann endlich durchschnitt ein Lichtfinger von außerhalb den Staub wie das Signalfeuer eines Leuchtturms eine stockdunkle Nacht. Sie zielte auf den winzigen Riss und drückte wieder den Abzug. Mit jedem detonierenden Geschoss erweiterte sich das Loch, und der Lichteinfall wurde stärker, bis ein Teil der Wand in sich zusammenfiel und eine Lücke schuf, die groß genug für sie war.
    Queen blickte sich um. Knight war dicht hinter ihr, immer noch mit Fiona über der Schulter. Bishop taumelte aus eigener Kraft hinter ihm her. Er sah abgekämpft und erschöpft aus. Aber auch der Golem hatte nicht aufgegeben und rammte sich durch den engen Durchgang. Queen winkte erst Knight durch, dann Bishop. Sie trat als Letzte ins helle Tageslicht.
    Knight lief weiter, schien instinktiv zu wissen, dass der Kampf noch nicht vorbei war. Bishop ging in die Knie und fasste sich an die Brust.
    »Keine Luft«, keuchte er.
    »Halt durch«, sagte Queen. Sie packte ihn unter den Achseln und schleppte ihn den Berghang hinunter. Ein paar Sekunden später explodierten die Überreste der Felsversiegelung des Tunnels nach draußen. Wie ein Hagelschauer prasselten die Steine auf sie herab.
    Als es vorüber war, ragte ein viereinhalb Meter großer Marmorgigant vor ihnen auf. Bei Tageslicht sah er noch furchterregender aus als in der Höhle.
    »Lass mich los«, sagte Bishop, während Queen, die nur halb so groß war wie er, seine massige Gestalt weiterzerrte. »Ohne mich hast du eine Chance.«
    Queen kam nie dazu, Bishop zu sagen, er solle seine verdammte Schnauze halten. Der Golem machte zwei Schritte und halbierte damit die Distanz zu ihnen.
    Dann blieb er stehen. Langsam drehte er den Kopf zurück, als könne er spüren, dass unter dem Berg etwas nicht in Ordnung war.
    Was geht da vor? , fragte sich Queen, während sie rückwärts weiterlief.
    Knight sprach in sein Kehlkopfmikrofon. »Hier ist Knight. Wir haben Dreikäsehoch. Fordere sofortige Evakuierung an!«
    Ein UH - 100 S -Stealth-Blackhawk-Hubschrauber, geflogen von einem Piloten der Nightstalker, kreiste ganz in der Nähe, daher wusste Queen, dass sie es schaffen konnten. Aber während sie in die schwarze Tunnelöffnung starrte, dachte sie an King. Würde das Team seinen Anführer verlieren? Und Fiona ihren Vater?
    Der Golem bückte sich, seine Hand teilte sich in einzelne Finger und streckte sich nach ihm aus. Verschwommen sah King, wie ein Marmorbrocken auf die Hand herabkrachte und sie zerschmetterte. Einen Moment lang dachte er, die Golems gingen jetzt gegenseitig aufeinander los, doch dann tauchte wie ein Blitz Alexander auf und warf sich mit voller Wucht gegen den Golem. Er war von seinem eigenen Blut überströmt, aber als er King auf die Beine half, schien er unversehrt zu sein.
    King schonte den verletzten Fuß und spürte ein schmerzhaftes Pochen in der Brust. Er biss die Zähne zusammen und krümmte sich. Alexander hatte recht , dachte er. Das Zeug bringt mich um.
    Dann sah er, dass sich Ridley im Hintergrund der Kammer davonstehlen wollte. Die Art, wie King und Alexander mit den Steingiganten aufräumten,