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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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schielt. Ist das nicht ein wenig platt?«
    »Ohne Öl läuft kein Panzer und kein Grill fürs Barbecue am Wochenende. Die schlichte Erkenntnis, dass der Reichtum der westlichen Welt an billiges und vor allem stetig fließendes Öl gebunden ist, macht diesen Umstand nicht falsch. Man muss sich ihn nur immer wieder in Erinnerung rufen, um zu erkennen, wieso sich die westlichen Mächte für meine Heimat interessieren. Die Gegenfrage könnte ja lauten: Wieso unternehmt ihr nichts an anderen Stellen der Welt, in denen die Freiheit beschnitten wird und grenzenloses Unrecht zur Tagesordnung gehört? Wieso engagiert ihr euch nicht dort in ähnlicher Wiese?«
    »Tun wir das nicht?«
    »Ich habe keine Flugzeugträger vor den Küsten Afrikas und keine Tomahawk-Raketen auf afrikanische Diktatoren niederfallen gesehen. Was ich aber sehe, sind Milliarden-Geschäfte mit Waffen aus amerikanischer, englischer oder französischer Produktion. Ja, auch chinesische und russische. Schließlich herrscht ja der freie Markt. Und dann sehe ich millionenfaches Leid, Hunger, Mord und Vertreibung, während ihre eigenen Ausbeuter von eurem Währungsfonds noch finanziert werden.
    Diese Scheinheiligkeit ist nicht mehr zu überbieten. Und wenn dann noch ein Ex-Alkoholiker mit den intellektuellen Qualitäten einer Flasche Jack Daniel’s mir etwas von Zivilisation, Kultur und Werten erzählen will, wissen Sie, Herr Levy, dann fragt man sich schon, wieso man keine Antidepressiva schluckt.«
    Levy schmunzelte. Aaliyah war richtig in Fahrt gekommen. Sie ließ kein gutes Haar am Westen, obwohl ihre äußere Erscheinung alles andere als konservativ war. »Sind Sie Muslimin?«
    Aaliyah stutzte. »Ja, was hat das damit zu tun?«
    »Ich meine …«
    »Sie meinen, weil ich nicht mit einer Burka herumlaufe?« Sie lachte. »Noch schlimmer als Arroganz ist eure Unwissenheit … nein, ich korrigiere mich. Es ist Ignoranz, das bewusste Nicht-wissen-Wollen. Das ist vielleicht die größte Sünde unter allen. Wenn man den Koran aufmerksam liest und auch verstehen will, so herrscht zwischen Mann und Frau Gleichheit.«
    »Die Wirklichkeit sieht aber anders aus.«
    »O ja, leider. Aber in diesem Punkt unterscheiden sich Christen und Muslime nicht einen Deut, so wie fast jede andere Weltreligion auch. Jede wurde von Männern geschrieben, und dass die ihr Geschlecht an erster Stelle wissen wollten, ist nachvollziehbar, doch macht sie die jeweilige Religion deswegen noch lange nicht glaubhafter.«
    »Im Christentum werden keine Frauen gesteinigt und …«
    »Nicht mehr, Herr Levy. Das ist der einzige Vorteil, den ihr uns gegenüber habt. Ich gebe zu, eine durchgreifende Aufklärung wäre für den Islam mehr als notwendig. Er ist in den Stammesriten und Sitten des ersten Jahrtausends erstarrt. Würden unsere Herrscher nur ein Prozent des Staatshaushaltes in die Bildung ihrer Bürger stecken, dann würde sich, wie es bei euch nach Gutenberg geschehen ist, ganz schnell eine Reformation einleiten lassen. Doch sind unsere Königshäuser gegen Korruption und Unterdrückung genauso wenig gefeit wie die euren. Ihr hattet das Glück und die Gunst eines hellen Kopfes.
    Leider fehlt uns ein Gutenberg, und wenn Bildung vermittelt wird, dann geschieht es in den Koranschulen mit einer eindeutigen Ausrichtung.
    Umso mehr müssen wir dafür kämpfen, dass das Gottesgeschenk Öl in unserem Land bleibt und die Erlöse daraus der Bevölkerung zugute kommen. Nur dann haben wir eine Chance auf Entwicklung und Fortbestehen. Andernfalls bleiben wir unmündige Vasallen der Scheichs, Mullahs und Bushs.«
    »Sie klingen ja fast wie eine Freiheitskämpferin.«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    Mittlerweile hatten sie die ausgebaute dreispurige Autobahn verlassen und zwängten sich durch das rund einhundert Kilometer lange Nadelöhr zwischen Nürnberg und Aschaffenburg. Ein Autobahnschild zeigte Würzburg in zwanzig Kilometer Entfernung an. Doch viel näher war der Stau, der sich in der Kurve vor ihnen abzeichnete.
    Aaliyah schaltete das Radio ein. Prompt kam auch die Staumeldung. Sie nahmen die nächste Ausfahrt, in der Hoffnung, so den Stau umfahren zu können. Doch sie waren nicht die Einzigen. Eine kilometerlange Schlange schlich in die Stadt hinein. Es dämmerte bereits.
    »Was jetzt?«, fragte Aaliyah.
    Levy dachte nach. Ob sie vor Mitternacht wohl Frankfurt erreichen würden? Und was dann? Kein Flieger würde um die Uhrzeit nach Hamburg gehen.
    Genauso gut konnten sie einen Zwischenstopp

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