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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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egal, was Bischof Mylz und die anderen Tempelgetreuen denken mögen, dachte Styv Walkyr grimmig. Wie auch immer es letztendlich ausgehen mag: Dass Cayleb sich offen gegen die Kirche gestellt hat, ist doch hier in Charis bereits allgemein bekannt. Und wenn man sich ganz unvoreingenommen anschaut, wie Tahdayo die Einwohner ›seiner‹ Grafschaft ausgepresst hat, muss man doch zu dem Schluss kommen, dass sie bereit wären, einen Vertrag mit Shan-wei persönlich zu unterzeichnen, wenn das nur dazu führte, dass ›der Graf‹ bloß endlich aus der Villa Breygart vertrieben wird!
    Walker hatte keine Ahnung, wie dieser Sturm, der gerade über ganz Safehold hinwegfegte, sich letztendlich legen würde − oder ob das überhaupt jemals geschähe. Doch bei einem Punkt war er sich völlig sicher: Wenn es vorbei war − was auch immer nun eigentlich geschehen mochte −, würde Tahdayo Mahntayl nicht mehr Herr über die Grafschaft Hanth sein.
    Und tief in seinem Innersten weiß das auch Tahdayo selbst, ob er es sich nun eingesteht oder nicht.
    Walkyr stellte fest, dass Rauch und Qualm jetzt noch dichter wirkten als zuvor. Und er hörte Schüsse − und nicht nur vereinzelt. Offensichtlich hatten Colonel Zhorjs Truppen zumindest einige Luntenschlossmusketen übersehen, und jetzt waren die bewaffneten Aufständischen unverkennbar aus ihren Verstecken gekommen. Das würde nicht ausreichen, um Hanth Town seinem derzeitigen Regenten abzunehmen − zumindest nicht an diesem Tag. Doch die Zeitspanne, die Cayleb Mahntayl zugestanden hatte, verstrich rasch. Tatsächlich blieben dem Grafen Hanth nur noch zwei Fünftage.
    Ob Tahdayo letztendlich zustimmt oder nicht, ich werde auf jeden Fall nicht mehr hier sein, wenn die Zeit abgelaufen ist. Cayleb ist offensichtlich bereit, ihn eher gehen zu lassen als hier in Hanth noch mehr Verluste zu riskieren − vor allem Verluste unter der Zivilbevölkerung. Und die würden sich kaum vermeiden lassen, wenn er sich tatsächlich auf einen Kampf einließe. Aber wenn Tahdayo das Angebot des Königs von Charis nicht annimmt, dann wird Cayleb hierherkommen und den selbst ernannten Grafen eigenhändig aus Villa Breygart hinausprügeln − und ihn dabei vermutlich auch gleich einen Kopf kürzer machen. Und mir wird wahrscheinlich etwas ganz Ähnliches widerfahren, wenn ich noch länger hier bleibe.
    Er schüttelte den Kopf − der zumindest im Augenblick noch fest mit dem Rest seines Körpers verbunden war − und fragte sich, warum um alles in der Welt er überhaupt noch zögerte. Es war ja nun wirklich nicht so, als hätte er in Tahdayo jemals etwas anderes gesehen als nur eine Möglichkeit, schnell an ein wenig Geld zu kommen. Dennoch war er jetzt schon fast sieben Jahre für Tahdayo tätig. Ganz offensichtlich war ihm das deutlich wichtiger, als er das bislang vermutet hatte.
    Und das ist bemerkenswert dumm von mir.
    Nun, ihm blieb ja wenigstens noch ein weiterer Fünftag, in dem er versuchen konnte, den ›Grafen Hanth‹ noch zur Vernunft zu bringen. Und in weiser Voraussicht hatte er auch schon ein gutes Stück seines eigenen Anteils an all den Geldern, die Mahntayl und er der Grafschaft Hanth abgepresst hatten, an Bankiers im Desnairianischen Reich gesandt. Wenn er ohne Mahntayl würde fliehen müssen, dann sollte dieser Notgroschen ausreichen, den Rest seines Lebens in einem gewissen Komfort zu verbringen. Und dieser ›Rest seines Lebens‹ würde gewiss deutlich länger sein, wenn er nur rechtzeitig abreiste.
    Vielleicht kann ich ihn ja davon überzeugen, dass die Kirche ihn wieder in ›seiner‹ Grafschaft einsetzen wird − nur eben eher auf längere Sicht. Was das betrifft … − Walkyr kniff die Augen zusammen − … wäre Tahdayo für die Kirche als Prätendent − nein, nicht als Prätendent, sondern als ›rechtmäßiger Graf Hanth‹! − von beträchtlichem Wert. Vor allem, wenn der Grund für seine Entmachtung und Vertreibung nicht damit zu tun hatte, dass seine liebevollen Untertanen ihn auf den Tod nicht ausstehen konnten, sondern nur damit, dass man ihn für seine unerschütterliche Treue Mutter Kirche gegenüber verfolgt hatte.
    Nachdenklich schürzte Walkyr die Lippen. Das war ein ausgezeichneter Gedanke! Und die Möglichkeit, dass Mahntayl immer noch als ›Graf Hanth‹ anerkannt wurde (zumindest durch irgendwen) und er möglicherweise in dem Maße Unterstützung erhielte, wie es seinem Titel zustand, mochte vielleicht tatsächlich ausreichen, um Tahdayo davon zu

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