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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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lagen längst in der Schublade. Der 11. September war ein Gottesgeschenk für sie, um endlich das zu tun, was sie seit Eisenhower tun wollten.«
    »Und zwar?«
    Aaliyah lächelte gezwungen. »Sie wissen, was das ist. Verleiten Sie mich nicht zu Platituden.«
    »Nochmal zurück zum Blade Runner. Ist Ihnen bei Ihren Recherchen jemals dieser Name untergekommen?«
    »Hin und wieder. Doch wenn man nachfasst, dann zerplatzt er wie eine Seifenblase. Er ist ein Mythos.«
    »Wer hat diesen Mythos aufgebracht?«
    »Wie man so hört, amerikanische Soldaten, die im Irak waren. Er verkörpert so etwas wie ihr verlorengegangenes Gewissen.«
    »Aber war der Blade Runner aus dem Film nicht ein erbarmungsloser Kopfgeldjäger?«
    »Bis zum Zeitpunkt, als der Android ihm das Leben schenkte, ja. Danach rettete er eine noch verbliebene, allerletzte Androidin vor dem Tod. Der Staatskiller für die gerechte Sache wandelt sich zum Schluss in ein mitfühlendes Wesen. Ziemlich melodramatisch, nicht wahr?« Aaliyah nahm ihr Glas zur Hand. »Auf die Besinnung.«
    Levy tat es ihr gleich, ohne darauf zu achten, dass auch diese Flasche zur Neige gegangen war.
    »Noch eine?«, fragte die Bedienung.
    »Wie bitte?«, fragte Levy.
    »Noch eine Flasche?«
    »Um Himmels willen«, entfuhr es Levy, als er die leere Flasche bemerkte. »Wir haben noch eine Autofahrt vor uns.«
    »Nicht mit mir«, antwortete Aaliyah. »Ich bin froh, wenn ich den Weg ins Bett noch schaffe. Sie müssen fahren.«
    »Ich fahre nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Das ist eine andere Geschichte. Zahlen, bitte.«
    Die Bedienung war so freundlich, ihnen ein nahegelegenes Hotel zu nennen. Sie machten sich auf den Weg. Aaliyah konnte auf dem kurzen Weg eine Stütze gebrauchen.
    »Wieso haben Sie so viel getrunken?«, fragte Levy. »Sie wissen doch, dass …«
    »Mein Gott, ihr Deutschen. Immer korrekt. Es war schön, ich habe es genossen, mit Ihnen zu essen und zu trinken. Das ist Kultur. Verstehen Sie?«
    Sie bekamen zwei Einzelzimmer, Tür an Tür. Nachdem sie sich auf den Gang verabschiedet hatten, schälte sich Levy aus seinen Klamotten und fiel ins Bett. Nicht nur, dass er hundemüde war, er war auch den Alkohol nicht mehr gewohnt.
    Kurz bevor sein Bewusstsein schwand, öffnete sich die Tür zu seinem Zimmer. Verdammt, er hatte nicht abgeschlossen.
    Er setzte sich auf, wollte dem Störenfried sagen, dass er sich in der Tür geirrt hatte, als ein nackter Körper zu ihm unter die Decke rutschte.
    »Aaliyah?«, sagte er schlaftrunken.
    Sie legte den Finger auf seine Lippen, küsste ihn am Hals. Er schreckte zurück, sie hielt ihn fest.
    »Ich werde vorsichtig sein«, hauchte sie in sein Ohr.

18
    Muhammed sah sie in der Küche stehen, kochen. Sie war gut gelaunt, offensichtlich hörte sie Musik oder sah fern, da sie mitsang und das TV-Geschehen kommentierte. Sie konnte ihn nicht sehen. Er war genügend weit entfernt und außerdem durch das Blattwerk im Baum gegen eine Entdeckung geschützt. Durch den Feldstecher überbrückte er die rund zweihundert Meter zwischen dem Stacheldrahtzaun der Kaserne und seinem Aussichtsplatz.
    Sie hatte sich kaum verändert, seitdem er sie das letzte Mal gesehen hatte, damals, in diesem irakischen Gefängnis.
    Der Colonel war verzweifelt gewesen, wusste sich nicht mehr anders zu helfen, als den ungeheuren Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen. Es war ihm nicht leichtgefallen, und er ging ein großes Risiko ein. Er selbst konnte es nicht tun. Seine Berichte waren ins Leere gelaufen, und der neugeschaffene Patriot Act, der jede kritische Stimme zu den Machenschaften des Militärs unter Strafe stellte, würde ihn und seine Familie ins Unglück stoßen. Diesen Job musste jemand von außen erledigen, jemand, der wusste, wie man es anstellte, und der keine Skrupel kannte.
    Die Uniform war etwas knapp gewesen, aber sie würde ihm Zutritt verschaffen – der Colonel erwartete ihn.
    Am Tor meldete er sich beim Wachhabenden. Der Gegencheck verlief wie geplant, sein Name wurde notiert, und er wurde durchgewinkt. Eine Leibesvisitation war bei US-Soldaten nicht üblich. Man kannte die Gefahr, die von außen drohte, noch nicht. Sie hielten sich für unverwundbar. Niemand ahnte, was er in den Taschen mit sich trug.
    Es war zur Mittagszeit gewesen. Auf dem Gang war es ruhig. Unter dem schummrigen grün-grauen Licht der Deckenbeleuchtung ging er auf blankem Beton zur Tür, die ihm genannt worden war. Zu seiner Seite blickte er in vergitterte dunkle Zellen. Bei vielen

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